Joachim Schweitzer widmet sich mit Akribie Archiv der "Eintracht" / Vortrag im Kelnhof alles andere als trocken

Von Engelbert Kropfreiter

Bräunlingen. "Alles was bei der Narrenzunft so schön vorhanden ist", also das "Gedächtnis" der "Eintracht" habe er archiviert, sagte Joachim Schweitzer am Sonntagnachmittag im Kelnhofmuseum einer interessierten Zuhörerschar.

Zu einer, von ihm zuvor angekündigten trockenen Angelegenheit wurde der 90-minütige Vortrag jedoch nicht. Seit neun Jahren ist Schweitzer Ehrenrat der Narrenzunft und seit er altershalber von seinem Beruf als Hauptamtsleiter der Stadt entbunden ist, widmet er sich dem Zunftarchiv. Erfassung und Ergebnis nannte der Referent die wichtigsten Kriterien bei den Recherchen. Auch sei ein Archiv nie eine abgeschlossene Sache und beim Brand der Zunftkammer im Jahre 1971 sei Wichtiges in den Flammen geblieben, also für immer verloren. Das Archiv ist nach Sachgebieten geordnet, enthalte ein Inhaltsverzeichnis sowie eine Rubrik "Personalia". Lückenlos könne die Geschichte der Zunft seit dem 100-jährigen Bestehen der Zunft im Jahre 1990 verfolgt werden. Das älteste vorhandene Plakat stammt von 1901 und konnte nach dem Vortrag, wie auch andere historische Utensilien der Zunft, in Augenschein genommen werden. Disketten wie auch Schallplatten aus der Zunftgeschichte hätten nach dem rapiden Fortschritt der Technik nur vorübergehenden Wert und deshalb seien Fotoalben von Vorteil. Von letzteren habe die Zunft deshalb alle retten können, weil sie beim Brand in des Zunftmeisters Wohnung Herbert Scherzinger verwahrt gewesen seien.

Schweitzer ging ungeschminkt auf die Zeit im "Dritten Reich" ein, in der man die Fasnet bewusst "germanisch" verfälscht habe. Das Archivieren umfasse auch die Bestandsaufnahme von Leihgaben oder Schenkungen und hier ging seine Bitte an die Zuhörer: Wer noch etwas in der Versenkung über die Bräunlinger Fasnet finde, möge es nicht dem Müll, sondern der Zunft zu überlassen. Der Index über die Beschlüsse des Narrenrates veranlasste den Referenten, ein Wort über die Protokollführung zu verlieren. Vielfach werde dort bei Eigennamen der Spitzname benutzt und nach Jahrzehnten könne niemand mehr nachvollziehen, wer damit gemeint gewesen sei. Auch die Ausdrücke "sollen" und "können" seien nur als Absichtserklärungen zu verstehen und nicht als Beschlüsse gültig.

Am Schluss wurden uralte Archivfotos sowie Ratsprotokolle aus früheren Jahrhunderten gezeigt. So gibt es im Jahre 1823 den ersten Hinweis auf das Hexenlaufen im Städtle. Maren Ott vom Städtischen Kultur- und Verkehrsamt dankte Schweitzer unter anhaltendem Beifall der Besucher für seine informativen Darstellungen aus dem Hintergrund der Fasnet.

Nächsten Montag wird Schweitzer bei der Volkshochschule über 125 Jahre Narrenzunft Eintracht im Bildungs- und Betreuungszentrum referieren, kündigte Ott an.