Unterschrieben: Christoph Fröse und Jürgen Guse unterzeichnen die Urkunden der Städtepartnerschaft. Fotos: Pohl Foto: Schwarzwälder-Bote

Städte besiegeln 25 Jahre Partnerschaft

Bräunlingen (mp). 25 Jahre wilde Ehe und trotzdem immer keusch. Eine Kombination, die ebenso unvorstellbar ist, wie es die Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland noch vor 26 Jahren war. Beides sei heute aber Tatsache, sagte Bräunlingens Bürgermeister Jürgen Guse am Donnerstagabend beim Festakt zum 25-jährigen Bestehen der Partnerschaft zwischen Bräunlingen und Bannewitz.

"Christoph Fröse und ich waren immer keusch.", betonte Guse. Diese "wilde Ehe", wie sie Festredner Jürgen Martens, ehemaliger sächsischer Justizminister, nannte, ging am nun zu Ende. Christoph Fröse, Bürgermeister von Bannewitz, und Jürgen Guse unterzeichneten unter den Augen der beiden "Trauzeugen" und Hauptamsleitern der Partnerstädte, Jürgen Bertsche und Heiko Wersig, die Ehe-Urkunden. Seit diesem Abend ist die Partnerschaft zweier Städte, die ihre erste Begegnung bereits kurz nach der Wende hatten, besiegelt. Es schließt sich ein Kreis, den beide Bürgermeister vor 25 Jahren begonnen haben zu zeichnen. "Auch wenn ich zwischenzeitlich 15 Jahre lang nicht Bürgermeister von Bannewitz war, ist unser Kontakt nie abgerissen", sagte Christoph Fröse. Und auch Jürgen Guse blickt mit Freude auf das vergangene Vierteljahrhundert.

Als Ehrengast und Festredner durften die Bräunlinger Jürgen Martens begrüßen. Der geborene Münchner ist in Königsfeld aufgewachsen und hat dort auch sein Abitur gemacht. Heute arbeitet Martens als Rechtsanwalt in Sachsen. Seine biografische Rundreise brachte er auch in seiner Rede deutlich zum Ausdruck. Seine Schilderungen über die Zeit nach dem Mauerfall im Westen wie im Osten, beeindruckten die rund 80 Gäste im kleinen Saal der Stadthalle. Und egal ob Wessi oder Ossi, durch die Stuhlreihen hinweg fühlten sich die Zuhörer angesprochen. "Es gibt nur den Weg des Austausches, des Zusammenkommens und des gegenseitigen Erzählens der eigenen Erlebnisse. Nur so können wir verstehen und Verständnis zeigen." Martens erlebte beide Seiten und stellt heute fest: Es wachse nicht immer das zusammen, was eigentlich zusammen gehöre. "Und nach dem Mauerfall haben wir doch alle festgestellt, wir unterhalten uns alle auf Deutsch, aber wir sprechen nicht dieselbe Sprache." Daraus, betonte Martens, sei überhaupt erst dieses Gefühl von Ossis und Wessis entstanden.

Dieses Denken habe es in Bräunlingen laut Bürgermeister Guse nie gegeben. "Wir haben uns aber auch nie aufdringlich oder besserwisserisch verhalten." Wenn sie in Verwaltungsangelegenheiten gefragt worden seien, hätten sie geholfen. "Wir sind aber nie zu den Kollegen in Bannewitz gegangen und haben ihnen ungefragt gesagt, wie man bestimmte Dinge zu machen habe." Christoph Fröse schilderte seine Eindrücke von damals und blickte auf die Entwicklung, wie er sie wahrgenommen hat. "Die Voraussetzungen waren andere. Bei uns waren Einnahmen gleich Ausgaben. Im Westen wurden bis zur Wende Rücklagen gebildet. Aber ich kann Ihnen sagen: Wir haben alle schwimmen gelernt." Es sei ein herrliches Gefühl zu wissen, dass jemand für einen da sei. "Und Bräunlingen ist quasi wie unser 13. Ortsteil", sagte der Bürgermeister von Bannewitz. Um diese Eheschließung gebührend zu feiern, haben die Beteiligten ein vielseitiges Programm vor und hinter sich. Gestern wurden das Bildungszentrum und Landrat Sven Hinterseh besucht, am Abend gab es ein Essen mit Unterhaltung des Heimat- und Trachtenbundes.