Waltraud Würth (links) und Elfriede Falkowski freuen sich über den Besuch von Micha Bächle in ihrem Garten. Foto: Jakober Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgermeisterwahl: Micha Bächle hat 2200 Haushalte besucht / Wahlprogramm war ein langer Prozess

Ein langer Prozess: Das hat sich Micha Bächle für sein Wahlprogramm sich vorgenommen. "Das war ja auch ein Grund, warum ich meine Kandidatur so früh bekannt gegeben habe: Ich wollte ausreichend Zeit haben". Bereits Ende Juni hatte er seine Kandidatur bekannt gegeben.

Bräunlingen (jak). Am Anfang standen Grobüberlegungen – Punkte, die ihm selbst aufgefallen waren.

Dann kamen die Ortsrundgänge, die Bürgergespräche und die Firmenbesuche und der Häuserwahlkampf. Rund 2200 Haushalte hat Bächle bereits nach eigenen Angaben besucht. Manchmal war es nur ein kurzes Gespräch, weil man sich schon kannte, bei anderen war er fast eine Stunde. "Es war ganz interessant und sehr spannend", sagt Bächle. Viel habe er erfahren über die Vorstellungen und die Probleme der Bräunlinger, viele Anregungen habe er gesammelt. All das hat er nun in ein Wahlprogramm gegossen, das er am Montag bei der offiziellen Kandidatenvorstellung der Stadt erstmals vorgestellt hat.

"Mir ist wichtig, dass die Bürger nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden", sagt Micha Bächle. Kommunale Entscheidungsprozess müssten transparent gestaltet und die Bürger mit einbezogen werden. "Das ist wichtig für die Akzeptanz von Projekten." Das soll auch für die Ortsteile gelten, die auch im Gemeinderat präsent sein sollen. "Daher bekenne ich mich auch zur unechten Teilortswahl und den Ortschaftsräten", erklärt Bächle. Stichworte sind: den Bürgerservice stärken, eine Bürger-App und eine Bürgermeistersprechstunde.

"Das ist mir ein persönliches Anliegen, denn Bräunlingen ist eine Vereins- und Ehrenamtsstadt." Unterstützung wäre zum einen durch finanzielle Mittel, aber auch durch die Anerkennung wie beispielsweise mit einem Ehrenamtsabend möglich. Im Bereich Feuerwehr legt Bächle Wert auf eine gute Ausrüstung. In Waldhausen ist das Fahrzeug 50 Jahre, in Unterbränd 40 Jahre. "Da steht in den nächsten Jahren viel an."

Zwar sei im Bereich der Kinderbetreuung in den vergangenen Jahren viel getan worden, aber es gelte, die Angebote kontinuierlich an den Bedarf anzupassen. Denn gerade die Kinderbetreuung sei eine Voraussetzung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und somit auch ein Standortfaktor. Das Gleiche gelte auch für die beiden Grundschulen in Bräunlingen und Döggingen. Doch nicht nur im Bereich Nachwuchs will Bächle aktiv sein: "Wir brauchen Angebote für alle Generationen. Daher will ich auch über alternative Wohnkonzepte für Menschen im Alter nachtdenken."

Auch wenn die Zahl der Einwohner in den vergangenen Jahren wieder leicht angestiegen ist, ist "die Bevölkerungszahl in der Gesamtstadt heute um mehr als 300 Personen niedriger als noch vor 15 Jahren". Diese 300 Bürger würden fehlen: in den Vereinen, der Einkommenssteuerzuweisung, beim Einkaufen und vielem mehr. "Ich will, dass die Bürger hierbleiben und nicht wegziehen, aber auch neuen Bürger die Stadt Bräunlingen zu ihrer Heimat machen." Hier brauche es Bauplätze, aber auch eine attraktive Preisgestaltung durch Anreize für Einheimische und Familien.

Zwar sei in den vergangenen Jahren viel investiert worden, doch das mache sich nun im kommunalen Haushalt bemerkbar. "Die Rücklage der Stadt weist nach den Planungen zum Jahresende noch gut 366 000 Euro auf und damit nur unwesentlich mehr, als gesetzlich vorgeschrieben", erklärt Bächle. Deshalb müsse die Finanzsituation im Blick behalten und neue Schulden vermieden werden.

Bräunlinen sei ein starker Wirtschaftsstandort. "Wir müssen gute Rahmenbedingungen schaffen, damit die Unternehmen sich weiterhin gut entwickeln können." Dazu brauche es auch Gewerbeflächen.

Die Stadtsanierung müsse auch in der Kirchstraße fortgeführt werden – doch erst, wenn das Geld dafür vorhanden ist. Bei der Überarbeitung der Stadtbildsatzung müsse der Spagat geschafft werden, den historischen Charme der Altstadt zu behalten und trotzdem Entwicklungsmöglichkeiten zuzulassen. "Es kann nicht sein, dass die Auflagen so streng sind, dass die Eigentümer ihre Gebäude lieber leer stehen lassen." Weitere Stichworte sind Einzelhandel und die Verkehrs- und Parksituation.

Im Bereich Infrastruktur möchte Bächle den Breitbandausbau vorantreiben und dafür sorgen, dass Gebäude, Straßen und Kanäle regelmäßig gepflegt und saniert werden. Beim öffentlichen Nahverkehr ist ihm vor allem die Anbindung "an die und zwischen den Ortsteilen" wichtig. Außerdem müsse das Tourismus-Profil geschärft werden.