Arbeiten gemeinsam an neuen Perspektiven für die Bräunlinger Stadtkapelle und die evangelische Kirchengemeinde in der Zähringerstadt: Micha Bächle (von links), Ralf Wolf, Carl Ruyter, Heidi Gräfinger und Martin Hornung. Fotos: Simon Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Stadtkapelle und Kirchengemeinde im Gespräch / Positiver Grundtenor zu möglicher Nutzung

Die Stadtkapelle ist weiterhin auf der Suche nach einem neuen Probelokal, und die evangelische Kirchengemeinde sucht dringend Lösungen für eine Zukunft in Bräunlingen.

Bräunlingen (guy). Vielleicht führen jetzt beide Suchen auf einen gemeinsamen Weg, der auch eine Lösung bietet.

Aus dem Stadtbauamt sei die Idee gekommen, die Anliegen von Kirche und Stadtkapelle miteinander zu verknüpfen. Glaube und Musik unter einem Dach, erklärte Bürgermeister Micha Bächle. "Anlass ist auch die ungewisse Perspektive der evangelischen Kirche in der Stadt. Uns ist wichtig, dass sie weiter in Bräunlingen beheimatet bleibt." Der Wunsch der Stadtkapelle nach neuen Räumen bestehe schon lange. "Vielleicht lässt sich beides verbinden. Dazu wurden auch schon die ersten Gespräche geführt", so Bächle.

Und die lassen durchaus eine Perspektive erkennen: "Wir hatten Sitzung mit dem Kirchengemeinderat. Dort haben wir über die Zukunftswerkstatt gesprochen, die sich mit dem Thema ›Evangelisch in Bräunlingen‹ beschäftigt hat. Die Zukunft unserer evangelischen Gemeinde und insbesondere des Kirchengebäudes der Auferstehungskirche ist uns ein ernstes Anliegen", so Carl Ruyter, Vorsitzender des Kirchengemeinderates.

Man sei in einer prekären Situation, da die Glaubensgemeinde sich in einem Haushaltssicherungskonzept befinde. Was bedeutet das? "Alle unsere Ausgaben müssen wir mit dem Oberkirchenrat absprechen. Zudem brauchen wir ein Konzept, wie wir unseren Haushalt so sanieren, dass wir auch in den nächsten fünf bis zehn Jahren mit dem Geld auskommen", so Ruyter. Man müsse damit rechnen, dass die Gemeinde-Mitgliederzahlen weiter nach unten gehen.

Insofern sei es wichtig, zusätzliche finanzielle Quellen aufzutun: "Wir haben etwa mit der Bäckerei Schmid einen Vertrag über die Parkplatznutzung abgeschlossen", sagt der Vorsitzende. Man begrüße daher, dass Bürgermeister Bächle die Stadtkapelle mit ins Boot geholt habe.

Die ist seit etlichen Jahren auf der Suche nach neuen Räumen für die mittlerweile 60 Musiker. Die Räume im Dachgeschoss der Schule werden seit einigen Jahrzehnten von der Stadtkapelle genutzt. Die Zahl der Mitglieder ist gestiegen, die Anforderungen an Proberäume ebenfalls: mehr Platz, ebenerdiger Zugang, Barrierefreiheit und die Möglichkeit, in getrennten Räumen Einzelproben zu machen – wichtig für den musikalischen Nachwuchs.

Mittlerweile hat die erste Probe in der Auferstehungskirche stattgefunden. "Etwa 35 Mitglieder waren dabei. Es war ein ganz anderes Gefühl als in unserem Proberaum in der Schule", sagt Ralf Wolf, zweiter Vorsitzender der Bräunlinger Stadtkapelle. Allerdings sei es schwer gewesen, den Dirigenten immer auch gut zu verstehen. "Akustisch müsste man etwas machen", so Wolf.

Und genau darum geht es jetzt: In Gesprächen wollen Stadtkapelle und Kirchengemeinde abklopfen, wie genau ein gemeinsamer Weg gefunden werden kann und was dafür alles gemacht werden muss. Besonders, da die Stadtkapelle nach einer dauerhaften Lösung für die Angelegenheit mit dem Probelokal sucht: "Mittelfristig müsste sich ein Akustiker das anschauen. Zudem geht sehr viel Schall nach außen. Man hört das deutlich. Da wir immer abends proben, bis etwa 22 Uhr, soll damit kein Eigentor geschossen werden. Es gibt viele Punkte, die wir jetzt abklären müssen", sagt der erste Vorsitzende der Stadtkapelle, Martin Hornung. Der Grundtenor sei positiv, von den Dimensionen her würde es passen.

Das Konzept, welches die Stadtkapelle bereits für ein zukünftiges Probelokal erarbeitet hat, beinhalte noch einige Punkte, die man dann auch bei der Kirche angehen müsse: "Dazu gehören etwa Räume für Einzelproben. Wenn man das wollte, wären sicher Umbauten notwendig. Die Frage für uns ist da natürlich: Wie ist die Situation, wenn wir Mieter sind und Geld investieren? Das ist ein Dialog, der geführt werden muss, da wir ja an einer langfristigen Lösung interessiert sind", so Hornung.

"Es ist schön, dass der Bürgerstolz in Bräunlingen auch in Richtung der Auferstehungskirche geht", so Ruyter. Man wolle jetzt den Kontakt zu den Teilnehmern der Zukunftswerkstatt weiter festigen. Es gebe in der Kirchenstruktur allerdings eine Hierarchie-Ebene: "Wir können keine Entscheidung ohne Rückhalt von oben treffen", so der Vorsitzende des Kirchengemeinderates. Die Kommunikation werde daher voraussichtlich sehr zeitintensiv. "Es ist jedoch wichtig, im Topf zu rühren. Und damit haben wir bereits begonnen und gewisse Dinge sind ja schon in Bewegung." Wichtig sei etwa auch, dass kirchenästhetische mit akustischen Anforderungen in Einklang gebracht werden.

Der Weg sei jetzt aufgenommen, wie genau das Ziel aussehe, wisse man noch nicht: "Jetzt soll geprüft werden und hoffentlich lässt sich so vieles klären", sagte Bächle. Wie es jetzt weiter geht? Anfang 2019 sollen weitere Gespräche stattfinden, um die Möglichkeit einer gemeinsamen Zukunft abzuklopfen.

Die Suche nach einem neuen Probelokal beschäftigt die Bräunlinger Stadtkapelle schon geraume Zeit. Um endlich etwas Bewegung in die Sache zu bringen, haben sich die Musiker entschieden, sich von einem Architekten ein neues Probelokal planen zu lassen. Exakt nach den Bedürfnissen, allerdings nur als Entwurf, um auch ein Kostenrechnung präsentieren zu können.

Im Jahr 2017 habe es noch die Überlegung gegeben, die oberen Räume im alten Bräunlinger Hallenbad als Probelokal nutzen zu können. Der Raum dort entsprach allerdings in keinster Weise den Anforderungen der Musiker. Auch hinsichtlich der Ausrichtung auf eine langfristige Lösung. Ein neues Domizil soll mindestens für die nächsten 50 Jahre bleiben. Die Planung für einen Neubau liegt mittlerweile vor, könnte aber in der aktuellen Form keine Alternative sein. "Unsere Planung sieht vor, in die Fläche zu bauen. Das ist heute sehr teuer. Ob wir einen solchen Neubau stemmen könnten, ist fraglich", so Martin Hornung.