Nach einer Bombendrohung hat die Polizei das am Hafen gelegene Medienhaus K42 abgesperrt. Foto: dpa

Nach fünf Stunden gibt es endlich Entwarnung. Nach einer Bombendrohung ist die direkt am See gelegene Friedrichshafener Stadtbibliothek und dazu der gesamte Hafen gesperrt worden. Doch die Polizei kann nichts finden.

Friedrichshafen - Wegen einer Bombendrohung hat die Polizei am Donnerstag stundenlang den Friedrichshafener Hafen abgesperrt. Wo sonst Touristen flanieren und die Schiffe der Weißen Flotte besteigen, standen Einsatzwagen der Polizei. Die Feuerwehr errichtete einen Container als Lagezentrum, im Hafen patrouillierte ein Boot der Wasserschutzpolizei.

Wie eine Sprecherin der Stadtverwaltung bestätigte, hatten Mitarbeiterinnen der Stadtbibliothek am Mittwochabend einen Brief mit einer Bombendrohung gefunden. Die Stadtbibliothek ist im Medienhaus „K42“ untergebracht, einem spektakulären Gebäude direkt an der Uferpromenade und gegenüber dem Zeppelinmuseum. Am nächsten Morgen habe man deshalb die Polizei eingeschaltet. Man habe die Nacht abgewartet, weil die Bedrohung auch erst den Donnerstag betroffen habe, sagte die Stadtsprecherin. Die Polizei ließ den Komplex, in dem auch Geschäfte, Cafés, Wohnungen und ein Hotel untergebracht sind, räumen und durchsuchte ihn mit Sprengstoffspürhunden. Dann erst gab es Entwarnung. Es seien keine Hinweise auf einen verdächtigen Gegenstand gefunden worden, sagte ein Polizeisprecher.

In dem Brief, der offenbar an niemanden persönlich adressiert war, habe ein Unbekannter die Bezahlung von 100 000 Euro gefordert. Andernfalls werde am Donnerstag eine Bombe gezündet. Weitere Einzelheiten über den Inhalt und die Form des Briefs gab die Polizei nicht bekannt. „Wir versuchen jetzt, etwas über seine Herkunft herauszufinden“, sagte der Sprecher.

100 000 Euro, sonst knallt es

Wie viele Menschen von der Evakuierung betroffen waren, sagte die Polizei nicht. „Wir haben in alle Wohnungen hineingeschaut.“ Die Schifffahrt musste für mehrere Stunden eingestellt werden. Gegen 10.30 Uhr hat das letzte Passagierschiff den Hafen der zweitgrößten Bodenseestadt verlassen, neue Schiffe durften bereits seit 9.30 Uhr nicht mehr anlegen. Fahrgäste wurden per Bus von den benachbarten Häfen in Langenargen und Immenstaad nach Friedrichshafen gebracht. Erst gegen 14.20 Uhr durfte das erste Schiff wieder anlegen. Die stündliche Schnellverbindung via Katamaran zwischen Friedrichshafen und Konstanz wurde zeitweise ganz eingestellt. Auch die Fähre aus Romanshorn in der Schweiz konnte nicht anlegen.

Fähregäste müssen wieder aussteigen

„Wir mussten eine volle Fähre mit 200 Fahrgästen und vielen Lastwagen wieder zurückholen“, sagte der Oberkapitän der Schweizerischen Bodenseeschifffahrt (SBS), Erich Hefti. Gegen 9.36 Uhr hatte sie Romanshorn verlassen, mehr als eine Stunde wartete sie vor dem Friedrichshafener Hafen, ehe sie zurückkehrte. Gegen 12 Uhr konnten die Lastwagen und Autos das Schiff wieder verlassen. Das Fahrgeld wurde zurückbezahlt. Eine weitere Fähre lag etwa eine Stunde bei Friedrichshafen vor Anker, ehe sie umdrehte. Die Kunden mussten den Umweg über Bregenz (Österreich) oder die Autofähre zwischen Konstanz und Meersburg nehmen.

Auch das Empfangsgebäude am Ulmer Hauptbahnhof musste am Donnerstagmittag geräumt werden. Dort war ein herrenloser Koffer der Auslöser. Nachdem ein Sprengstoffspürhund nicht angeschlagen hatte, wurde der Koffer geöffnet. Darin fanden sich Bekleidung und Lebensmittel sowie Hinweise auf den rechtmäßigen Eigentümer aus dem Landkreis Oberallgäu.