Der Kirchenchor Herrenzimmern und an der neuen Orgel Peter Auginski. bereiteten den Zuhörern eine wunderbare Einstimmung aufs bevorstehende Fest.  Fotos: Hölsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Chor und Peter Auginski brillieren mit Adventskonzert zur Orgelweihe in der St. Jakobuskirche

Von Heinrich Hölsch

Bösingen-Herrenzimmern. Das mittlerweile traditionelle Konzert am Abend des vierten Adventssonntags in der Herrenzimmerner St. Jakobus-Kirche hat sich offensichtlich weit herumgesprochen. So war auch in diesem Jahr die Kirche bis auf den letzten Platz von einem erwartungsvollen Publikum besetzt.

Und die Erwartungen wurden mehr als erfüllt: Bei ihrem Adventskonzert zur Orgelweihe boten der Herrenzimmerner Kirchenchor St. Jakobus und Peter Auginski an der neuen Stehle-Orgel eine wunderbare musikalische Einstimmung auf das Weihnachtsfest. Das abendfüllende Programm war wie aus einem Guss: unter dem Titel "Alternatim" hatte Chorleiter Peter Auginski sowohl für den Chor als auch für die Orgel Werke aus verschiedenen Epochen der Orgelmusik zusammengestellt.

Zu Beginn ertönte im Wechsel von Orgel und gregorianischem Choral der von tiefer adventlicher Sehnsucht nach dem Erlöser geprägte Adventshymnus "Conditor alme siderum" von Jean Titelouze, in dem Peter Auginski feierlichen Ernst und mystische Versenkung entfaltete. Großartiges und zugleich inniges Marienlob erklang im "Magnificat Noni Toni" von Samuel Scheidt, einer meisterhaften Vertonung des Lobgesangs Marias, wobei die zwölf Verse dieses Canticums wiederum zu gleichen Teilen auf Chor und Orgel verteilt wurden. Erstaunlich, wie es Peter Auginski dabei gelang, mit den relativ wenigen Registern der neuen Orgel eine solche Klangvielfalt zu erzeugen.

Dann begann der weihnachtliche Teil des Konzerts. In zauberhaft zarten Registrierungen und von Peter Auginski tiefgehend interpretiert, erklangen die vier Sätze von Johann Sebastian Bachs weltberühmter "Pastorale": zuerst die volkstümlich gemütsvolle "Musik der Hirten", beantwortet von ätherischen Flötenmelodien als stimmungsvolle "Musik der Engel". Ein wunderbar singendes Prinzipal-Register trug in großer Innigkeit "Marias Gebet" vor, wonach im vierten Satz ein kunstvoll fugiertes "Wiegenlied für das Jesuskind" erklang, worin das uralte "Joseph, lieber Joseph mein" in den zart schwingenden Tongirlanden verborgen war.

Der Stilwandel in der Musik vom 16. zum 17. Jahrhundert wurde sehr schön an zwei Bearbeitungen und Chören des bekannten "In dulci jubilo" deutlich: holzschnitthaft-anrührend die Renaissance-Komposition aus dem St. Gallener Tabulaturbuch des Fridolin Sicher, gefühlvoll (und einen Ton höher) die barocke Fassung von Johann Michael Bach. Auch hier überzeugte Peter Auginski mit gefühlvollem Spiel und interessanten Registrierungen.

Ein weiterer Höhepunkt wurde den Hörern mit Dieterich Buxtehudes Choralphantasie über "Wie schön leuchtet der Morgenstern" geboten: äußerst zart beginnend, dann tänzerisch und mit Echoeffekten weitergeführt, mündete die Choralmelodie in ein prachtvolles und von Peter Auginski virtuos vorgetragenes Finale. Besonders anrührend waren dann Franz Xaver Anton Murschhausers Variationen über "Lasst uns das Kindelein wiegen", in dem in barock-kindlicher Freude allerorten der "Kuckuck" zu hören war.

Auch die Leistung des Kirchenchors St. Jakobus war außergewöhnlich: Der Klang war in allen Stimmlagen sehr ausgeglichen, gekrönt von einem leuchtenden Sopran. Im Chor wird ausgezeichnete stimmbildnerische Arbeit geleistet. Bewundernswert war auch die perfekte Klangbalance zwischen dem deutlich zu hörenden Chor und der einfühlsam begleitenden Orgel.

Hervorzuheben ist auch, wie eindrucksvoll es dem Chor gelang, den Intentionen Peter Auginskis zu folgen und den Charakter jedes einzelnen Liedes - sei es ausdrucksvoll, innig oder festlich-freudig - genau zu treffen und so die Hörer immer wieder neu zu fesseln. Eine hervorragende Idee war es auch, das Gemeinschaftsgefühl aller Anwesenden zu stärken und einige der schönsten deutschen Weisen wie "O Heiland, reiß die Himmel auf", "Stille Nacht" und "O du fröhliche" und "Nun freut euch, ihr Christen" gemeinsam mit dem Publikum zu singen, mächtig unterstützt von der neuen Orgel und jeweils überwölbt von dem großartigen Überchor.

Begeisterter und lang anhaltender Applaus war der Dank des Publikums.