Burkhardt Schlesiger (links) und Karl Kimmich (rechts) zeigen Dokumente über Volksfrömmigkeit in Bösingen und stoßen auf eine gute Resonanz. Foto: Hölsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Volksfrömmigkeit: Vortrag in Bösingen stößt auf gute Resonanz und erhält Anerkennung eines Fachmanns

Die vielseitigen, von Burkhardt Schlesiger gesammelten Dokumente über "Volksfrömmigkeit in Bösingen" aus zwei Jahrhunderten stellte der Forscher selber im Namen des Heimatpflegevereins Bösingen in Kooperation mit Karl Kimmich vor.

Bösingen (hh). Beide Hobby-Historiker zeigten und erklärten die vorgestellten Firm- und Kommunionbilder sowie Bruderschaft-, Sterbe- und Andachtsbildchen, ebenso Fronleichnamsaltäre. Karl Kimmich (Geschichts- und Kulturverein Herrenzimmern) recherchierte speziell über Gefallene aus Bösingen im Zweiten Weltkrieg.

Die Brüder Franz und Anton Hezel starben innerhalb von drei Tagen am 15. und am 17. Oktober 1944, Franz in Finnland und Anton in Rußland. Er ist auf dem Friedhof in Mielau (heute in Polen) beigesetzt. Oder der 21-jährige Ernst Stritt, Geschützführer einer Panzerjäger-Abteilung, der am 6. September 1944 gefallen ist; er ruht auf der Kriegsgräberstätte Gruft 35. Grabkammer 63, in Mont de Huisnes in Frankreich, in Sichtweite der Benediktinerabtei Mont-Saint-Michel (Normandie). Karl Kimmich hatte die Grabstätte besucht.

Außerdem wurden Sterbebilder von Bösinger Pfarrern, Ordensschwestern und Bürgern sowie eine ganze Anzahl von unterschiedlichen Firm-, Kommunion- und Kirchenbildern gezeigt und mit Inschrift erklärt. Fronleichnamsaltäre von früher und heute wurden dokumentiert. Martin Luther war ein Feind von Fronleichnam; die Evangelischen arbeiteten an Fronleichnam, die Katholiken dagegen an evangelischen Feiertagen.

Priester in Bösingen

Eine ganze Anzahl von Bruderschaften gab es in Bösingen, angefangen von der Wendelinus-Bruderschaft, bis hin zum Kindheit-Jesu-Verein. Unzählige Bösinger Hausnamen wurden erklärt, die Jürgen Kutzner beschrieben hat; Hausnamen kommen von Vornamen. Karl Kimmich dokumentierte den Kalender des katholischen Kirchenjahrs.

Das frühere Pfarrhaus, das heute nicht mehr abgerissen werden dürfte, wurde gezeigt. 1971 kam Pfarrer Schydlo nach Bösingen und sagte, ihm sei ein neues Pfarrhaus versprochen worden. In das alte sei er nicht eingezogen. Es wurde abgerissen und ein neues erstellt – für Pfarrer Hubert Schydlo.

Elf Priester vor Einführung der Seelsorgeeinheit wurden von 1892 bis 2005 aufgezählt. Der letzte Pfarrer war Lorenz Vecsey. Er kam 1984, ging mit 70 Jahren 2005 in den Ruhestand und zog nach Rottweil. Heute noch kommt er gerne nach Bösingen und zelebriert Eucharistiefeiern, auch an Festtagen. 2015 feiert er in Bösingen seinen 80. Geburtstag.

Über den gelungenen Vortrag von Burkhardt Schlesiger und Karl Kimmich wäre noch einiges zu berichten. Nur soviel: Der anwesende Rottweiler Stadtarchivar i. R., Winfried Hecht, war sehr angetan über die Dokumentation. Beide Vorträge, am Nachmittag und am Abend, waren gut besucht.