Absetzung: Harte Zeiten für einen jungen Schultes / Joch, Weibertrunk und Schlüsselübergabe

Wer das Glück hat, in einer Gemeinde mit zwei Ortsteilen Schultes zu sein wie Johannes Blepp, der wird halt am Schmotzigen gleich zweimal abgesetzt: erst in Herrenzimmern, dann in Bösingen.

Herrenzimmern-Bösingen (hh). In Herrenzimmern stürmten Narrenrat, Burgnarren in Begleitung der Garden, viele Einwohner und die Musikkapelle "Lyra" (Leitung: Alexander Higi) den Ratssaal. Der vor einem Jahr neu eingesetzte Schultes versteckte sich vor Angst. Das ging jedoch nicht lange gut.

Die Narrenräte schnappten sich den Schultes auf der Rathausbühne. Er kam ins Joch, und Narrenrats-Boss Klaus Stern beendete voller Freude die "Blepp’sche Plage". Alle jubelten und jubilierten, die Klängen des Zimberischen Burgnarrenmarsches ertönten.

In der Festhalle wurde die Absetzung des Schultes’ groß gefeiert. Und der neue Herrscher ließ prompt "seine schönen Puppen" tanzen. Es traten kleine, mittlere und große Garde der Narrenzunft Herrenzimmern auf.

Anschließend gab es Wein für die Weiber, wie es in Herrenzimmern nach alter Sitte üblich ist. Die "Schankwirte" hatten alle Hände voll zu tun, um dem großen Ansturm der Weiber gerecht zu werden.

Naturverbundene Männer

In Bösingen ist es mittlerweile Tradition, dass der Angelverein den Narrenbaum für die Speckmockelzunft aufstellt. Behutsam gingen die naturverbundenen Männer vor. Es war erstaunlich, wie viele Bürger und Fasnetsgruppen trotz des schaurigen Regens, der mit Schneeflocken vermischt war, an dieser Zeremonie am Narrenbrunnen ihre Anteilnahme bekundeten. Die Musikkapelle Bösingen (Leitung: Volker Bantle) sorgte für gute Unterhaltung.

Anschließend fand die Amtsenthebung des Bürgermeisters statt. Narrenpräsident Günther Stritt hielt Rückschau. Wieder sei ein Jahr vollbracht, und wieder sei viel Mist gemacht, meinte der Chef der Speckmockelzunft. Der Ort stehe gut da, aber man dürfe auf keinen Fall zufrieden sein. Feuerwehr, Schule und vieles mehr bereiten Sorgen wie Verkehrschaos an allen Stellen oder Mehrfamilienhäuser. Dabei sei die Lösung einfach: "Narrsein ist das höchste Gut, ihm gebührt der Doktorhut. Narren können unserem Leben Heiterkeit und Freude geben. Mir machtet in Bösingen Fasnet für den Leib und für d’ Seel, und das Speckvesper macht uns auch noch schee." Richtung Blepp gesprochen: Bösingen habe die schönsten Frauen, "wir könnten Sie noch mit einer trauen".

Ordnung bis Mittwoch

Bürgermeister Blepp musste "zum Schutz der Einwohner" den Schlüssel hergeben. Die Narren sorgen jetzt bis Aschermittwoch für Ordnung.