Bau einer zweiten Zufahrt ins Baugebiet Eschle: Auf Höhe des Ortsschildes, vom Standort des Betrachters etwa 50 Meter entfernt, soll es geschehen. Foto: Pfannes Foto: Schwarzwälder-Bote

Eschle: Schwierigkeit mit einer geschickten zweiten Einfahrt beschäftigt die Ratsrunde

Einfach, nein, einfach ist es nicht, eine ideale Lösung für eine südliche Zufahrt ins Herrenzimmerner Baugebiet Eschle zu finden. Immerhin erhält eine taktisch geschickte für den ersten Schritt eine Mehrheit im Bösinger Gemeinderat.

Bösingen. Der Bebauungsplan "Südliche Zufahrt Eschle", der schließlich nach ausgiebiger Diskussion auf den Weg gebracht wird, birgt mehrere Probleme und Optionen, die mit Planer Martin Weisser (Ingenieurbüro Weisser und Kernl, Villingendorf) besprochen werden. Nicht nur in der Gemeinderatssitzung, sondern bereits vor einigen Tagen nichtöffentlich mit dem Bauausschuss des Gemeinderats.  Welche Varianten werden vom Ingenieur aufgezeigt? Drei Stück. Kreisverkehr im Bereich des Ortsschildes auf der Kreisstraße Richtung Villingendorf, etwa 50 Meter nach der Bebauung. Nummer zwei: Linksabbiegespur an der gleichen Stelle. Und Nummer drei: Kreisverkehr 145 Meter nach der Bebauung im Bereich der Zufahrten zum Sportgelände und zur Burgruine. Sie unterscheiden sich einerseits bei den Kosten und andererseits bei den Erdbewegungen.   Welche Kosten fallen an? Laut Ingenieur Weisser bei Nummer eins: 2150 Quadratmeter Flächenverbrauch und Kosten von 330 000 Euro, bei Nummer zwei 1150 Quadratmeter und 175 000 Euro und bei Nummer drei rund 6200 Quadratmeter, die Größe eines Sportplatzes laut Weisser, und rund 877 000 Euro. Dabei seien Erdbewegungen, Grabungen und Aufschüttungen im Bereich dieser für dieses Bauvorhaben diffizilen Topographie noch nicht berücksichtigt.   Welche Überlegungen plagen Gemeinderäte? Mehrere, da eigentlich keine der drei Möglichkeiten zufriedenstellt.

Variante drei kostet sehr viel Geld, würde jedoch das Provisorium mit der Einfahrt ins Sportgelände, das bereits 1993/94 diskutiert worden sei, so Weisser, möglicherweise lösen, und auch die Zufahrt zur Ruine einbeziehen.

Variante eins ist ein Kreisverkehr in Hanglage mit lediglich einem Arm: wäre ungewöhnlich und sicherlich in der Bevölkerung schwerer zu vermitteln. Könnte jedoch das Zuschnellfahren vieler im Bereich des Ortseingangs ausbremsen, würde aber bei glatter Straße das Anfahren am Hang erschweren.

Mit Variante zwei, der Linksabbiegespur, würde die Kreisstraße einige Meter nach Osten um eine dritte Spur erweitert. Eine Querungshilfe auf der Kreisstraße für den Weg Richtung Sportgelände und zurück soll der Sicherheit der Fußgänger dienen und dem Autoverkehr anzeigen, dass er langsamer tun soll.

So scheint Variante zwei eigentlich die geschickteste zu sein. Doch vor allem Gemeinderäte aus Herrenzimmern üben sich in Zurückhaltung. In Stoßzeiten stünden die Linksabbieger Schlange, wird – nur ein Beispiel – befürchtet. Immerhin könnte einmal das gesamte Baugebiet Eschle mehr als 100 Bauplätze mächtig sein.   Eine vierte Variante kommt ins Spiel. Sie wird von Bernadette Stritt angeregt. Für die Bösinger Gemeinderätin spricht die Kosten-Nutzen-Rechnung für die Linksabbiegespur. Aber: Warum nicht die Linksabbiegespur so planen, dass sie in Zukunft – die Rede ist von zehn bis 15 Jahren – von einem Kreisverkehr ersetzt werden könnte? Dies wäre laut Martin Weisser machbar.   Überlegungen und Ansichten. Roland Noder bittet den Ingenieur, weitere Überlegungen anzustellen. Der Schwabe sage schließlich: Geht nicht, gibt’s nicht.

Der Ingenieur rät, die Verkehrsbelastung nicht unter- und nicht überzubewerten. Er erwähnt den "Ortsteil" Sommerhalde: ähnlich groß wie "Eschle" und seit 40 Jahren nur mit einer Zufahrt versehen. Weisser: Der Verkehr komme schließlich nicht auf einen Schlag.

Bürgermeister Johannes Blepp macht sich für eine zweite "Eschle"-Zufahrt in der Gegenwart, nicht in ferner Zukunft, stark.

Josef Seifried möchte das Ortsschild Richtung Süden rücken, damit das Problem mit der zu schnellen Geschwindigkeit gelöst werde.

Thomas Glatthaar hat ein Herz für bestehende Straßen, für deren Instandhaltung ebenso Geld zur Verfügung stehen müsse. Deshalb hat für ihn und für andere Räte wie Rainer Hezel die Variante zwei gewissen Charme, wenn auch mit Ergänzungen. Eine sei, so Hezel, eine Geschwindigkeitsbegrenzung, ähnlich der Beschilderung vor und bei der Zufahrt zum Sportgelände des VfB Bösingen.

Für Martin Weisser ist eine "Nachrüstung" (mit dem Kreisverkehr) eine Option, wenn sich auf der Westseite etwas bewegen sollte. Schließlich seien auch 70 Bauplätze auf der Ostseite, im "Eschle", in den 16 Jahren seit 2001 entstanden. Einspareffekte seien jedoch mit dem zeitnahen Bau der Abbiegespur und dem späteren Bau eines Kreisverkehrs an gleicher Stelle nicht zu erzielen, erfährt Wolfram Röhrig auf Nachfrage.   Deus ex machina. Ist in diesem Fall, bevor die Diskussion droht, sich im Kreis zu drehen, Matthias Jetter. Der Mann für alle Fälle im Rathaus. Das Zauberwort heißt "saP". Ist in diesem Fall nicht ein deutscher Software-Hersteller, sondern die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung, die heutzutage erforderlich sei bei Verwirklichung von Bebauungsplänen dieser Art. Darin spielt die Brutzeit der Vögel – von Mitte April bis Mitte Juni – eine Rolle, erfährt die Ratsrunde. Wenn also jetzt kein entsprechender Aufstellungsbeschluss gefasst werde, um Behörden und Bürger frühzeitig beteiligen zu können, dann dauere das Prozedere mindestens ein weiteres Jahr, bis die Experten im 2018er-Frühjahr Vögel beobachten und ihre Schlüsse daraus ziehen können.   Ein weiterer Joker. Der Bürgermeister wirbt für den Einstieg ins Verfahren mit der Linksabbiegespur als Grundlage und sagt, dass sich die Gemeinde damit nichts verbaue. Im Gegenteil. "Wir gewinnen Zeit." Die Ansichten der Behörden und Vorschläge der Bürger werden notiert. Und: Falls der Gemeinderat umdenken sollte, könne das Verfahren jederzeit abgebrochen werden.   Abstimmung. Bei einer Gegenstimme (Roland Noder) und vier Enthaltungen wird der Aufstellungsbeschluss gefasst, bei fünf Enthaltungen die frühzeitige Bürger- und Behördenbeteili-gung.   Nachklapp. Einerseits die Feststellung von Roland Noder, dass die zweite Zufahrt ins "Eschle" nicht pressiere mit Blick auf die eine und einzige Ausfahrt aus der Sommerhalde, Usus seit Bestehen dieses Baugebiets. Andererseits ein weiteres Anliegen: nämlich die mehr als ungeschickte Einfahrt, von Bösingen kommend, in die Wiesenstraße und somit ins Gewerbegebiet Brühl zu erleichtern. Wie Rainer Hezel anregt ("das Kreuz zurückversetzen") – mit Blick auf das Geld, das "eingespart" werde bei Variante zwei im Verhältnis zur Variante eins.

Aus Gründen des Grunderwerbs von einer Erbengemeinschaft gilt dieser Wunsch als nahezu unerfüllbar, wissen Ingenieur und Roland Noder, die sich noch an entsprechende Versuche in nicht allzu ferner Vergangenheit erinnern.