Johannes Blepp setzt sich mit knapper Mehrheit durch / 155 Stimmen machen Unterschied

Bösingen/Schömberg. "Ich muss dann wohl nach vorne gehen." Ja, das muss er, der Schömberger Johannes Blepp, das darf er. Das hat er sich redlich erarbeitet nach einem dreimonatigen Wahlkampf. Der Gewinner der Bürgermeisterwahl in Bösingen atmet am Sonntagabend gegen 18.50 Uhr im hinteren Teil der Herrenzimmerner Halle durch. Dann geht er durch die Menschenmenge, unter denen sich auch Bürgermeister aus Nachbargemeinden befinden, nach vorne. Aufs Podium. Zu Bürgermeister Alfred Weiss, der das Wahlergebnis verkündet.

Johannes Blepp erhielt 54,2 Prozent der Stimmen, sein Mitbewerber Achim Grutz 45,6 Prozent. Eine spannende Angelegenheit war es. Beim Blick auf die Zahlen zeigt sich, dass die Sympathien verteilt waren, wie nicht anders zu erwarten. "Lokalmatador" Achim Grutz bekam in Herrenzimmern die klare Mehrheit: 506 Stimmen (70,8 Prozent) zu 209 von Blepp (29,2 Prozent), Johannes Blepp in Bösingen: 597 Stimmen (75 Prozent) zu 195 von Grutz (24,5 Prozent). Auch die Briefwahl entschied Blepp für sich (173 zu 123). Zusammen ergeben diese Zahlen eine Mehrheit von 155 Stimmen für Johannes Blepp (979 zu 824); zur Ergänzung: Vier Stimmen fielen unter die Rubrik "Sonstige".

Beide Kandidaten bekommen viel Beifall, jener für Achim Grutz fällt in Herrenzimmern stärker aus als für Johannes Blepp. Auch das ist verständlich. Dafür erhält Johannes Blepp in Bösingen, als das Ergebnis ab 19.30 Uhr in der großen Halle verkündet wird, mehr Applaus und länger die Gelegenheit, Hände zu schütteln. Eine Schar von Bürgern will es sich nicht nehmen lassen, dem Sieger persönlich zu gratulieren. Johannes Blepp bedankt sich für das Vertrauen. Er blickt auf einen "sehr, sehr langen Weg" mit einem dreimonatigen Wahlkampf zurück, dankt seinen Helfern und der Familie. Er weiß, dass viel Verantwortung auf ihn laste. Darauf freue er sich. Er will baldmöglichst in die Gemeinde ziehen und sucht eine Wohnung. Über ein Angebot, so Blepp, würde er sich freuen.

Für die musikalische Gratulation zeigen sich beide Musikkapellen und in Bösingen der Gesangverein mit astreinen Vorträgen verantwortlich. Für die verbalen Glückwünsche treten Michael Bantle und Rainer Hezel, beide Sprecher der Vereine – Bantle in Herrenzimmern, Hezel in Bösingen – ans Mikrofon. Vor allem Rainer Hezel weist auf die zukunftsfähige Gemeinde hin. "Vieles ist bei uns vorhanden, was in anderen Gemeinden nicht mehr oder nur noch teilweise existiert." Und: "Das kulturelle Leben wird bei uns zum Großteil von den Vereinen getragen." Hezel wünscht, dass der neue Schultes für die Belange der Vereine immer ein offenes Ohr haben möge, und verspricht die "volle Unterstützung der Vereine".

Bürgermeister Alfred Weiss, der Anfang Januar nach 40 Jahren im Amt aufhören muss, vergisst keineswegs, Dankesworte an beide Kandidaten zu richten für die Fairness im Wahlkampf. Und an die Bürger, die zur Wahl gegangen sind. Die Wahlbeteiligung von 66,7 Prozent ist ein "wirklich tolles Ergebnis". Und er blickt bereits nach vorne und ruft die Personen, die Blepp nicht gewählt haben, auf, "mitzuarbeiten, wie immer, um die Gemeinde voranzubringen".

Ein Bürgermeister könne allein nichts ausrichten, er brauche seine Bürger. Besagte Bürger, denen an diesem lauen Herbstabend die Kehle trocken wird, brauchen dringend Erfrischung. Deshalb nehmen sie die Einladung des Wahlsiegers auf Wahlbier im "Wilden Mann" (Bösingen) und in der "Sonne" (Herrenzimmern) gerne an.