Der Bösinger Glockenturm mit den fünf Glocken, oben die erste ist das Wetterglöcklein. Foto: Hölsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Familiengottesdienst in der St. Wendelinuskirche / Die Bedeutung des Läutens zu bestimmten Stunden

Bösingen (hh). Der Familiengottesdienst in der St. Wendelinuskirche Bösingen stand unter dem Thema: Wie die Glocken den Glauben weitererzählen.

Das Familiengottesdienstteam referierte über den Sinn der Glocken. Mit eingeschlossen waren die vierte Schulklasse und Pater Bala, der den Familiengottesdienst feierlich hielt. Die Wendelinusband bereicherte die inhaltsreiche Zeit.

Die Glocke begleitet den Tagesrhythmus. Das Morgenläuten weckte die Menschen, das Mittagsläuten rief zum Mahl, und das Abendläuten bestimmte die Nachtruhe. Der Glockenklang gliederte den Lebensrhythmus der Menschen. Die Glocken gaben eine zeitliche Orientierung, aber sie taten noch mehr: Sie forderten die Menschen zum Gebet auf, um Gott zu danken. So sollte zum Angelusläuten morgens, mittags und abends der Engel des Herrn gebetet werden. Glocken gehören zu den vielfältigen Musikinstrumenten, die auch schon die Bibel kennt.

Vor den Gottesdiensten läuten alle vier Bösinger Glocken gemeinsam und laden zum Kirchgang ein. Zur Wandlung während der heiligen Messe wird mit der größten Glocke geläutet. Am Samstag um 18 Uhr wird in Bösingen der Sonntag mit allen Glocken eingeläutet.

Die vier neuen Glocken wurden am 19. Juli 1982 durch Domkapitular, Prälat Max Müller, geweiht, die für die neu erbaute Bösinger Kirche bestimmt waren.

Das Bösinger Loreto-Glöcklein (Wetterglöcklein) wurde nach dem 30-jährigen Krieg 1669 in Horb im Auftrag des Landvogts gegossen. Ob es ein Versprechen nach dem langen, schrecklichen Krieg war, wird vermutet. Es gab früher in Leinstetten ein Silberbergwerk, und das in Horb gegossene Glöcklein hat deshalb einen sehr hohen Silberanteil. 1772 wurde das Glöcklein für den Kirchturm der Bösinger Pfarrkirche angeschafft und wird in Bösingen Wetterglöcklein genannt, das immer noch beim Erteilen des Wettersegens läutet.

Unwetterwolken werden in den vergangenen Jahren versuchsweise mit Silber-Jodid geimpft, damit sie abregnen und keine großen Hagelkörner entwickeln. Ob der hohe Silberanteil im Bösinger Wetterglöcklein auf drohende Unwetter einen Einfluss hat, bleibt Spekulation.

Der frühere Mesner Anton Schupp stand oft nachts auf, um bei drohendem Gewitter den gefürchteten Hagel abzuwenden. Auch der Landwirt Guido Kimmich hatte früher einen Schlüssel für die Pfarrkirche, um bei Unwetter das Glöcklein zu läuten. Der ehemalige Pfarrer Lorenz Vecsey ist überzeugt davon, dass das Wetterglöcklein viel Unheil von Bösingen abgehalten hat. Auch er ging zur Kirche und hat bei drohendem Unwetter das Glöcklein läuten lassen.