Aufmerksame Zuhörer: Information ist für Eltern wichtig, um bei der Abstimmung die beste Entscheidung zu treffen. Fotos: Bienger Foto: Schwarzwälder-Bote

Schule: Gemeinde lässt Erziehungsberechtigte zwischen drei verschiedenen Konzepten abstimmen

Von Alicja Bienger

Wie sollen die Schulzeiten in Bösingen und Herrenzimmern künftig organisiert werden? Die Verantwortlichen haben sich dazu drei Konzepte überlegt. Eines der Modelle ist besonders familienfreundlich.

Bösingen. Die kleine Turnhalle in Bösingen war am Donnerstagabend gut gefüllt. Zahlreiche Eltern von Grundschülern und Kindergartenkindern waren zur Infoveranstaltung gekommen, zu der die Grundschule und die Gemeindeverwaltung eingeladen hatten. Denn die Eltern selbst sollen maßgeblich darüber mitentscheiden, wie die Schule in Zukunft die Betreuung der Kinder außerhalb der regulären Unterrichtszeiten regeln soll.

Schulleiter Michael Schwarz stellte den Zuhörern dazu drei Modelle vor, auf die sich der Gemeinderat in Kooperation mit der Schulleitung verständigt hat. Das einfachste von ihnen richtet sich an alle Eltern, die keine zusätzliche Betreuung für ihre Kinder in Anspruch nehmen wollen.

Als Neuheit vorgesehen sind lediglich ein offener Unterrichtsanfang zwischen 7.35 Uhr und 7.45 Uhr, der den Schülern und Lehrern ermöglichen soll, ruhiger und ausgeglichener in den Unterrichtstag zu starten. "Der Lehrer soll die Kinder in Empfang nehmen, und die Zeit soll dazu dienen, beispielsweise organisatorische Dinge zu klären, bevor der eigentliche Unterricht anfängt", erläuterte Schwarz.

"Fertiges Menü"

Zusätzlich soll die große Pause in eine Vesper- und Bewegungspause unterteilt werden, um den Kindern genügend Zeit zum Frühstücken einzuräumen. Beides ist Bestandteil des erweiterten Lern- und Wohlfühlangebots, das allen drei Modellen zugrunde liegt.

Eltern, die etwa wegen ihrer Berufstätigkeit eine zusätzliche Betreuung ihrer Kinder außerhalb des regulären Unterrichts benötigen, haben die Wahl zwischen zwei weiteren Modellen: dem Landeskonzept und dem Bösinger Modell.

Ersteres ist starr und kann nur ganz oder gar nicht gewählt werden, also entweder überhaupt keine Betreuung – übrig bliebe dann der Pflichtunterricht wie im ersten Modell – oder mit festen Betreuungszeiten, bei denen die Schüler entweder drei oder vier Tage jeweils sieben Stunden in der Schule sind.

Die Betreuung umfasst beim Landesmodell feste Lernstunden, die zum Teil – je nach Verfügbarkeit von Lehrerstunden – von Lehrkräften beaufsichtigt werden. Dazu kommt jeweils eine lange Mittagspause, in der die Schüler wahlweise ein Mittagessen in der Schule erhalten, sowie zusätzliche Betreuungsangebote am späteren Nachmittag wie beispielsweise AGs im sportlichen oder kreativen Bereich. Dieses Modell bezeichnete Schwarz als "fertiges Menü".

"Menü à la carte"

Das neuartige Bösinger Modell hingegen könne als "Menü à la carte" beziehungsweise, wie Schwarz scherzhaft anmerkte, "eierlegende Wollmilchsau" betrachtet werden. Es ist ähnlich aufgebaut wie das Landesmodell, beinhaltet aber zusätzliche Betreuungsstunden bereits am frühen Morgen zwischen 7.10 Uhr und dem offenen Unterrichtsbeginn. Der Clou: Im Gegensatz zum starren Landeskonzept können sich die Eltern beim Bösinger Modell eine individuelle und flexible Betreuung zusammenstellen, ganz nach dem eigenen Bedarf.

Im Ratszimmer am 12. Mai

Die gewählten Bausteine – also beispielsweise Früh- und Nachmittagsbetreuung, gekoppelt mit einem Schul-Mittagessen – sind für ein halbes Jahr verbindlich, und bis auf das Schulessen sind alle Angebote kostenfrei.

Im Unterschied zum Landesmodell werden die Kinder während der Lernzeit am Nachmittag nicht zusätzlich von Lehrkräften beaufsichtigt, sondern von pädagogischen Fachkräften wie fest angestellten Gemeindemitarbeitern und qualifizierten Jugendbetreuern. Die Aufsicht beim Freizeitangebot übernehmen Vertreter von verschiedenen Vereinen. Einige Gemeinden in der Region bieten ähnliche Modelle ebenfalls an.

Bis zum Donnerstag, 28. April, können die Eltern der Grundschüler bis einschließlich Klasse 3 sowie der Kindergartenkinder auf Fragebögen darüber abstimmen, welches Modell sie bevorzugen. "Niemand wird zu irgendetwas gezwungen, jeder kann sich für oder gegen jede Betreuung entscheiden", betonte Michael Schwarz.

Die Bögen werden in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag, 12. Mai, ausgewertet und dienen der Verwaltung als Entscheidungsgrundlage.