Wild Girls: Die Narrenratsfrauen lassen es beim Bürgerball rocken. Fotos: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgerball: Launige Narrenstückle und gelungene Choreographien bringen das Publikum am Samstagabend in Stimmung

Ein großes Programm haben die Herrenzimmerner Narren ihren Gästen vorbereitet: Pikante Einsichten ins Dorfleben und mit Verve gespielte Stücke sorgen am Samstagabend für stimmungsvolle Unterhaltung in der Halle.

Bösingen-Herrenzimmern. Schon bei der Begrüßung gibt Präsident Klaus Stern die Richtung vor "Jedem zu Freud’ und keinem zu Leid", heiße die Devise trotz Brexit und Flüchtlingskrise. Ausdrücklich begrüßt er dann die Fans des Hamburger Sportvereins im Saal, und die müssen nach den acht Treffern, die die Münchner kurz zuvor platziert hatten, leer schlucken.

Ja, die Zeitläufte sind nicht jedem wohlgesonnen. Davon weiß der Hofnarr zu berichten. Er ist feste Figur in der Herrenzimmerner Fasnet, doch dieses Jahr war Premiere: Erstmals erzählt Christian Heimburger die Narrenstückle aus dem Ort, berichtet über zu geringen Abstand beim Inhalieren an sich gesunden heißen Kamillentees oder dem Sturz in die Baugrube, die vor dem Kneipenbesuch gar nicht da war. Oder vom großzügigen Buffet – das sich einen Monat vor dem Jubiläumstermin gewissermaßen als Generalprobe entpuppen muss. Oder vom Missmanagement in Sachen Festplanung: Wenn mehr Gäste eingeladen sind als Platz in der Halle, werden es eine Woche vor dem Fest eben Ausladungen verschickt. Gerne wiederkommen darf indes dieser Hofnarr, der die Stückle sauber aufbereitet und charmant vorträgt.

Zuvor waren natürlich die Narren dran, das Rössle hatte seinen Auftritt und auch die Garde präsentierte ihren Tanz. Nach dem Hofnarren tritt die Teenie-Garde mit einem schwungvollen Gardetanz an. Takt- und Rhythmusgefühl ganz anderer Art zeigen ein paar Herrenzimmerner Damen, die dafür sorgen, dass Samstagabend die Straßen blitzeblank sind – und dabei auch noch Zeit für ein Schwätzchen haben. Zeit für die Bühne hatten sie diesen Samstagabend nicht, deshalb schlüpfen die Schlagzeuger des Musikvereins in ihre Rollen und servieren eine saubere Percussion-Performance mit Besen. Gut, in der ersten Reihe sah’s danach staubig aus, dafür war auf der Bühne alles tadellos sauber.

Die zweite Runde Narrenstückle bringt Büttel Klaus Bihl mit. Von der Verspätung der Abordnung des SV beim Fronleichnamsumzug bis zu denkwürdigen Volksfest-Besuchen auf dem Cannstatter Wasen reicht der Reigen, wobei letztere vor allem notgedrungen außergewöhnliche Rückreisen einzelner Festbesucher denkwürdig machen. Auch bei der Feuerwehr wird der Büttel fündig, erzählt von der ideal geplanten Hamburgreise, bei der sich Plan und Wirklichkeit doch deutlich voneinander wegbewegen, oder dem Imbiss, der als Wegzehrung startet und eine Woche später nur durch Zersetzung versehrt als "undefinierbare Masse" in der Einsatzjacke endet. Es sind halt Menschen, und die sind wie sie sind. So lange nicht Schlimmeres passiert, darf man an Fasnet gerne darüber lachen.

Das wollen die Narrenratsfrauen nicht. Deshalb geben sie sich 2017 rebellisch: Als Rockerinnen fetzen sie über die Bühne, Luftgitarre und wilde Outfits inklusive. Auch die Garde wird beim Showtanz ernst machen und als Panzerknacker-Gang aufmarschieren – einfach "Alles nur geklaut", wie "Die Prinzen" dazu singen. Die Teenies wählen für ihren zweiten Tanz lieber den Charme der "Fiftys". Durchaus interessante Vorstellungen von Fleischeslust haben Leonie Gapp und Klaus Stern bei Leonie Gapps Song zum Thema "Fleischfresser contra Veganer". So oder so können die Narrenräte eine Stärkung brauchen, denn bei ihrem Auftritt ist jeder zu zweit!

Da können die Schlossbachfeiler schon entspannt durchatmen. Sie lassen nicht nur ein halbes Regiment an Stars von Andreas Gabalier bis Otto Waalkes aufmarschieren – und Herrenzimmerner Prominenz dazu – sondern laden auch ein zu einer pointenreichen Reise, spätestens an deren Ende feststeht: Wer Paris und London sagt, darf Herrenzimmern nicht verschweigen.