Umweltberater Gerhard Bronner vor dem Umweltbüro in Donaueschingen. Foto: Vollmer

Kritiker sehen Belange des Naturschutzes nicht berücksichtigt. Umweltberater widerspricht.

Blumberg - Der Bau von 13 neuen Windkraftanlagen auf der Länge, davon fünf auf dem Riedöschinger Ettenberg, rückt näher. Die Kritiker werfen dem Landratsamt vor, es habe den Naturschutz nicht ausreichend berücksichtigt. Wir sprachen mit Umweltberater Gerhard Bronner.

Herr Bronner, seit Jahren sind die Städte auf der Südbaar dabei, Flächen für die Windkraft auszuweisen, um Wildwuchs vorzubeugen. Nun, wo es konkret wird, werden Bedenken öffentlich. Wie erleben Sie das?

Leider kommt es häufig vor, dass sich Bürger für Planungsprozesse erst interessieren, wenn alle Würfel schon gefallen sind. Als der Windpark im Zuge des Flächennutzungsplanes diskutiert wurde und auch Unterlagen öffentlich auslagen, hat sich kaum jemand dafür interessiert. Kritik haben wir damals nicht wahrgenommen

Die "Bürgerinitiative zum Schutz des Hochschwarzwaldes e.V." wirft dem Landratsamt im Schwarzwald-Baar-Kreis unter anderem vor, es habe bei seiner Entscheidung den Schutz des Rotmilans nicht ausreichend berücksichtigt. Wie sehen Sie das?

Ich kann nur für den Teil auf Gemarkung Hüfingen und Donaueschingen sprechen. Die Mindestabstände zu Milanhorsten sind eingehalten. Die Anlagen stehen nicht im Nahrungsraum des Milans. Lediglich bei einer Anlage gibt es noch Zweifel, ob der Standort möglicherweise so häufig überflogen wird, dass eine erhebliche Steigerung des Tötungsrisikos vorliegt. Deshalb wurde für diese Anlage die Genehmigung vorbehaltlich weiterer Untersuchungen erteilt. Insofern kann ich kein Fehlverhalten des Landratsamtes bei der immissionsschutzrechtlichen Genehmigung erkennen. Kritischer werden die Ersatzaufforstungen gesehen, für die derzeit das Verfahren läuft. Nach dem jetzt diskutierten Konzept würde dadurch einiges an Nahrungsraum für den Milan wegfallen.

In einer Pressemitteilung der Bürgerinitiative vom 6. Februar heißt es, im Jahr 2015 seien vom Land Baden-Württemberg am Standort Blumberg-Länge elf Rotmilan-Revierpaare kartiert worden. Blumberg liege damit an sechster Stelle der Rotmilan-Paare. In Baden-Württemberg brüteten 17 Prozent des deutschen und zehn Prozent des Weltbestands an Rotmilan-Paaren, heißt es. Das Land habe deshalb eine besondere Verantwortung. Ist die Genehmigung unter diesen Gesichtspunkten nachvollziehbar?

Die besondere Verantwortung des Landes und auch der Baar (nicht aber der Länge!) für den Erhalt des Rotmilans kann ich bestätigen. Die Länge selbst ist Wald, also kein typischer Milanlebensraum. Die genannten Milanpaare – meist Kilometer von der Länge entfernt – brüten zwar teilweise in Waldrandnähe, orientieren sich aber bei ihren Nahrungsflügen zum freien Gelände hin.

Aufmerksame Beobachter wundern sich, dass die Blumberger Sauschwänzlebahn wegen dem Mopsfledermausvorkommen in einigen Tunneln ein komplettes Winterfahrverbot erhielt, obwohl in den ersten drei Tunneln noch überhaupt keine Mopsfledermaus nachgewiesen ist. Deshalb hat der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg das Verbot des Regierungspräsidiums Freiburg diesbezüglich außer Kraft gesetzt. Wird hier im Landratsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises beim Umweltschutz mit zweierlei Maß gemessen?

Was die Sperrung der nicht mit Mopsfledermäusen besetzten Tunnels betrifft, so war sie durchaus fragwürdig und wurde vom Gericht auch aufgehoben. Der große Kehrtunnel freilich ist das größte Mopsfledermausquartier im ganzen Land, und ein Winterbetrieb der Sauschwänzlebahn hätte nach Ansicht des Regierungspräsidiums den Fortbestand der Population gefährdet. Der Windpark Länge dagegen gefährdet die Milanpopulation der Baar nicht, selbst wenn alle paar Jahre einmal ein Milan einer Kollision zum Opfer fiele. Insofern war die Sachlage durchaus unterschiedlich.

Info:

Im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung für die Genehmigung der 13 Windkraftanlagen kommt es am heutigen Freitag ab 10 Uhr im Regierungspräsidium Freiburg zum Erörterungstermin mit dem Forst. Bei dem Termin geht es darum, ob die für den Bau benötigten rund 17 Hektar Wald gefällt werden dürfen.

Im Fachbegriff wird von Waldumwandlung gesprochen. Dabei sind Forstpräsident Meinrad Joos, Vertreter der Städte Blumberg, Donaueschingen und Hüfingen, die bauausführenden Firmen Solarkomplex und Green City sowie Bürger, die fristgerecht Einwendungen erhoben haben, hieß es auf Anfrage hierzu bei der Behörde.