Nach der Krise durch die Geflügelpesterkrankung sind derzeit wieder über 20 Tiere auf der Straußenfarm Steppacher Hof. Foto: Jobert

Neue Küken und sechs Zuchtvöge auf dem Steppacher Hof. Spendenaufruf der Stadt nach Geflügelpest bringt über 30.000 Euro.

Blumberg - Die Geflügelpest brachte die Straußenfarm im Schwarzwald an den Rand des Ruins. Alle Tiere mussten getötet werden. Nun sind wieder Strauße da. Und die Züchter haben aus dem Fall im Schwarzwald gelernt.

Mehr als 20 Strauße recken ihre langen Hälse in die Luft, als sich Ingfried Kurz dem Maschendrahtzaun nähert. Noch vor einem Jahr sah es hier anders aus: Durch den Zaun konnte der Bauer nur die dunklen Tannen hinter seiner leeren Weide sehen. Nach einer Geflügelpest Anfang Dezember 2013 mussten alle seine Tiere getötet werden, der Hof im Schwarzwald stand vor dem Ruin.

"Ohne Spenden hätten wir es nicht geschafft", sagt der Bauer. Über 30.000 Euro kamen nach einem Spendenaufruf der Stadt Blumberg zusammen. Mit dem Geld kaufte er neue Straußenküken und sechs Zuchttiere. Dass sein Hofladen derzeit im Vergleich zu früher nur halb so viel Umsatz macht, "weil die Leute wissen, da war etwas", beunruhigt Kurz nicht. Das Straußenfleisch hat weniger Fett und sei deshalb zum Beispiel geeignet für Menschen mit Herzinfarktrisiko. "Die bleiben oder kommen wieder", sagt der Bauer.

Staubwedel aus Straußenfedern, Portemonnaies aus Straußenleder, riesige Straußeneier und Straußensteaks gibt es im kleinen Laden des Steppacher Hofs zu kaufen. "Im Moment ist der Gewinn natürlich nicht so groß." Denn das Fleisch muss der Bauer zukaufen, seine eigenen Tiere sind noch zu jung, um schon geschlachtet zu werden. Ans Aufgeben hat Kurz nach der Geflügelpest nie gedacht, sagt er.

Seine Straußenfarm ist eine von wenigen in Baden-Württemberg, seinen Vater überzeugte der heute 52-Jährige vor 20 Jahren, den klassischen Schwarzwaldbauernhof mit Rindern, Schweinen und Hühnern aufzugeben und stattdessen Strauße anzuschaffen. Mittlerweile hat er wieder ein Viertel so viele Vögel wie vor der Pest. Seine vier Kinder, seine Frau und die Eltern packen mit an. Zudem hat sich Kurz ein zweites wirtschaftliches Standbein aufgebaut: Er züchtet Urrinder und veranstaltet Firmenevents in einem umgebauten Stall.

"Straußenfleisch ist in Deutschland im Kommen", sagt der Präsident des Bundesverbands Deutscher Straußenzüchter, Ralph Schumacher. Denn seit 2011 darf kein Straußenfleisch aus Südafrika mehr nach Deutschland importiert werden. "Die haben immer wieder Geflügelpest in ihrem Bestand", sagt Schumacher. Unter den rund 200 deutschen Straußenzüchtern war das bislang kein Thema. Deshalb hat der Fall im Schwarzwald für Aufsehen gesorgt. Der Steppacher Hof sei die erste professionelle Farm in Deutschland gewesen, die es traf.

Strauße sind Wildtiere und immer noch Exoten in Deutschland. Mehr als 1000 Euro kostet ein Zuchttier, richtig absichern konnten sich Züchter bislang nicht. "Denn keine Versicherung wollte die Strauße absichern, der Wert für die Tiere schwankt", sagt Schumacher. Das Land zahlte Kurz nach der Geflügelpest den Höchstsatz für Geflügel: 51 Euro Entschädigung pro Tier.

Heute hat er privat vorgesorgt. Mittlerweile gibt es auch eine Versicherung, und andere Züchter haben nachgezogen. "Vor der Seuche bei mir hatte das keiner", sagt Kurz. Doch kein Straußenzüchter rechnet ernsthaft mit der Geflügelpest, die Wahrscheinlichkeit ist gering. "Es war wie einen Sechser im Lotto – nur in die falsche Richtung", beschreibt Kurz den Ausbruch.

Die hochansteckende Krankheit wird über Wildvögel übertragen. Seit seinem Fall habe es in Baden-Württemberg keinen weiteren gegeben, der letzte Fall von Geflügelpest zuvor im Südwesten war nach Angaben des Landratsamtes in Villingen-Schwenningen 2011.

Besonders auffallend im Hofladen sind die ausgehöhlten und verzierten Straußeneier – so groß wie 25 bis 30 Hühnereier und mit einer keramikartigen Schale. "An Ostern war die Nachfrage nach frischen Straußeneiern besonders groß", sagt Kurz. Denn mit nur einem Hühnerei könne man kein Omelett für sechs Personen machen.

Doch Kurz ist in diesem Jahr das Ostergeschäft entgangen, seine Tiere sind noch zu jung. "Aber in ein, zwei Monaten werden sie auch Eier legen." Vielleicht lässt er sie ausbrüten. Mit etwas Glück wäre seine Herde dann in zwei Jahren so groß, wie sie vor dem Ausbruch der Geflügelpest war.