Das Hacken von E-Mail-Konten ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. In der Regel folgen darauf Betrugsversuche im Namen der Konto-Nutzer. Foto: Büttner

Mann erhält Mail mit Abzock-Versuch. Betroffener kann E-Mail-Konto nicht mehr benutzen. Kunden erhalten Zahlungsbitte.      

Blumberg - Die Betrugs-Versuche im Internetbereich werden immer dreister. Das musste am Dienstag auch ein Unternehmer aus einem Blumberger Ortsteil erfahren. Sein E-Mail-Konto wurde gehackt, um darüber Bitten um Geld in einer Notlage zu verschicken

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht wenigstens eine E-Mail mit einem Abzock-Versuch im E-Mail-Postkasten der Redaktion landet. So war es auf den ersten Blick nicht Ungewöhnliches, als die Bitte um 1700 Euro eintraf, weil da jemand angeblich nach dem Verlust der Reisetasche mit Ausweis und Geldbörse auf Südzypern festsitzen sollte. Merkwürdig war nur, dass diesmal konkret die Adresse eines Unternehmers aus einem Blumberger Ortsteil angegeben wurde, mitsamt TelefonnummernE-Mail-Adresse und Homepage. Ja sogar die Mobilfunknummer war dabei. Wer allerdings darauf anrief, hatte kein Glück. Mit geschickt eingebauten Zahlendrehern in der Angabe war kein Kontakt herzustellen.

Mit der richtigen Telefonnummer allerdings schon, denn der Unternehmer weilte keineswegs im Urlaub auf Zypern, sondern daheim und hatte am Vormittag bereits mehr als ein Dutzend Anrufe von Freunden und Geschäftspartner bekommen, die ebenfalls den vermeintlichen Hilferuf und die Bitte um Geld erhalten hatten.

Eine weitere böse Überraschung folgte bei der Kontrolle der E-Mail-Kontos. Das zeigte nur noch persische Schriftzeiten. Das Konto, so viel war klar, war gehackt worden und nicht mehr brauchbar. Der Unternehmer wandte sich an die Polizei.

Dass es sich bei der angebliche Nothilfe um eine Betrugsversuch handelte, war schnell klar. Günter Stadler vom Polizeiposten Blumberg, Udo Hennig im Revier Donaueschingen und die Redaktion des Schwarzwälder Bote in Blumberg machten sich auf die Suche nach dem tatsächlichen Absender. Die Quellenrecherche nach der IP-Adresse offenbarte die kriminelle Absicht, denn ausgehend über einen Google-Server in San Jose in Kalifornien und die Banco de Mexico in Mexico-City, war der eigentliche Ausgangspunkt verschleiert worden. Nur so viel stand fest, dass das E-Mail-Konto des Unternehmers in der Nacht zum 11.11. gehackt und die Hilfe-Mails an alle in dessen Adressbuch befindlichen Kontakte ab 2.15 Uhr verschickt worden waren, einige hundert also.

In Absprache mit dem Polizeiposten Blumberg ging die Redaktion auf die Bitte ein und fragte nach den Bankdaten für die Überweisung. Die Antwort kam nur wenige Minuten später. Genannt wurde eine Adresse mit dem Namen des Blumberger Unternehmers in Nicosia/Zypern, dazu die Angabe, das Geld über eine Post- oder Western Union-Stelle mittels einer zehnstelligen Geld-Transfer-Nummer (MTCN-Nummer) abzuschicken, die per Mail umgehend übermittelt werden sollte. Der Haken bei der Sache: Mit der MTCN-Nummer kann jeder der sie hat, an jeder Western Union-Niederlassung weltweit das Geld abheben. Eine Rückverfolgung ist kaum möglich.

Der Blumberger Unternehmer nutzte ein weiteres-Mail-Konto, das er besitzt und verschickte eine Rundmail zur Erläuterung:

"Hallo, leider wurde heute Morgen mein emailaccount .................gehackt. Ich bin NICHT in Zypern. Mir geht es gut.

KEIN GELD an WESTERN UNION bringen/überweisen. Ich bitte um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten."

So weit bekannt ist, hat keiner der Freunde, Bekannten oder Geschäftspartner des Unternehmers Geld auf diese Weise eingezahlt.

Die Zypern-Masche läuft übrigens bundesweit. In Blumberg registrierte die Polizei in den vergangenen Tagen zudem Versuche, vornehmlich ältere Bürger mit Lotterieversprechen abzuzocken. Telefonisch wurde diesen mitgeteilt, dass sie im vergangenen Jahr an einer Lotterie in der Türkei teilgenommen hätten. Um einen vermeintlichen tollen Gewinn zu erhalten, sei vorab jedoch sofort eine Gebühr von 500 Euro zu entrichten. Wenn nicht, so wurde gedroht, käme die Polizei!

Die, versichert Günter Stadler vom Posten Blumberg, rückt eher den Betrügern auf die Pelle, so sie denn zu ermitteln sind.

Info: Glatter Betrug

Diese Mail ging gestern Nacht bei den Kontakten des Unternehmers aus einem Blumberger Ortsteil ein:

"Ich bin nach Südzypern verreist und habe meine Tasche verloren samt Reispass und kreditkarte. Die botschaft ist bereit, mich ohne meinen Pass fliegen zu lassen. Ich muss nur noch für mein ticket und die hotelrechnungen zahlen. Leider habe ich kein Geld dabei, meine kredit karte könnte helfen aber die ist auch in der Tasche. Ich habe schon kontakt mit meiner Bank aufgenommen, aber sie brauchen mehr zeit, um mir eine neue zu schicken. Ich wollte dich fragen ob du mir 1.700EUR via western union so schnell wie möglich leihen kannst. Ich gebe es dir zurück sobald ich da bin. Ich muss unbedingt den nächsten Flug bekommen. Ich warte auf deine Antwort..."

Es ist ein glatter Betrugsversuch: Wer so etwas in seinem Posteingang findet, sollte die Mail am besten gleich löschen. Als Vorsichtsmaßnahme empfiehlt sich auch, das Passwort für den Zugang zum E-Mail-Account zu ändern.