Zu den Schmuckstücken der Ausstellung zählt der Raum mit der Schiefertafel und der Schulbank, die Karl-Heinz Trüby vom Blumberger Heimat- und Geschichtsverein zur Verfügung gestellt hat. Auf der Tafel steht der Spruch "Nicht allein das ABC bringt den Menschen in die Höh". Fotos: Lutz Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Über ein Jahr lang Material für die Ausstellung gesammelt / Große Resonanz seit Öffnung

Das Hondinger Pfarrhaus ist in diesem Jahr ein Museum auf Zeit. Anlässlich der 1200-Jahr-Feier Hondingens hat der Arbeitskreis Geschichte ein Jahr historisches Material zusammengetragen und mehr als ein Dutzend Räume gestaltet.

Blumberg-Hondingen (blu). Den Bezug zur jüngeren Geschichte bieten die Hondinger Vereine, die Räume mit ihrer Vereinsgeschichte gestalteten und damit die Ausstellung bereichern.

Der erste Raum der Ausstellung bietet einen historischen Überblick. Die Geschichte wird durch Karton-Figuren personifiziert, die Bernhard Roßhardt aus Hondingen geschaffen und Petra Meister aus Riedböhringen sowie Karin Schwenk vom Hondinger Arbeitskreis bemalt haben. Hier begegnen die Besucher "der Geschichte auf Lebensgröße", schildert Werner Bogenschütz, einer der Motoren des Arbeitskreises und der Ausstellung.

Auf Augenhöhe mit dem "Hötzi"

In der Tat, der Hötzi (Hondinger Ötzi), der vor 6000 Jahren gelebt haben soll und mit einem Hondinger Steinbeil dargestellt wird, ist sogar ein kleines bisschen größer als Karin Schwenk, die neben Werner Bogenschütz die Besucher durch die Ausstellung führt.

Zu sehen sind auch ein römischer Soldat, Kaiser Ludwig der Fromme, der im Jahr 817 die Urkunde unterzeichnete, auf der Hondingen neben zahlreichen anderen Orten der Region erstmals namentlich erwähnt wird. Ebenso eine symbolische Darstellung des Ritters von Haindingen (1462), drei Fürstenberger Füsiliere wohl aus dem 18. Jahrhundert und Großherzog Ludwig I. von Baden, dem die Hondinger 1818 gehuldigt haben sollen, drei Jahre nach der Neuaufteilung Europas auf dem Wiener Kongress. Und natürlich der letzte Hondinger Nachtwächter, der Schneider Troll (der "Bäschili Schnieder") mit seinem Hut, den es auch schon als Foto gibt, wobei der Nachtwächter darauf auch mit seinem Hund zu sehen ist.

Ammoniten ergänzen die Ausstellung

Ergänzt wird der geschichtliche Überblick durch eine Vitrine, die der gebürtige Hondinger Martin Fetscher mit Ammoniten aus seiner Privatsammlung bestückt hat. Das Besondere sind zwei Haifischzähne, betont Bogenschütz. "Sie zeigen, vor 170 Millionen Jahren war über uns das Wasser." Schon Richtung Neuzeit gehen dagegen Auszüge aus dem Urbar von 1552, das Aufschlüsse über die damaligen Besitzverhältnisse gibt.

Eine völlig andere Situation zeigt der zweite Raum über das Ende des 19. Jahrhunderts und das 20. Jahrhundert. Das Regieren großer Herrscher habe aufgehört, "wir sind aus der Herrschaft des Markgrafs von Baden draußen, die bürgerliche Zeit beginnt, die Männer durften wählen", erklärt Werner Bogenschütz, im Januar 1919 durften auch die Frauen zum ersten Mal an einer Wahl teilnehmen. Ganz deutlich zeigt sich dieser Wandel in den Bildern: Zunehmend dokumentieren Fotos die Geschichte.

Zu den markanten Porträts gehört ein Bildnis der Adlerwirtstochter Maria Martin, geborene Gilly, das der Dögginger Meister Ignaz Weiss (1808 bis 1896), nach Aussage von Werner Bogenschütz einer der besten Porträtmaler der Region, angefertigt hat.

Das Porträt ist eine Leihgabe des Hüfinger Stadtmuseums, ein Beispiel, das zeigt, welchen Stellenwert der Hondinger Ausstellung auch in der Nachbarstadt beigemessen wird. Die Ausstellung enthält noch viele weitere interessante Räume, ein Besuch lohnt sich.

Die St. Martinskirche hat für Hondingen und die Ausstellung einen zentralen Stellenwert, sie ist die älteste Kirche der Baar. Fotos zeigen Kommunionkinder, ein Film über Fronleichnam von 1967 hielt fest, wie die Menschen in Hondingen ihren Blumenteppich gelegt haben. Die Kirche hat auch die Ausstellung ermöglicht, weil das Hondinger Pfarrhaus derzeit leer steht.

Bei den Mitgliedern des Arbeitskreises bestehen Überlegungen und der Wunsch, die Ausstellung eventuell über den Winter zu verlängern, damit sich die viele Arbeit noch mehr lohnt.

Die Geschichtsausstellung im Hondinger Pfarrhaus ist am Sonntag, 20. August, wieder von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Anlässlich der 1200-Jahr-Feier Hondingens hat der Arbeitskreis Geschichte in monatelanger Vorbereitung interessante Dokumente, Bilder und Gegenstände aus der Dorfgeschichte zusammengetragen. Da das Pfarrhaus gerade leer steht, ist es mit Einwilligung von Pfarrer Karlheinz Brandl ein Museum auf Zeit. Bis Ende Oktober ist die Ausstellung zur 1200-Jahr-Feier im Pfarrhaus Hondingen an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat geöffnet oder nach telefonischer Absprache mit Karin Schwenk unter der Telefonnummer 07702/54 69.