Achdorfer Bürger wollen das geplante Flusskraftwerk verhindern, von links Christina und Philipp Kaiser, Maria und Roland Burger, Sabine Barbon, Franz-Josef Zimmermann und Enkel Jannick Sahner. Archivfoto: Lutz Foto: Schwarzwälder-Bote

Wasserkraft: Blumberger Gemeinderat entscheidet / Großteil der Wünsche beim Wehr wird berücksichtigt

Das Achdorfer Wutachwehr gehört in seiner jetzigen Form bald der Vergangenheit an. Es soll aufgeschüttet werden.

Blumberg-Achdorf (blu). Der Blumberger Gemeinderat soll am heutigen Donnerstag beraten und beschließen, dass das Wehr ein Raugerinne mit Beckenstruktur als Vollgerinne erhält, damit sich künftig alle Lebewesen in der Wutach flussauf- und flussabwärts bewegen können. Das Raugerinne ist eine circa 90 Meter lange Rampe, die dort ansetzt, wo der Damm in Achdorf beginnt und in der gesamten Breite zum Wehr anschließt. Die circa 600 000 Euro Baukosten werden zu 85 Prozent bezuschusst, das sind rund 510 000 Euro.

Nach Bürgerentscheid in 2007 kann der erste Bauabschnitt beginnen

Ortschaftsrat und Talbewohner mit einbezogen: Mit dem erwarteten Beschluss des Gemeinderats würde für das Wehr nach einer zehnjährigen Diskussion, in der es 2007 sogar Blumbergs bisher einzigen Bürgerentscheid gab, endgültig ein neuer Abschnitt beginnen. Wichtig ist: Der Achdorfer Ortschaftsrat und die Achdorfer Bevölkerung waren dabei von Anfang an voll miteinbezogen und konnten ihre Vorstellungen einbringen. Das war der Knackpunkt, weshalb ein 2006 vorgestellter Plan eines Ingenieurbüors für ein Flusskraftwerk trotz eines bereits bestehenden Gemeinderatsbeschlusses scheiterte.

Beim Achdorfer Wehr bestand Handlungsbedarf. Im jetzigen Zustand entspreche das Wehr nicht mehr den wasserrechtlichen Vorgaben, wonach Flüsse von allen darin befindlichen Lebewesen in beide Richtungen passierbar sein müssen. Im November 2015 beauftragte der Gemeinderat das Ingenieurbüro Floecksmühle in Aachen mit eine Konzeptstudie für das Herstellen der Durchgängigkeit am Achdorfer Wutachwehr. Von den zehn ins Auge gefassten Varianten, darunter auch der Rückbau des bestehenden Wehrs, wurde die Variante Raugerinne mit Beckenstruktur als Vollgerinne untersucht. Ortsvorsteher Hans-Peter Mess erlebte die Entwicklung von Anfang an. Er ist froh, dass eine tragbare Lösung gefunden wurde. "Wir sind zufrieden, wir haben einen Großteil der Wünsche berücksichtigen können. Die Fischer sind zufrieden, weil durch die Rampe mit Beckenstruktur die Flussstruktur erhalten bleibt". Ortschaftsrat Gerhard Auer, seit 13 Jahren im Gremium, war von Anfang an skeptisch. Die beim Flusskraftwerk erwarteten Erträge seien größer gewesen, als bei dem vom Kirnbergsee gespeisten Bräunlinger Kraftwerk in Waldhausen. "Wichtig ist, dass eine umweltverträgliche und naturgerechte Lösung gefunden wurde".

Auftakt: Am 11. Juli stellte der Donaueschinger Ingenieur Marcus Greiner im Blumberger Gemeinderat Pläne für ein Flusskraftwerk am Achdorfer Wutachwehr vor. Mit großer Mehrheit beauftragte der Gemeinderat am 11. Juli 2006 die Verwaltung, mit einer Betreibergesellschaft einen Vertrag auszuarbeiten und zur Genehmigung vorzulegen.

Widerstand: Dagegen regte sich in der Gemeinderatssitzung Widerstand, weil der Achdorfer Ortschaftsrat das Thema zuvor nicht öffentlich behandelt hatte.

Ärger: Der Ärger der Talbewohner, und auch der anderer Bürger, entzündete sich an einem Satz des CDU-Fraktionssprechers Stefan Scherer, der sagte, es stehe der Achdorfer Bevölkerung gut an, das Vortum des Blumberger Gemeinderats zu kennen.

Aufruhr: Im Achdorfer Tal entbrannte ein Aufruhr, die Bevölkerung fühlte sich von Teilen des Blumberger Gemeinderats und insbesondere von den Oberen bevormundet. Es entstand in der Folge eine Bürgerinitiative, unter anderem unter der Mitwirkung von Peter Gotthart und Franz Auer, die sich dann sogar als Badischer Bund formierte.

Bürgerentscheid: Beim Bürgerentscheid am 30. September 2007 stimmten 1262 Bürger für den Erhalt des Wehrs und 1167 Bürger dagegen. Die Befürworter verfehlten jedoch das nötige Quorum von 1871 Stimmen.