Gebäude: Marita Fiege und Jürg Guhl kaufen das frühere Komminger Rathaus / Liebe zum Detail

Für Kommingen ist es ein Glücksfall, betont Ortsvorsteher Norbert Baumann, und Marita Fiege und ihr Lebenspartner Jürg Guhl sind auch glücklich. Ende 2015 hat Marita Fiege das frühere Rathaus mitten im Ort gekauft.

Blumberg-Kommingen (blu). Mit ihrem Partner, einem Architekten, richtet sie das historische Gebäude so, dass die gesamte Fassade und die Fenster erhalten bleiben sowie auch der Schriftzug "Rathaus".

Im Internet las sie im Sommer 2015, dass das Haus zum Verkauf stand. Gereizt hat sie daran, dass es ein historisches Gebäude war, ein Haus, "in dem schon viel Geschichte war", wie sie es ausdrückt. Erst als sie sich näher damit befassten, hätten sie erfahren, dass das Haus relativ alt ist, um circa 1830 gebaut wurde, als landwirtschaftliches Gebäude, in dem später die Zehntscheuer und der Farrenstall untergebracht waren und dann das Rathaus. Letztmals umgebaut wurde es 1959. Zuletzt war dort auch die Feuerwehr untergebracht.

Geholfen habe ihnen der frühere Kreisarchivar Joachim Sturm, der ihnen eine Komminger Dorfchronik geschenkt habe, der sie vieles entnehmen konnten.

Besonders gereizt habe sie der Dachstuhl mit den stabilen Balken. So hatten sie die Idee, unter dem Dach auszubauen "und etwas Schönes daraus zu machen." Es sei ein Kehlbalkendachstuhl, eine Besonderheit, weil er keine Stützen in der Mitte benötige, erläutert Architekt Jürg Guhl. Zusätzlich gereizt hat sie das Platzangebot im Haus, im Erdgeschoss, wo früher die Feuerwehr ihr Fahrzeug untergestellt hatte, wollen sie ein Atelier einrichten.

Das Haus haben sich die beiden genau angesehen. "Die Mauer ist bis zu einem Meter dick" zeigt Marita Fiege im Erdgeschoss. Im Obergeschoss hängen noch die Schilder wie Bürgersaal, diese wollen die beiden ebenso belassen wie außen den Schriftzug Rathaus, um den Charakter des Gebäudes zu erhalten.

Beim Renovieren sind sie auch mit den Nachbarn ins Gespräch gekommen, jede Familie habe einen Bezug zu dem Haus, schildert Marita Fiege. Aus den Gesprächen entwickelte sich schon ein freundliches Verhältnis, die Nachbarn seien sehr hilfsbereit und gastfreundlich, freuen sich Marita Fiege und Jürg Guhl.

Ortsvorsteher Norbert Baumann und der Ortschaftsrat sehen das Ganze mit Wohlwollen. Sie fühlen sich bestätigt, das Haus an Marita Fiege veräußert zu haben. Sie hätten viele Bewerber gehabt, sagt Ortsvorsteher Norbert Baumann. Bei Marita Fiege und Jürg Guhl sei ihnen die Liebe zum Gebäude, die Liebe zum Detail und die Liebe zum Rathaus als Teil eines Ganzen aufgefallen, als ein Gebäude, dass es zu erhalten gelte, berichtet Baumann.

Noch ist viel zu tun, doch Marita Fiege und Jürg Guhl haben ein klares Ziel: Bis zum Dorffest am 29. Juli anlässlich der 700-Jahr-Feier wollen sie einziehen.