Die Schäden am Fußweg zwischen Kardinal Bea- und Schulstraße zeigen die Urgewalt des Hochwassers: Ein Schacht wurde auf gut 40 Zentimeter Tiefe freigelegt, eine Ligusterhecke auf mehrere Meter niedergedrückt (hinten, Bildmitte). Foto: Limberger-Andris

Riedböhringer packen an. Bauhof baggert Brandschutzweiher aus. Bürgermeister: Ereignis nicht verhinderbar.

Blumberg-Riedböhringen - Mit beeindruckender Gelassenheit haben die Riedböhringer die Schäden des Unwetters (wir berichteten) in weiten Teilen beseitigt. Der Bauhof baggerte gestern den Brandschutzweiher aus, in den kommenden Wochen sollen die Schäden an Wegen und Plätzen behoben werden.

Es ist in Riedböhringen trotz der drei dramatischen Stunden am Samstag kaum etwas von Resignation zu spüren. Die Menschen packten bereits am Wochenende an, beseitigten bis gestern die meisten Spuren in den Gärten, Hofeinfahrten und entlang der Straßen. Beinahe von jedem hört man, dass solch ein Unwetter eben vorkommen könne. Keine Schuldzuweisungen sind zu hören, die Einwohner blicken nach vorne.

Mancherorts, wie der Fußweg, der die Kardinal Bea- mit der Schulstraße verbindet, klaffen allerdings noch immer bis zu einem halben Meter tiefe, mehrere Meter lange vom Wasser ausgekolkte Bereiche. Eine Anwohnerin erzählt, dass eine bis zu 1,5 Meter und drei Meter breite Wasserfront über den Kiesweg geschossen sei, beladen mit Gras, Erdreich und Holz. Mit welcher Gewalt das Wasser hier wirkte, beweist eine auf mehrere Meter herausgerissene und niedergedrückte, an die zwei Meter hohe Ligusterhecke. Anstelle des Fußwegs zwischen Kardinal Bea- und Schulstraße verlief ehemals der Mühlenkanal, der kanalisiert seit den 1960er Jahren unterirdisch verläuft.

Im Unterdorf standen auch gestern noch etliche Garagentore und Haustüren offen, damit die Innenräume trocknen können. Teilweise sei das Wasser bis zu einem halben Meter tief in den unteren Stockwerken gestanden, erzählt ein Anwohner. Man könne froh sein, dass es offensichtlich keine Umweltschäden durch Heizöl gegeben habe.

Jonas Heizmann, esb-Betriebsleiter Energieversorgung, hatte zusammen mit zwei weiteren Kollegen am Samstag drei Gebäude in der Kardinal Bea- sowie jeweils ein Gebäude in der Mühlen- und der Bachstraße vom Stromnetz genommen. Glücklicherweise hatten diese Gebäude die alten Dachständeranschlüsse, so Jonas Heizmann, weil ansonsten ganze Straßenzüge vom Netz hätten genommen werden müssen. Nachdem die Wassergefahr vorüber gewesen sei, habe die esb die fünf Gebäude kontrolliert und die Stromzufuhr freigegeben. Auch seien die esb-Stromstationen und -kästen kontrolliert worden.

Bauhofleiter Wolfgang Weinmann ließ gestern Vormittag den Brandschutzweiher ausbaggern und entfernte zusammen mit drei Mann die Vegetation im Uferbereich der Aitrach, die dem Weiher das Wasser zuführt. Der Wasserpegel am Weiher lag rund einen halben Meter über der Oberkante des Ufers. Durch das Hochwasser mitgeführte Grasreste an einem Zaun zeugen davon.

Bürgermeister Markus Keller unterstrich gestern im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die Verwaltung generell noch einmal die Kanäle im Stadtgebiet überprüfen werde. Baulich seien alle Ortsteile gegen Hochwasser gerüstet, so seine Einschätzung. Das Hochwasser in Riedböhringen sei ein von Menschenhand nicht verhinderbares Ereignis gewesen. Man werde in den kommenden Wochen nochmals sämtliche Hausbesitzer darauf hinweisen, dass Bebauungen oder Lagerstätten im Uferbereich von bis zu 5 Meter entlang von fließenden Gewässern unzulässig seien, so Markus Keller. Durch Hindernisse würde Hochwasser kanalisiert. Reinhold Hryzuniak, Mitarbeiter im Stadtbauamt, hatte in den vergangenen Wochen bereits Hauseigentümer angeschrieben und diese auf die entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen im zu Jahresbeginn novellierten Wassergesetz hingewiesen.

Ein Unwetter, das sich über der Behlaer Höhe entladen hatte, hatte Unmengen Wasser über den Zwerchbach und die Aitrach von Norden sowie im Bereich der Warth von Nordosten in den Ort gebracht. Der Brandschutzweiher unterhalb Aitental füllte sich in kürzester Zeit, der an den Weiher angeschlossene Kanal konnte die Wassermassen nicht mehr fassen. Die Flut sucht sich über das Anwesen Degen, die Mühlen- und Weiherstraße den Weg bis in die Kardinal Bea-Straße. Von dort schoß es über die Schul- bis hinab in die Bachstraße. Gerade in diesem Gebiet liefen etliche Garagen und teilweise auch Hausflure voll, Autos standen im Wasser.