Umrahmt von Lokführer und Schaffner (von links): Blumbergs Bürgermeister Markus Keller, Landesverkehrsminister Winfried Hermann und Landrat Sven Hinterseh. Foto: Strohmeier

Museumsbahn jetzt "historisches Wahrzeichen der Ingenieursbaukunst". Dritter Sanierungsabschnitt nächste große Aufgabe.

Blumberg - Der Fernsehturm in Stuttgart und die Sauschwänzlebahn in Blumberg können seit Montag in einem Atemzug genannt werden. Grund: Sie tragen beide den Titel "Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst".

Gestern Morgen war Landesverkehrsminister Winfried Hermann zu Gast in Blumberg bei der Enthüllung der Tafel, welche auf die Auszeichnung hinweist. Vergeben wird der Preis von der Bundesingenieurkammer, vertreten durch deren Präsident Hans-Ullrich Kammeyer zusammen mit der Landesingenieurkammer, für die deren Präsident Rainer Wulle anwesend war. Außerdem war natürlich der Gastgeber, Bürgermeister Markus Keller, Christian Brinkmann als Geschäftsführer der Bahnbetriebe Blumberg GmbH und Landrat Sven Hinterseh am Bahnhof Zollhaus anwesend.

Kammeyer verdeutlichte die Rolle der Bauingenieure, die aus seiner Sicht in den vergangenen Jahren im Vergleich zu den Architekten ins Hintertreffen geraten sind. "Wir schaffen seit eh und je Baukultur", erklärte er und führte aus, dass Straßen- und Brückenbauwerke ohne Ingenieure, die es berechnen können, nicht möglich wären. Er wie auch Rainer Wulle verdeutlichten, dass dieser Preis auch für die Nachwuchsgewinnung geschaffen wurde, um jungen Leuten zu zeigen, was ein Ingenieur alles für Aufgaben hat. Beide sind sich einig, dass dies ein Beruf ist, bei dem man auch in Zukunft keine Angst vor Arbeitslosigkeit haben muss, da Büros und öffentliche Hand nach guten Ingenieuren suchen würden.

Stiftungsgründer sind nun gesucht

Wulle ging direkt auf die Sauschwänzlebahn ein. Es sei eine absolute Ausnahme gewesen, ein solch aufwendiges Bauwerk zu erstellen. Die Streckenführung sei die Antwort gewesen auf die schwierige Topographie. Die Sauschwänzlebahn wurde damals in der Rekordzeit von drei Jahren gebaut und hat als einzige Bahnlinie außerhalb der Alpen einen Kreiskehrtunnel.

Verkehrsminister Hermann verriet, dass er eine gewisse Vorbelastung habe, was die Eisenbahn angehe. Sein Großvater war Bahnspediteur in Rottenburg und als Kind war der Bahnhof oftmals sein Spielplatz. Auch er nannte die Museumsbahn eine Meisterleistung, die einst durch das militärische Machtstreben entstand. Auf der einen Seite ist es zwar eine Museumsbahn, auf der anderen Seite sieht das Land sie jedoch auch wichtig an als regionale und lokale Verkehrsinfrastruktur, da auch regulärer Verkehr auf der Linie abgewickelt wird. Insgesamt hat das Land rund 800 Kilometer Bahnstrecke, die nicht der Bundesbahn gehört, sondern in privater oder städtischer Hand ist und vom Land bezuschusst wird.

Er sieht die Sauschwänzlebahn zudem als touristisch wichtig für die Region an. Darüber hinaus bemerkte er, dass die Ingenieure nicht nur für die Bahn und den Straßenbau benötigt werden, sondern auch für die Wasserwege, beispielsweise für die Schleusen auf dem Neckar.

Landrat Sven Hinterseh freute sich, dass aus einer Militärbahn heute eine Friedensbahn wurde. Einst gebaut, um die Schweiz zu umfahren und um Truppen schneller in annektierte Gebiete Frankreichs zu bringen, erleben heute zahlreiche Gäste aus diesen beiden Nachbarländern eine nostalgische Fahrt. Dies werde man auch künftig seitens des Landkreises unterstützen.

"Es ist ein toller Tag für Blumberg", freute sich Bürgermeister Markus Keller. Der Bahnhof ist "das erste Stück Heimat, das man sieht", nannte er den Stellenwert auch für die Blumberger. Er nannte vieles, ohne das der laufende Betrieb nicht möglich wäre. Angefangen von vielen ehrenamtlichen Helferstunden über die Zuschüsse seitens Land, Kreis und anderen Institutionen und seinem Vorgänger Werner Gerber, der in den 70er-Jahren den Grundstein für den heutigen Erfolg legte. Im Gespräch erinnerte er an Fahrgastzahlen von 150 000 im Jahr, was zwar wieder ein Wunschziel wäre, jedoch realistisch fast nicht erreichbar sei, unter anderem müssten dann zusätzliche Fahrten auf den Plan gebracht werden.

Bahnbetriebe Geschäftsführer Christian Brinkmann blickte auf die Vergangenheit der Museumsbahn und in die Zukunft. So will man die Eisenbahnberufe in einem Lokschuppen erlebbar machen. Im dritten Sanierungsabschnitt ist eine neue Fassade für das Bahnhofsgebäude vorgesehen. Auch soll der Ticketschalter umgebaut werden. Eine neue große Aufgabe kommt noch: die Gründung der Stiftung Sauschwänzlebahn. Die Strukturen sind festgelegt, es fehlen nur noch die Stiftungsgründer.