Kreuz und Kugel gestern Morgen zur Sanierung und  zum Vergolden abgebaut / 1955 letztmals restauriert

Von Wilfried Strohmeier

Blumberg. Groß war die Spannung gestern Morgen bei allen Beteiligten: Was ist in der versiegelten Röhre eingelegt, die sich in der Kirchturmspitze der evangelischen Kirche befindet. Zunächst mussten aber die Handwerker ran, um das mattsilberne, aus Blei bestehende Behältnis zu bergen.

Kurz nach 9 Uhr machten sich Bauingenieur Karlhans Schweizer, Pfarrerin Gabriele Remane, Bauleiter Egon Gradert, Blechner Markus Wullich und einige andere auf den Weg nach oben. Stufe um Stufe ging es bis zur Kirchturmspitze in luftige 20 Meter Höhe. Der Weg führte vorbei an morschem Gebälk, bröselndem Putz und einem Taubennest, in dem zwei frisch gelegte Eier lagen. Der Turm der evangelischen Kirche wird seit vier Wochen generalsaniert, veranschlagte Kosten: 252 000 Euro, die wahrscheinlich eingehalten werden können, wie die Kirchengemeinderatsvorsitzende Brigitte Jettkandt im Gespräch erklärte.

Für diesen Betrag muss vieles gemacht werden. Ein neuer Putz, teilweise das Gebälk im Zwiebelturm ausgewechselt werden, ein neues Kupferdach und eine neue Vergoldung für das Kirchturmkreuz sowie für die Kugel darunter. Wer diese Arbeiten übernimmt ist noch nicht entschieden, die Ausschreibung folgt in Kürze.

Erwartungsvoll standen nun alle auf der obersten Plattform des Gerüsts, mit einem Ausblick auf Blumberg, den man nicht alle Tage hat. Markus Wullich, Inhaber der Blechnerei Brütsch, setzte die Flex an, um das Kirchturmkreuz vom Sockel zu trennen, denn Kreuz und besagte Kugel wurden gestern morgen auch mit nach unten genommen, da sie neu mit Gold belegt werden. Nach wenigen Minuten war die Verankerung durch, das Kirchensymbol konnte gelöst werden, in der Kugel lag die bleierne und versiegelte Röhre, von der keiner wusste was darin war. Es stellte sich die Frage, ob man sie noch oben öffnet oder erst hinunter geht. Man entschied sich, dies auf dem Boden zu tun, denn wer weiß, vielleicht ist loses Blattwerk im Innern, das der leichte Wind davonwehen könnte.

Auf dem Boden angekommen, griff Markus Wullich zur Säge. Keine zwei Minuten später war es soweit. Pfarrerin Gabriel Remane zog eine Rolle heraus, die mit Ölpapier umwickelt war und übergab diese Karlhans Schweizer, der sie vorsichtig öffnete. Im Innern waren drei zusammengerollte Blätter Papier, die aus dem Jahr 1955 stammen, in dem die Kirche zuletzt saniert wurde. Mit Schreibmaschine geschrieben informieren sie darüber, dass 1955 der Kirchturm mit Kupfer neu eingedeckt, die Kugel vollständig erneuert, und das Kreuz von Schlossermeister Franz Feederle aus Blumberg neu angefertigt wurde. Die Blattvergoldung nahm das Malergeschäft Karl Wiessner vor. Die Blechnerarbeiten wurden von den Firmen Eugen Sütterlin und Edwin Scherer ausgeführt, die Zimmerarbeiten von Karl Wittwer und die Gipserarbeiten von Philipp Dörr durchgeführt. Die Arbeiten und der Kauf von Gelände an der Kirche kosteten damals rund 90 000 Mark. Sie kamen je zu einem Drittel von der Landeskirche, aus einem Darlehen und einer Beihilfe.