Parteien: SPD-Ortsverein blickt auf 70-jährige Geschichte zurück / Festakt am 14. Februar

Als Richard Ladner im Juni 1946 mit einer Handvoll Weggefährten die Sozialistische Partei Land Baden in Blumberg gründete (im September 1947 erfolgte die Umbenennung in Sozialdemokratische Partei Deutschland), da tat er das mit einem knurrenden Magen: In der Stadt herrschten bitterste Not, Hunger und Arbeitslosigkeit.

Blumberg (nie). Die Doggererzperiode erwies sich als schwere Erblast, denn alle Blumberger Industriebetriebe waren Rüstungsbetriebe – mit der Folge, dass sie auf den Demontagelisten der französischen Militärregierung standen. Der Stadt Blumberg war ihre wirtschaftliche Grundlage entzogen worden.

Vor diesem Hintergrund wird verständlich, wenn Bernd Budweg, aktuell Kassier des Ortsvereins, in einer Chronik zum 50. Jubiläum zu dem Schluss kommt: "Wenn man sich mit den verbliebenen Unterlagen befasst, verstärkt sich der Eindruck, dass die Menschen im Ortsverein nicht alleine die politische Heimat suchten, sondern dass das Bedürfnis nach Geselligkeit und zwischenmenschlichen Kontakten sehr stark zum Vorschein kam." Er berichtet auch, dass die meisten Blumberger Sozialdemokraten in den Nachkriegsjahren gebürtige Saarländer beziehungsweise Lothringer waren, die zwischen 1935 und 1938 in die Stadt kamen. Richard Ladner verstarb 1962 in Berlin.

Die Mitgliederzahl des Ortsvereins ging rasch in die Höhe. Im Dezember 1946 wurden 47 Genossen gezählt, 1947 hatten schon 94 Blumberger das SPD-Parteibuch. Weshalb 1949 plötzlich 63 Austritte erfolgten, darüber schweigt sich die Chronik aus. Am 50. Geburtstag 1996 zählte man 72 Mitglieder, heute sind es 23. Zum großen Jubiläumsfest schaute die damalige stellvertretende Bundesvorsitzende Herta Däubler-Gmelin in Blumberg vorbei. Sie zeichnete das Gründungsmitglied Dorothea Spitz mit einer goldenen Brosche aus. Diese war jahrelang Kassiererin des Ortsvereins und brachte sich außerdem bei der Arbeiterwohlfahrt ein.

Als die Bundesprominenz zum Gratulieren kam, da hatte der Ortsverein seine goldenen Jahre bereits hinter sich. Nachdem sich die Lauffenmühle in Blumberg angesiedelt hatte, die Abwanderung von Teves (heute Federal Mogul) nicht mehr drohte und die Villinger Stumpenfabrik, die Wollweberei Horstmann und Kiaulehn Elektrogeräte den Menschen Arbeit gaben, fuhr der SPD-Ortsverein in der Arbeiterstadt Blumberg seine besten Wahlergebnisse ein. Das, so Budweg in seinen Erinnerungen, müsse auch im Zusammenhang mit den Amtsperioden der SPD-Bundeskanzler Willy Brandt und Helmut Schmidt gesehen werden.

Ein Blick auf die aktuelle Altersstruktur der nur noch 23 Mitglieder macht deutlich, woran es der örtlichen Sozialdemokratie fehlt: an Nachwuchs. Fünf der aktuellen Genossen sind über 30 Jahre dabei, fünf über 40 Jahre. Spitzenreiter sind Albrecht Guckeisen mit 54 und Anton Zenner mit 46 Jahren. Albrecht Guckeisen war über drei Jahrzehnte das Gesicht der Blumberger SPD und einer der Meinungsführer im Gemeinderat. Dieses Engagement dankte ihm die Partei 2008 mit der Verleihung der Willy-Brandt-Medaille. In seine Fußstapfen trat Ursula Pfeiffer, heute die prominenteste "Rote" im Ort. Sie steht für die Leitwerte der SPD, die sich in 70 Jahren nicht geändert haben: Freiheit, Gleichheit, Solidarität, Mitmenschlichkeit und Mitbestimmung.

 Festakt: Die örtliche SPD feiert ihren 70. Geburtstag am Sonntag, 14. Februar, ab 11 Uhr, im Foyer der Eichberg-Sporthalle. Für die Festrede hat sich Bundesratsminister Peter Friedrich angekündigt. Der langjährige Gemeinderat und Fraktionssprecher Albrecht Guckeisen wird einen Blick in die Vergangenheit werfen. Ein Grußwort kommt unter anderem von Bürgermeister Markus Keller und Marcus Kiekbusch, dem SPD-Landtagskandidaten.

 Vorsitzende (in chronologischer Reihenfolge): Richard Ladner, Heinrich Werder, Karl Kern, Walter Lullau, Paul Schlunk, Hans Fritz, Franz Berg, Karl Guggenbühler, Manfred Epple, Paul Suchalla, Albrecht Guckeisen, Bernd Budweg, Adriaan Seifert, Franz Orth, Ursula Pfeiffer, Adriaan Seiffert und Luis Miguel Roccha dos Santos.

 SPD-Bürgermeister: Die Geschichte Blumbergs kennt zwei Bürgermeister mit SPD-Parteibuch: Theo Schmidt (1928 bis 1945) und Werner Gerber (1963 bis 1989). (hon)