Rund 100 Besucher kommen gestern Abend in die Blumberger Stadthalle zur Information von Landrat Sven Hinterseh und Bürgermeister Markus Keller über die Flüchtlingsunterbringung in Blumberg. Foto: Sigwart

100 Bürger lassen sich von Landrat Sven Hinterseh und Bürgermeister Markus Keller informieren. Klare Worte von Werner Waimer.

Blumberg - Intensiv diskutiert wurde am Donnerstagbend im Gemeinderat über die Flüchtlingsunterbringung in Blumberg.

Rund 100 Menschen waren in die Stadthalle gekommen, um sich von Landrat Sven Hinterseh und Bürgermeister Markus Keller informieren zu lassen, und um ihre Meinung zu sagen. Darunter waren viele Menschen aus Zollhaus, wo der Schwarzwald-Baar-Kreis das bisherige Hotel Schweizer Hof für eine Gemeinschaftsunterkunft gekauft hat und die Stadt die frühere Gaststätte Adler Post für eine Anschlussunterbringung kaufen wird. Sie äußerten ihre Ängste, Sorgen und Befürchtungen, was die Pläne für den Ortseil mit 340 Einwohnern bedeuten würden.

Zollhaus sei durch Gewerbe, Industrie und den Durchgangsverkehr ohnehin schon stärker belastet als andere Ortteile, nun kämen noch die Gemeinschaftsunterkunft im Schweizer Hof und die Anschlussunterbringung in der Adler Post hinzu, sagte zum Beispiel Ekkehard Martin. Manfred Glatz, Nachbar des Schweizer Hofs, wies darauf hin, dass das Hotel innen und außen topp renoviert worden sei, es wäre besser, dies für den Tourismus zu nutzen.

Landrat Sven Hinterseh schilderte seine Situation als Vertreter der Unteren Behörde. Bisher sei die Bundesregierung von 800.000 Flüchtlingen in diesem Jahr ausgegangen, von Januar bis Oktober seien aber bereits 758.000 Flüchtlinge gekommen, davon allein 171.000 im Oktober. Er rechne mit mehr als einer Millionen. Davon müssteN Baden-Württemberg fast 13 Prozent und der Schwarzwald-Baar-Kreis 2,21 dieser 13 Prozent aufnehmen.

Der Landrat kann die Emotionen verstehen und betonte, er wolle den Schweizer Hof nicht voll belegen. Zunächst sollten es zehn bis 15 Flüchtlinge sein. Bürgermeister Markus Keller wiederum betonte, die Stadt werde die Adler Post ohne Zuschüsse kaufen und herrichten, weil sonst eine Zweckbindung von zehn Jahren bestehe, sprich, das Gebäude müsste zehn Jahre von Flüchtlingen bewohnt werden. Und wenn der Schweizer Hof stets voll gewesen wäre, hätte die Besitzerin ihn nicht vermietet.

Eine Frau aus Zollhaus wünschte sich einen Abend, an dem die Anwohner über ihre Ängste und Sorgen sprechen konnten. Bürgermeister Keller und Landrat Hinterseh nahmen dies auf, der Abend soll im Januar stattfinden.

Doch es gab auch mehrere andere Äußerungen dahingehend, dass man den Flüchtlingen helfen müsse und wolle.

Info: Klare Worte

Zum Schluss nahm am Donnerstagabend Stadtrat und Anwohner Werner Waimer Stellung.

Adler-Post: Der Kauf der ehemaligen Gaststätte durch die Stadt zur Anschlussunterbringung sei ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Gemeinschaftsunterkunft: Der Landkreis stehe vor der Mammutaufgabe Gemeinschaftsunterkünfte zu schaffen, unter anderem durch die Anmietung des Schweizer Hofes, eine weitere Gemeinschaftsunterkunft soll in Dämmlewiesen entstehen.

Belastung: "So entstehen auf einer Achse von rund zwei Kilometern rund 350 Asylbewerberplätze, dies führt zu Unbehagen und gar Ängsten bei einem Teil meiner Zollhauser Mitbürger. Ängste, die ich zwar nicht teile, die wir aber ernst nehmen müssen."

Verhalten: Den Ängsten könne man am besten durch Information entgegentreten. Hier gehe die Stadt einen vorbildlichen Weg.

Flüchtlingshilfe: "Je mehr Bürger sich hier engagieren, je mehr entsteht ein Klima des Miteinanders und des gegenseitigen Verstehens. Und nur so können wir Konflikte lösen." Er werde selbst dort mitwirken.

Fazit: Zollhaus trage die Hauptlast. "Deshalb wünsche ich mir bei weiteren Maßnahmen eine ausgeglichene Lastenverteilung zwischen der Kernstadt und allen Ortsteilen."