Stolz stehen Anita und Karl Gehrke in ihrem Malergeschäft in Blumberg vor dem Farbmischgerät. Fotos: Lutz Foto: Schwarzwälder-Bote

Unternehmen: Anita Gehrke geht in Rente / Abwechslungsreiche Geschäftsgeschichte

In Blumberg endet diesen Monat eine Ära: Am Freitag, 28. Oktober, öffnet Anita Gehrke zum letzten Mal ihr Malerfachgeschäft in der Hauptstraße 68. Danach geht die engagierte Unternehmerin in den Ruhestand.

Blumberg (blu). Anita Gehrke nutzt damit die von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles ermöglichte Rente mit 63. Den Malerbetrieb führt ihr Mann Karl Gehrke fort, alleine.

Handwerkergeschichte: Das Ehepaar Gehrke hat in Blumberg ein Stück Handwerkergeschichte geschrieben. Als sie den Betrieb von Malermeister Karl Wiessner im Jahr 1981 übernahmen, hatten sie neun Gesellen und drei Lehrlinge, berichten beide. Sie waren damals einer von drei großen Malerbetrieben in Blumberg. Die anderen beiden Betriebe waren der von Matthä Schmid in der Handwerkerstraße und der Betrieb von Horst Lutter in der Finkenweg.

Malermeister Karl Gehrke kannte sich aus. In dem Gebäude in der Hauptstraße, wo die Firma heute noch ansässig ist, hatte er 1963 seine Malerlehre bei Malermeister Karl Wiessner begonnen. Den Kontakt zu der Firma hielt er auch während der Bundeswehrzeit und der Meisterschule. 1975 kam er als Meister zurück in den Betrieb, schon im Hinblick auf die Nachfolgeregelung.

Übernahme: 1981 übernahmen Karl Gehrke und seine Ehefrau Anita Gehrke den Betrieb Wiessner mitsamt dem Geschäft. Im gleichen Jahr kam ihr Sohn Bernd zur Welt, sein Laufstall stand im Geschäft, "damals hatten wir noch die Angestellte Jutta Waimer, das hat sich gut ergänzt". Für Anita Gehrke war das Aufgabenfeld neu, sie hatte eine Lehre im Lebensmittel-Einzelhandel absolviert und musste sich in die Materie einarbeiten, was sie mit Bravour tat.

Situation in Blumberg: Zum Einkaufen in Blumberg gab es damals zwei Schwerpunkte, schildern Anita und Karl Gehrke: die Hauptstraße zwischen der Friedhofstraße und dem heutigen Marktplatz und die Tevesstraße. In der Hauptstraße war im Westen das Färberstüble, es folgte unter anderem das Lebensmittelgeschäft von Günther Knöpfle in der Hauptstraße 102, der dort später seine Firma Knöpfle Inventuren aufbaute, die Weinstube Baumann, der Werkzeug und Maschinenhändler Gebele (heute der Frisörsalon Kindler), das zweistöckige Kaufhaus Harder mit Nähutensilien und Kleidern mit dem Gasthaus Krone nebendran, sowie das Schuhaus-Schneider, das als Sport Weber nach Osten zog und in dessen früheren Räumen heute eine Arztpraxis ist. Im heutigen Geschäft Schreibwaren Knöpfle war damals Elektro Zimmermann. Auf der anderen Seite der Hauptstraße waren unter anderem das Malergeschäft Wiessner, das Haushalts- und Eisenwarengeschäft Scherer, an den sich das Hotel Hirschen anschloss, nach vorne waren der Frisör Ernst, das Brillengeschäft Meyer und das Schuhhaus Greitmann.

Die ersten Aufträge: Blumberg hatte 1981 weniger Einwohner als heute. Der erste große Auftrag als selbstständiger Unternehmer war das Mehrfamilienhaus Junge Familie in der Uhlandstraße 23 bis 27 an der Ecke Achdorfer Straße mit 27 Wohnungen, das von der Bauwerksgesellschaft gebaut wurde. Zu den ersten Aufträgen gehörten auch Häuser im Neubaugebiet Steigäcker.

Die Entwicklung: "Wir haben uns gut ergänzt", sagt Karl Gehrke, und fügt hinzu, ohne die Mithilfe seiner Ehefrau sei so ein Betrieb nicht zu führen. Karl und Anita Gehrke mögen den Kundenkontakt. "Wir sind dankbar, dass wir das Geschäft trotz all der Einkaufsmärkte so lange halten konnten", erklärt Anita Gehrke. Das sei auch ihrer Beratung zu verdanken, fügt ihr Mann hinzu, und der Fortbildung und den Neuerungen. Ihre Farbmischanlage sei jetzt schon in der vierten oder fünften Generation. Karl Gehrke hat gelernt, dass man Neuem gegenüber aufgeschlossen sein müsse. "Wenn es etwas Neues gab, habe ich es gemacht. Ich fahre heute noch zu Fachmessen nach München oder Köln."

Änderungen: Das Arbeitsfeld für Maler habe sich verkleinert. Vor 50 Jahren habe der Maler in einem Haus noch alles gestrichen: die Decken, die Wände, die Fenster innen und außen, die Zimmertüren, die Fußböden, die Ofenrohre mit Silberbronze und zum Teil habe der Maler auch die Küchenschränke lackiert. Heute seien fast nur noch die Decken und Wände zu streichen, dadurch seien die Betriebe auch kleiner geworden.

Beide ziehen ein positives Fazit: "Es war eine interessante Zeit und eine zufriedenmachende Aufgabe. Wir hatten stets ein gutes Verhältnis zu Mitarbeitern und Kunden."