Jungen und Mädchen stehen vor dem alten Schulhaus in Kommingen und vertreiben sich die Zeit im Spiel (Foto oben). Die alte Schule im Ort bestand bis 1966 (Foto unten). Fotos: Suttheimer Foto: Schwarzwälder-Bote

Erinnerungen an "Hosenspanner" und Ausflüge / Ältere Menschen in Kommingen erinnern sich

Von Gernot Suttheimer

Blumberg-Kommingen. Tatzen mit einem Rohrstock auf die flache Hand könne er heute wohl nicht mehr ertragen, erklärt Herbert Scheu in Erinnerung an seine Schulzeit. Auch von den "Hosenspannern", das sind Schläge mit dem Stock auf den straffen Hintern, will er nichts mehr wissen. Der heute 86-jährige Komminger denkt aber insgesamt gerne an seine Schulzeit zurück.

1936 wurde er in der alten Schule in Kommingen eingeschult, seine Frau Maria zwei Jahre später. Herbert Scheu liebte vor allem die Fächer Technik und Geografie. Der damalige Lehrer Albert Gihr ließ die Buben Benzin- und Elektromotoren untersuchen und begeisterte sie für die USA. Die ersten vier Klassen waren Morgenschüler, die oberen vier Klassen kamen nachmittags. Mittwochs und samstags wurden alle 30 Schüler ab 10 Uhr zusammen im einzigen Klassenraum unterrichtet. Die letzten beiden Schuljahre besuchte Herbert Scheu bis zur Entlassung 1944 die Riedöschinger Schule.

Seine Ehefrau Maria Scheu musste kriegsbedingt auch nach Uttenhofen zur Schule gehen. Das alte Schulhaus in Kommingen wurde 1831 gebaut. Es befand sich Im Nohl und wird heute privat genutzt. Zuvor wird in den Chroniken nur von angemieteten Schulstuben oder -räumen berichtet, weiß Ortsvorsteher Norbert Baumann. Im Frühjahr 1965 wurde mit dem Neubau der Schule mit einem großen Klassenraum begonnen. Sie wurde am 10. Dezember 1966 feierlich eingeweiht. Dort befand sich auch eine Lehrerwohnung.

Aufgrund von Schulreformen konnten aber die Schüler der achten und der neuen neunten Schulklasse die neuen Räume nicht mehr nutzen, weil sie die Schule in Blumberg zu besuchen hatten. Ab Sommer 1967 folgten die Fünft- bis Siebtklässler. Die Grundschule mit den ersten vier Klassen bestand bis zum 1. August 1970, dann wurden auch sie der Schule in Blumberg zugewiesen.

Der Komminger Bauunternehmer Johann Steuer kam 1964 noch in die alte Schule, in den oberen Klassen musste er zunächst die Randenschule und dann die Schule in Blumberg besuchen. Er erinnert sich noch gut an Lehrer Bernhard Baumann, den Vater des jetzigen Ortsvorstehers Norbert Baumann. Von Steuers Vater Fritz gibt es etwas Kurioses: Der spätere Bauunternehmer erreichte 1940 durch ein Gutachten, dass er bereits mit sechs Jahren ein Jahr früher eingeschult wurde. Günter Kramer kam kurz nach Kriegsende 1945 in die Komminger Schule. Lehrer habe es zu dieser Zeit viele gegeben. Das erste Schuljahr sei nur ein Halbes gewesen. Mit Lehrer Baumann trat Kontinuität in den Schulalltag ein. Durch ein Kurzschuljahr reduzierte sich der Schulbesuch auf nur acht Jahre.

Geheizt wurde der einzige Schulraum mit Holz, das die Gemeinde stiftete. Die Schüler mussten es morgens aus dem Keller holen. Tatzen und "Hosenspanner" gab es nach dem Krieg immer noch. Eine Busverbindung nach außerhalb existierte noch nicht. "Wer in eine weiterführende Schule wollte, musste ins Internat", sagt Kramer. Aber das konnte sich kaum eine Familie leisten. Wegen der Flüchtlinge war die Entlassklasse 1953 mit zehn Schülern sehr groß.

"Holz mussten auch die größeren Mädchen ins einzige Klassenzimmer holen", erinnert sich Margarethe Rösch. Sie wurde 1959 in die Mittagsschule von ein bis vier Uhr aufgenommen. Der Unterricht machte ihr meistens Spaß. Bei schönem Wetter gab es ab und an eine Wanderung zum "Blauen Stein".

Ihr Ehemann August Rösch ging ab 1954 zum Unterricht in Kommingen. Ihm sagten besonders die Fächer Erdkunde und Rechnen zu. Ein Lehrer namens Womis ist ihm mit der Geige besonders im Gedächtnis geblieben.

Das neue Schulhaus mit seinem Anbau wurde lange Jahre hindurch von einer Firma genutzt. Inzwischen dient es nach dem Umbau und der Renovierung durch den Ortschaftsrat und die Komminger Vereine der Bevölkerung als Vereinsheim und Gemeinschaftshaus.