Mit schwerem Gerät musste der Erdrutsch am Kanadiersteg in der Wutachschlucht beseitigt werden. Foto: Schwenninger

Wutachranger und Förster haben die Gefahr im Blick . Wutachschlucht unter Beobachtung.

Blumberg / Wutach - Die Berge und Hänge der Wutachschlucht sind ständig in Bewegung. Diese Erkenntnis ist für Wutachranger Martin Schwenninger und Wutachs Revierförster Michael Eisele nicht neu.

 Beide sind regelmäßig vor Ort – als Naturschützer und Förster. Einen so großen Erdrutsch wie den jetzt beim Kanadiersteg gab es aber bisher nicht. "Der Hang ist auf etwa 100 Meter hinunter bis zur Wutach gerutscht", erklärt Schwenninger bei einem Ortstermin. Dabei wurden Gesteinsbrocken, Kies, Sand und Bäume mitgerissen. Sie versperrten zeitweise den Wanderweg. "Da kamen etwa 200 Kubikmeter Material den Berg runter", berichtet Michael Eisele.

Die Gründe für die Bewegung im Erdreich sind im wahrsten Sinn des Wortes vielschichtig. Im Lauf der vergangenen 180 bis 230 Millionen Jahre haben sich viele Erdschichten übereinandergelegt. Damlas lag die Region noch am Rande des Tethysmeeres. Granitsteine, Muschelkalk, Gips, Kiesel, Sand, Ton lagerten sich ab – einzig die Kalkfelsen sorgen für Stabilität. "In den 1940er-Jahren war noch ein großer Felsbrocken in diesem Hang, seither liegt er in der Schlucht, der Hang wurde dadurch instabil", erklärt Schwenninger. Die Erdbewegungen ziehen sich von der Ruine Hörnle bis zur Wutach, ergänzt Eisele. Die Gefahr von Erdrutschen sei zwischen Schurhammerhütte und Wutachmühle immer vorhanden, betont Schwenninger mit Hinweis auf die besonders lockere Keuperschicht, die bis zu 100 Meter hoch sei.

Die Kombination von Trockenheit, Frost und viel Regenwasser hatte letztlich die Erde in Bewegung gebracht, erklären die beiden Forstleute. "Wenn sich das Wasser eine Bahn sucht, rutscht der Hang flott nach unten", sagt Michael Eisele. Er kennt die Stelle besonders gut, schließlich gehört sie zu seinem Forstrevier. Und er weiß, dass hier die Waldarbeiten nicht ungefährlich sind. "Ohne schweres Gerät geht hier nichts." Und beide Förster sind sich einig: "Was man hier zur Sicherung macht, ist falsch. Wenn wir Bäume quer legen, werden sie auch mitgerissen." Deshalb werde der Hang regelmäßig beobachtet, mehr könne man im steilen Gelände nicht tun.

Eine Gefahr für Wanderer, die unten auf dem Weg durch die Schlucht an der Stelle vorbeikommen, bestehe nicht unmittelbar. Dennoch werde sich der Schwarzwaldverein an dieser Stelle auf mehr Wegearbeiten einstellen müssen. Der nächste Rutsch sei vorhersehbar: "Beim nächsten starken Gewitter oder Starkregen wird der Hand wieder in Bewegung geraten", vermutet Eisele. Dann würde dieser Streckenabschnitt beim Kanadiersteg auch für Wanderer gesperrt werden, erklärt Wutachranger Martin Schwenninger. Mit einem Blick auf die andere Seite der Schlucht sagt er, dass es auch dort Hangrutschungen gibt: "Aber es sind keine Wanderwege betroffen." Der Naturschützer erläutert, dass sich die Wutach derzeit nicht tiefer ins Tal eingrabe: "Der Fluss nimmt die Rutschungen mit,und dadurch wird das Tal breiter."