Wenn es kommt, wie geplant, dann wird Viktor Wiggert das alte Wutachwehr nach dem Abbau vermissen, das ihm seit Kindertagen vertraut ist. Foto: Steger Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Für Viktor Wiggert ein Stück Jugendzeit / 1865 wurde das Bauwerk in der Wutach erbaut

Viktor Wiggert hat sein ganzes Leben im Heimatort Achdorf verbracht. "Das Wehr hat es schon immer gegeben, wenigstens so lange wie ich mich erinnern kann", schränkt der fast 80-Jährige lächelnd ein.

Blumberg-Achdorf. Damit kommen ihm Erinnerungen an Planschzeiten im Hochsommer, wenn mal Zeit war, "denn in meinen Kindertagen hatte ich zu den Hausaufgaben noch eine Menge anderer Aufgaben zu erfüllen, die die Landwirtschaft und den Gastbetrieb der Scheffellinde erforderten. Da ging es keinem Kind anders."

Mühle, Säge und Schlosserei einst betrieben

Aber noch eine ganz andere Bindung hat Viktor Wiggert zu dem alten Bauwerk das neben der Straße von Achdorf nach Aselfingen steht. 1865 wurde das Wehr in der Wutach erbaut, und 1885 musste es erhöht werden. "Das wurde in Gulden bezahlt, und die Familie Bausch hielt das Wasserrecht mit 66 Prozent und die Scheffellinden-Familie Wehinger hat den Rest der Rechte übernommen." Da floss schon das Wasser durch den Gewerbekanal und die Säge, die Mühle, und die Schlosserei Karl Scherzinger Auf der Insel wurden mit dem Wutachwasser über das Wehr gesteuert. "Tagsüber war Sägebetrieb, nachts liefen nach neuem Stau die Mahlgänge." Unabdingbar waren da die Wasserräder. Und noch etwas fällt Viktor Wiggert ein. "1947, ich war ein kleiner Bub, hatte die Wutach so wenig Wasser, dass ich meinem Vater geholfen habe, mit einem Pferd einen großen Baumstamm über das Wehr zu ziehen, um das notwendige Wasser für Säge-und Mühlenbetrieb in den Graben zu leiten."

1956 schloss die Säge, wenig später wurde auch der Mühlenbetrieb eingestellt. So floss das Wasser einfach so über die Räder, die für die Mühle 18 PS, für die Säge 16 PS und für die Schlosserei sieben PS brachten. Aber nicht immer hat die Wutach Niedrigwasser.

Sie trägt ihren Namen schon zu Recht. So wie das Wehr jetzt aussieht, war es schon immer und es hat viel mitgemacht. 1953 war ein so starkes Hochwasser, dass sogar die Scheffellinde "geflutet" wurde, 1977 war noch einmal "Land unter" und an das Wüten der Wutach 1990, als sie sogar die Aselfinger Brücke mitriss, erinnert er sich auch. Da tobte das Wasser über das Wehr das mit Geröll umgestürzten Bäumen und Ästen zugestopft war. All das hat das alte Bauwerk überstanden. Für Viktor Wiggert gehört das Fallgeräusch des Wassers über das Wehr zum Tal wie das Windgeräusch in den Bäumen und der Vogelruf über den Wiesen. "Wenn es kommt wie geplant, ist vieles unwiederbringlich vorbei," sagt er nachdenklich.

Viktor Wiggert, Jahrgang 1937, kam in Achdorf zur Welt und lebt bis heute im Heimatort. Er übernahm die elterliche Landwirtschaft, während sein Bruder Gustav Wiggert den Gastronomiebetrieb übernahm. Längst im Rentenalter, übernimmt er immer noch Arbeiten in Haus und Hof und hilft, wo es angesagt ist. Seine Liebe gilt der Natur in ihrer Vielfältigkeit.