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Großeinsatz bei Hartchrom Kreuz im Südwerk. Keine Verletzten, viele Spezialkräfte vor Ort.

Großeinsatz für die Feuerwehren des Schwarzwald-Baar-Kreises samt Gefahrgutzug und Atemschutzträgern: Gegen 10.30 Uhr ist es gestern zu einem Chemieunfall bei der Hartchrom GmbH Werner Kreuz im Blumberger Südwerk gekommen.

Rund sechs Kubikmeter 90-prozentiger Chromsäure sind ausgelaufen. Die Firma Hartchrom GmbH Werner Kreuz hat Firmengründer Werner Kreuz 1983 in einem früheren Doggererz-Gebäude gegründet. Die Firma hat 20 Mitarbeiter. Geschäftsführer ist heute Sohn Patrick Kreuz.

Dieser wollte den Volumenstand von zwei mit verdünnter Chromsäure gefüllten Vorratstanks kontrollieren. Dafür bestieg er eine Leiter. Die rutschte nach Aussage von Werner Kreuz weg und sein Sohn fiel aus rund vier Metern Höhe auf ein Rohr, das die beiden Tanks verbindet, das brach, ebenso die Verschlüsse an den Tanks. Diese liefen aus und die Chromsäure gelangte über den Hof in die Kanalisation. Patrick Kreuz kam bei dem Unfall mit der Säure in Kontakt und wurde vorsorglich von einem Arzt untersucht. Davor führte er die Einsätzkräfte der Feuerwehr aber noch selbst zum Unfallort.

Die Einsatzleitung der Feuerwehr lag in den Händen von Peter Frey, stellvertretender Kommandant der Blumberger Gesamtwehr. Ihm standen nach Angaben der Polizeidirektion rund 60 Einsatzkräfte zur Seite. Die Leitung übernahm zu einem späteren Zeitpunkt Gesamtkommandant Stefan Band.

Im Einsatz waren Einsatzkräfte der Feuerwehren des südlichen Schwarzwald-Baar-Kreises, außerdem Spezialeinsatzgruppen für die Bereiche Chemieunfälle, Gefahrgutunfälle, gesonderte Messtrupps aus Villingen und Atemschutzeinsatzkräfte.

Polizei und Gewerbeumweltamt nahmen Ermittlungen auf, ebenso Hans-Joachim Blümling vom Gewerbe-Umweltamt des Schwarzwald-Baar-Kreises. Vor Ort waren außerdem Notarzt Martin Humbach und Rettungssanitäter.

Regierungspräsidium schickt Spezialisten

Beim Einsatz mussten wichtige Fragen geprüft werden. Zum Beispiel, ob durch die verdünnte Chromsäure die Kläranlage in Achdorf und somit auch die Umwelt gefährdet ist. Peter Frey schloss das zunächst aus, revidierte diese Aussage aber später wieder.

Die noch verbliebene Säure in der defekten Anlage, der Kanalisation und dem angrenzenden Bach wurde von Spezialkräften der Feuerwehr gebunden und zunächst in 200-Liter-Fässer abgesaugt.

Die Einsatzgruppe Chemie übernahm die Säurebestandteile zur fachgerechten Entsorgung. Ein Abflussrohr zu einem angrenzenden kleinen Bach wurde mit einem halben Meter langen Rohrstopfen verschlossen. So gelangten keine Restsäurebestände mehr in das Bachbett.

Die Einsatzkräfte des Gefahrgutzugs überprüften mit ihrem Messfahrzeug laufend den Zustand im Bereich der Unfallstelle.

Die Feuerwehr entschied sich danach, das in die Kanalisation gelangte Chromsäure-Wasser-Gemisch dann in einem Regenüberlaufbecken an der Blumberger Mühlhalde zu sammeln. Deshalb mussten Mitglieder des Technischen Hilfswerks eine mehrere hundert Meter lange Schlauch-Ersatzleitung zur Kläranlage in Achdorf legen. Dann, so der Stand gestern am frühen Abend, soll eventuell kontaminiertes Wasser aus dem Regenüberlaufbecken in ein freies Becken der Kläranlage geleitet werden, so die Auskunft des stellvertretenden Landrats Joachim Gwinner und von Michael Koch, dem Leiter des Amts für Wasser- und Bodenschutz.

Dort werde das Wasser dann auf seine Giftigkeit hin untersucht. Auch wird das Wasser der Aitrach in den nächsten Tagen regelmäßig kontrolliert. Vor Ort informierte sich auch Blumbergs Bürgermeister Markus Keller.

Zur Klärung des genauen Schadensausmaßes wurden auch Spezialisten des Regierungspräsidiums hinzugezogen. Bis zum Abschluss der Maßnahmen bleiben die Einsatzstellen weiterhin abgesperrt.

Chromsäure wird in der Galvanotechnik zur Passivierung galvanisch erzeugter Schichten – vorwiegend bei Cadmium – und zur Vorbehandlung von Aluminiumoberflächen per anodischer Oxidation verwendet. Sie ist außerdem Hauptbestandteil der galvanischen Chromelektrolyte, die zum Verchromen verwendet werden.

Der Kontakt zu giftigen und sehr giftigen Gefahrstoffen bei gleichzeitigem Vorhandsein offener Wunden sei lebensgefährlich, darauf weist die Berufsgenossenschaft Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse hin. Als zusätzliche Schutzmaßnahmen bei Reinigungsvorgängen müssen scharfkantige Einbauten entfernt oder abgedeckt werden. Es muss geprüft werden, ob ein Schlammsauger eingesetzt werden kann. Ebenfalls ist für diese Tätigkeit die Kontrolle durch eine zweite Person notwendig.

Chromsäure kann zu einem toxischen Lungenödem und trotz späterer Behandlung zum Tod führen. Nach einer vorübergehenden Freiheit von Beschwerden (bis zu 48 Stunden) kann das Vollbild mit Hämoptoe, Zyanose, Aspiration oder Herzstillstand auftreten. (Quelle: Wikipedia, Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse).