"Die Sauschwänzlebahn ist längst zu einem Markenzeichen geworden, das weit über Baden-Württemberg hinausstrahlt", sagt Hagen von Ortloff. Unser Bild zeigt die Dampflokomotive auf der Wutachbrücke. Foto: SWR Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Hagen von Ortloff spricht über Geburtsstunde von "Eisenbahnromantik" / Fest zum Jubiläum

Blumberg. Das SWR-Fernsehen feiert am Wochenende in Blumberg 25 Jahre Eisenbahnromantik. Mit mehr als einer Million Zuschauer pro Sendung zählt sie zu den beliebtesten Serien des SWR. Macher ist Hagen von Ortloff.

Herr von Ortloff, Ihre erste Sendung 1991 drehte sich um die Sauschwänzlebahn, und da gab es gleich etwas Kurioses.

Dann bietet Blumberg sich aus Austragungsort für dieses Jubiläum ja an.

Ja, das war eine Kooperationsidee unserer Marketingabteilung mit den Bahnbetrieben Blumberg. Ich freue mich, das ist ein wunderbarer Zufall. Ich bin gerne in Südbaden bei der Sauschwänzlebahn. Schließlich ist die Sauschwänzlebahn die wohl spektakulärste Museumseisenbahn in Deutschland. Außerdem schließt sich damit ein Kreis: Die erste Folge von Eisenbahn-Romantik spielt auf der Sauschwänzlebahn und ein Vierteljahrhundert später beende ich mit dem 25. Geburtstag der Sendereihe Eisenbahn-Romantik meine Karriere beim SWR eben auf dieser Bahn.

Seit drei Jahren ist die Sauschwänzlebahn auch in den Schlagzeilen, weil in den Tunnel artgeschützte Fledermäuse überwintern, allen voran die sechsfach geschützte Mopsfledermaus. Dies hat zu einem strikten Winterfahrverbot durch die Untere Naturschutzbehörde geführt. Ist Ihnen ein derart ähnlicher Fall bei einer Museumsbahn bekannt?

Mir ist kein Fall diese Art bekannt. Ich muss auch sagen, Naturschutz ist wichtig, aber er darf nicht instrumentalisiert werden. Es muss eine Möglichkeit gefunden werden, dass die Tiere zu ihrem Recht kommen und die Bahn dennoch auch in den Wintermonaten fahren kann. Erfahrungsgemäß beschränken sich die Einsätze im Winter auf Nikolaus-, Silvester- und Faschingsfahrten, hinzu kommen Einsätze am Wochenende. Die Sauschwänzlebahn ist eine bedeutende Attraktion in der Region, und das sollte sie auch im Winter zeigen dürfen.

Gibt es in Deutschland überhaupt Museumsbahnen, die das ganze Jahr über fahren?

Das ganze Jahr über fährt meines Wissens keine einzige Museumsbahn. Ein paar wenige Bahnen haben eine zweite Saison mit Nikolaus- und Silvesterfahrten. Durchgängig fahren nur die täglich verkehrenden Dampfeisenbahnen in Sachsen mit normalem Personenverkehr, die Harzer Schmalspurbahnen und die beiden Schmalspurbahnen an der Ostsee "Molli" und der "Rasende Roland" auf Rügen.

Welche Perspektive geben Sie den Museumsbahnen und welche Perspektiven geben Sie der Blumberger Sauschwänzlebahn?

Museumseisenbahnen sind unverzichtbare Bestandteile unserer Gesellschaft. Sie sind lebendig gebliebene Technikmuseen, die auch in den nächsten Generationen noch dampfen müssen. Probleme gibt es natürlich bei manchen Museumseisenbahnen, vor allen Dingen in die Altersstruktur und beim Nachwuchs. Da sind die einzelnen Museumsbahnen freilich selber gefordert. Es kann durchaus sein, dass die eine oder andere Museumseisenbahn in Deutschland ihre Dampflokeinsätze in der Zukunft reduzieren werden muss, weil die Aufarbeitung einer Dampflokomotive zu teuer ist, oder weil einfach nicht genügend Leute mehr da sind. Deshalb verfolge ich mit Spannung das Modell in Blumberg, bei dem die Verantwortung in kommunaler Hand liegt und der Betrieb von hauptamtlichen Mitarbeiter durchgeführt wird. Ich wünsche mir, dass dieses Modell von Erfolg gekrönt sein wird.

Was lieben Sie an der Sauschwänzlebahn, was zeichnet diese Museumbahn aus?

Die Sauschwänzlebahn ist längst zu einem Markenzeichen geworden, das weit über Baden-Württemberg hinaus strahlt. Dies ist sicherlich den nimmermüden Aktivitäten der zahlreichen Eisenbahnfreunde zu verdanken. Aufgrund der spektakulären Streckenführung, der riesigen Brücken und anderen Kunstbauten, geht von der Sauschwänzlebahn an sich schon eine große Faszination aus. Deshalb gehört sie zu den erfolgreichsten Museumseisenbahnen in Deutschland, und ich würde mir wünschen, dass sich in der Zukunft noch viel mehr Besucher von den Schönheiten des Wutachtals und seiner Dampfeisenbahn begeistern lassen.

■ Die Fragen stellte Bernhard Lutz

Hagen von Ortloff, 66 Jahre alt und Redakteur beim SWR-Fernsehen, ist seit dem 31. Dezember 2015 eigentlich im Ruhestand. Eigentlich, weil er als Erfinder und Moderator der "Eisenbahnromantik" bis zum 25. Juli weitermacht. Er will nämlich auf alle Fälle das 25-Jahr-Jubiläum seiner Sendung mitfeiern. Die Feierlichkeiten spielen sich von Freitag, 22. Juli, bis Sonntag, 24. Juli, am Bahnhof Zollhaus ab, wo auch ein Festzelt aufgebaut wird. Hagen von Ortloff hat insgesamt 870 Sendungen der "Eisenbahnromantik" seit 1991 produziert und moderiert. Übrigens: Es wird niemand in die Fußstapfen des gebürtigen Sachsen treten, der seit vielen Jahren in Rommelshausen lebt. In der Zukunft werden die Beiträge über alte Lokomotiven und schöne Strecken ohne einen Moderator ausgestrahlt.