Vitus Noe gehörte zu den ersten Mitgliedern des 1946 wiedergegründeten Musikvereins Riedöschingen. Foto: Hahn Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehrenmitglied Vitus Noe erinnert sich an seine Anfangsjahre im wiedergegründeten Verein

Blumberg -Riedöschingen. Ehrenmitglied Vitus Noe (86) war von 1946 bis 1986 aktiver Musiker in Riedöschingen. Zunächst blies er das Es-Horn und schulte dann auf die Posaune um. 24 Jahre war er in der Vorstandschaft tätig und hatte dabei verschiedene Funktionen vom ersten und zweiten Vorsitzenden über den Schriftführer bis hin zum Ausschussmitglied inne. Er erinnert sich noch gut an die schwierige Zeit des Neuanfangs nach dem Zweiten Weltkrieg. 

Wie kamen Sie 1946 zum Musikverein Riedöschingen? 

Dirigent Ernst Bäurer war aufgrund seiner langjährigen Aktivität als Militärmusiker sehr gut ausgebildet und erfahren. Er hat früh erkannt, dass die Kapelle junge Mitglieder braucht. Bei einem Besuch meines Vaters sah er dessen Tenorhorn und warb mich gleich für den Musikverein. Mit mir begannen noch Fritz Fuhrer, Ignaz Reichmann und Paul Frank.  

Wie sah die Anfangszeit aus? 

Es herrschten sehr armselige Verhältnisse. Nicht alle Instrumente waren vorhanden. Einige ehemalige Musiker hatten ihre Instrumente während des Krieges bei sich zu Hause versteckt. Die anderen Instrumente lagerten im Proberaum im Rathaus in einer Kiste, wobei ein Teil in die Hände der französischen Besatzungstruppen fiel. Dafür ließen sie einen Es-Bass zurück. Auch eine große Trommel, die 1931 nach der Wirtschaftskrise nach Leipferdingen verkauft worden war, erhielten wir unter der Bedingung zurück, dass wir sie selbst abholten. Dies tat ich zusammen mit Paul Frank und Alfred Scheyer zu Fuß.

Besonders schlecht war es um die Noten bestellt. Die Franzosen hatten unseren Notenschrank im Rathaus durchwühlt und kaum etwas davon übrig gelassen. So konnten wir zum ersten Auftritt im Februar 1946, ein Ständchen am Vorabend der Hochzeit von Katharina und Emil Weber, lediglich zwei Märsche sowie das Stück "So nimm denn meine Hände" spielen. Man tauschte Noten mit anderen Vereinen und war froh über jeden Tipp, wo man an Noten herankam. 

Wo trat der Musikverein in Aktion? 

Zunächst hatten wir unsere Auftritte hauptsächlich im eigenen Dorf, gelegentlich auch in der näheren Umgebung wie in Hondingen. Eines Tages hatte Ignaz Scheyer die Idee, auf dem Gartenfest in Merishausen in der Schweiz aufzutreten. Zunächst wurden wir ziemlich belächelt, weil wir so ein kleiner Haufen waren und keine richtige Uniform hatten.

Als wir dann aber das Konzertstück "Zukunftsgeist" spielten, das die Melodie der Schweizer Nationalhymne beinhaltet, was uns zunächst gar nicht bewusst war, standen alle Gäste auf und sangen begeistert mit. Die Merishausener Musiker versprachen einen Gegenbesuch, der 1952 bei der Feier unseres 50-jährigen Jubiläums erfolgte.  

Wie sah die Ausbildung aus? 

Eine systematische Ausbildung wie heute gab es anfangs noch nicht. Als ich 1946 begann, gingen wir noch zu Dirigent Ernst Bäurer nach Hause, wo er uns das Notenlesen beibrachte. Das Spielen auf den Instrumenten lernten wir durch ältere Musiker. Als ich an die Posaune wechselte, gab es außer mir keinen Posaunisten. Daher musste ich mir alles selbst beibringen.

u Fragen von Conny Hahn