Fotos: Lutz Foto: Schwarzwälder-Bote

Hondinger Grundschüler staunen über einen Millionen Jahre alten Haifischzahn

57 Kinder lernten in der Hondinger Geschichtsausstellung im Pfarrhaus Beeindruckendes aus der Frühgeschichte des Orts und staunten über Funde, die mehrere tausend Jahre alt sind.

Blumberg-Hondingen. "Wer von Euch hat noch Oma und Opa?". Schnell erreichte Martin Fetscher in der Hondinger Geschichtsausstellung die Grundschüler der Frobenius-Thomsin-Schule in Riedöschingen. Fast alle Schülerarme gingen nach oben, einige hatten sogar noch die Urgroßmutter. Die ganze Grundschule, Rektorin Angelika Sitte und ihre Kolleginnen Martina Baschnagel und Elisabeth Bulitta waren in das Hondinger Pfarrhaus gekommen, wo sie Werner Bogenschütz, Karin Schwenk und Albert Keller vom Hondinger Arbeitskreis Geschichte empfingen. Von den 57 Jungen und Mädchen stammt fast die Hälfte aus diesem Ort. Martin Fetscher habe einen interessanten Teil der Ausstellung mitgestaltet, sagte die Rektorin.

Hondingen feiert dieses Jahr, wie andere Orte auf der Baar, darunter Pfohren, sein 1200-jähriges Dorfjubiläum, anlässlich dessen die Ausstellung entstand. Rechne man 30 Jahre pro Generation, hätten seither 40 Generationen in Hondingen gelebt, erklärte Fetscher. Doch eigentlich sei Hondingen viel älter.

Das zeige sich an Steinen, von denen die meisten im Raum Hondingen 150 Millionen Jahre alt seien. Besonders hob Fetscher einen Haifischzahn hervor, "das ist der berühmteste Fund von Hondingen". Wo komme der Haifischzahn her? Den habe niemand irgendwo abgelegt, der habe sich im Gestein befunden. "Früher war hier Meer", informierte Fetscher, ein Haifisch habe ganz tolle Zähne. Während die Menschen nur zwei Mal Zähne erhielten, passiere dies bei einem Haifisch 20 bis 30 Mal im Leben. Ein Haifisch verliere ständig Zähne, sie würden immer nach außen hängen und deshalb schneller wegfallen.

Die ersten Menschen hätten hier vor 10 000 Jahren gelebt, "es waren Jäger, die hatten noch keine Hütten, weil sie den Rentieren hinterhergejagt sind". Vor circa 7000 Jahren habe das Ansiedeln begonnen. Die Werkzeuge der Menschen waren aus Stein, deshalb nenne man diese Epoche die Steinzeit.

Dann hätten die Menschen ein große Erfindung gemacht: Sie hätten entdeckt, dass man aus machen Steinen, die Erz enthielten Eisen herstellen könne. "Hier konnten die Menschen Erz gewinnen", deshalb sei die Gegend um Hondingen und die Nachbarorte interessant gewesen.

Auf die Steinzeit sei die Bronzezeit gefolgt. Martin Fetscher zeigte eine Gürtelschnalle. Die Römer kamen nach Hondingen, dass sie tatsächlich hier waren, sehe man an einer Münze, die sie verloren hätten. Die Münze sei 1400 Jahre alt, darauf sei der Kopf des damaligen römischen Kaisers abgebildet.

Geschickt holt Martin Fetscher die Grundschüler ab. "Wer von Euch hat schon einmal etwas gefunden?", fragte er, als er die römische Münze zeigte. Mehrere Hände gingen nach oben. "Ich habe schon eine Muschel im Meer gefunden", strahlte ein Mädchen. Ein Junge hatte mit seinem Vater eine Muschel im Sand gefunden, auch das gebe es, bestätigte Fetscher. Und er spann den geschichtlichen Bogen um Steine noch weiter. In der Wutachschlucht finde man auch schöne Steine, schilderte er, und zeigte ein weiß leuchtendes Beispiel: ein Gipsstein.

Wer sich noch mehr für die Geschichte der Region interessiert, kann sich freuen. Im Kreisalmanach 2018, der am Freitag im Landratsamt vorgestellt wird, hat Martin Fetscher einen Bericht über die Frühgeschichte der Südbaar verfasst.

Werner Bogenschütz vom "Arbeitskreis Geschichte" in Hondingen, der auch den aktuellen Kirchenführer verfasst hat, führte die Schüler durch die St. Martinskirche.

Dort waren den Kindern drei Dinge wichtig: Der Glockenturm, die Figur des St. Martin als Soldat, der den Mantel teilt, und dessen Fest am Samstag gefeiert wird, und die Orgel. Zwei Schüler hätten schon ein bisschen Orgel spielen können.

Der St. Martin habe die Kinder auch beschäftigt, weil mehrere von ihnen selbst Martin hießen oder weil ein Familienmitglied Martin heiße, sagte Werner Bogenschütz. Alle Kinder erhielten ein Foto der St. Martinsfigur.

Schwerpunkt der Führung war der Raum mit der Gesamtgeschichte Hondingens und den Steinfunden. Von Interesse waren auch die Naturgeschichte und natürlich die Schulgeschichte. Den Kindern wurde die Geschichte vom Wettlauf des Hasen mit dem Igel vorgelesen. Und sie hörten die Aufnahme des bekannten Lieds "Geh aus mein Herz und suche Freud" des Hondinger Schulchors in den 1950er Jahren entstanden, als Gesang noch Pflichtfach im Unterricht war. Das Lied hatte der damalige Dorflehrer Adolf de Biasi mit einem selbst gebauten Tonband aufgenommen.

Die Schule war früher der Ort, wo die Identifikation mit dem Heimatort entstand, schilderte Werner Bogenschütz.

Rektorin Angelika Sitte war mit der Exkursion zufrieden. Es sei schön, in ein Museum zu gehen, besonders, wenn es vor Ort sei. Im Pfarrsaal bastelten die Schüler selbst "Versteinerungen" und Laternen für den Martinsumzug, zum Nachbearbeiten erhielten sie ein Arbeitsblatt mit dem Titel: "So sind Versteinerungen entstanden."

Martin Fetscher (47) stammt aus Hondingen. Der Diplom-Geologe arbeitet im Amt für Abfallwirtschaft des Schwarzwald-Baar-Kreises. An Geschichte habe er schon immer Interesse gehabt. Einmal habe er das Kirchenarchiv aufgeräumt, das sei so interessant gewesen, dass er die Sütterlin-Schrift gelernt habe.