Die alt-katholischen Randen- und Wutachtalgemeinden sind eine vitale Glaubensgemeinschaft. Bei der 59. Bistumssynode in Mainz vom 2. bis 5. Oktober werden die Gläubigen unter anderem von den beiden Pfarrern Stefan Hesse (rechts) und Guido Palazzari (Zweiter von rechts) vertreten. Unser Bild zeigt die beiden bei einem Gottesdienst im vergangenen Januar, als an den vor zehn Jahren verstorbenen alt-katholischen Pfarrer Bernd Otto Wnuk erinnert wurde. An der Messe nahmen auch die Geistlichen Peter Klein aus Stühlingen und Wolfgang Kunicki aus der benachbarten Schweiz teil. Foto: Suttheimer Foto: Schwarzwälder-Bote

Randen- und Wutachtalgemeinden senden Anfang Oktober sechs Mitglieder zur Bistumssynode

Von Stefan Limberger-Andris

Blumberg/Mainz. Den Alt-Katholiken steht mit der 59. Bistumssynode in Mainz eine bedeutende, weil zukunftsweisende Veranstaltung bevor. Auch Gemeindemitglieder aus Blumberg-Randen, Kommingen, Mundelfingen und Stühlingen-Schwaningen nehmen daran teil.

An der viertägigen, alle zwei Jahre stattfindenden Synode vom 2. bis 5. Oktober nehmen aus den Randen- und Wutachtalgemeinden neben den beiden Pfarrern Stefan Hesse aus Kommingen-Nordhalden und Guido Palazzari aus Blumberg auch die Gemeindemitglieder Rainer Happle (Kommingen), Hedwig Happle und Markus Greitmann (beide Blumberg) sowie Christina Leutze (Stühlingen) teil.

Die Randen- und Wutachtalgemeinden, die sich aus den Gemeinden Kommingen-Nordhalden, Blumberg-Randen, Mundelfingen, Fützen und Stühlingen-Schwaningen zusammensetzen, werden von vier Laien und zwei Pfarrern bei Synoden vertreten. Je angefangene 300 Gemeindemitglieder darf ein Vertreter entsendet werden. Für Blumberg sind dies zwei Personen, für Kommingen und Fützen (Margot Gleichauf) jeweils eine sowie ebenfalls jeweils eine für Mundelfingen und Stühlingen-Schwaningen.

Rainer Happle schätzt die Bedeutung der Synode als Vertretung aller Ortskirchen sehr hoch ein. Besonders seien die basisorientierten Entscheidungen hervorzuheben, die sich aus der Teilnahme von zwei Drittel Laien und einem Drittel Geistlicher ergeben. Diesmal gebe es an die 80 Anträge, die beraten und denen bei entsprechender Mehrheit auch zugestimmt wird. Zukunftsweisende Entscheidungen seien etwa die Einführung einer zentralen deutschlandweiten Kassenführung gewesen oder auch die Aufhebung des Zölibats, was es Frauen in der alt-katholischen Kirche ermöglicht, Pfarrerinnen zu werden.

Aus Blumberg stammt übrigens die Pfarrerin Angela Berlis, die berufliche Karriere innerhalb der alt-katholischen Kirche gemacht hat. Angela Berlis war als erste Frau in Deutschland als Diakonin der alt-katholischen Kirche geweiht worden und ist seit 1996 Priesterin. Sie ist mittlerweile Professorin für alt-katholische Kirchenstrukturen an der Universität Bern und Pfarrerin der alt-katholischen Kirche der Niederlande. Angela Berlis befasste sich in ihrer Promotion mit dem Thema "Frauen im Prozess der Kirchwerdung im 19. Jahrhundert".

Für die Randen- und Wutachtalgemeinden seien bei dieser Bistumssynode Anfang Oktober keine Anträge gestellt worden, so Rainer Happle. Die fünf Gemeinden seien darin allerdings seit jeher sehr zurückhaltend gewesen. Wichtige Projekte der vergangenen Jahren seien die Sanierungen der Komminger Johanneskirche, des Pfarrhauses Kommingen, der Glockenturm an der Blumberger Christuskirche sowie die beiden ersten Bauabschnitte des Pfarrhauses Blumberg gewesen.

Als Mitglied der Finanzkommission des Bistums Bonn weiß Rainer Happle, dass die Sanierung des Pfarrhauses Blumberg in diesem Jahr in die dritte Sanierungsstufe geht. Nach den Abschnitten "Wohnung" und "Heizungsanlage/Speicherausbau" seien nun Dämmungsmaßnahmen unterm Dach, neue Fenster im Gemeinderaum und dem unteren Stockwerk sowie der Bau einer Terrasse auf dem Garagenflachdach für rund 80 000 Euro vorgesehen.

Die alt-katholische Kirche hat ihre Wurzeln im Protest von Königswinter vom 14. August 1870, in dem die Dekrete über die absolute Gewalt des Papstes und dessen persönliche Unfehlbarkeit als Entscheidung eines ökumenischen Konzils nicht anerkannt worden waren. Die alt-katholischen Randen- und Wutachtalgemeinden entstanden 1871. Sie sind nicht zuletzt wegen der hohen Konzentration von knapp 800 Gläubigen, das sind etwa fünf Prozent aller Alt-Katholiken in Deutschland, in einer überschaubaren Region heute bundesweit einzigartig. Derzeit gibt es etwa 15 500 Alt-Katholiken in 69 Seelsorgeeinheiten im Bundesgebiet.

Ein personeller Wunsch, den die Randen- und Wutachtalgemeinden im Vorfeld der Bistumssynode 2012 hegten, hat sich übrigens bereits erfüllt. Die Kirchengemeinde Kommingen-Nordhalden hat mit Stefan Hesse nun seit 2013 wieder einen Pfarrer. Für Blumbergs alt-katholischen Pfarrer Guido Palazzari eine echte Arbeitsentlastung bei den vielen anfallenden Aufgaben – von der eigentlichen Seelsorge bis hin zum Schulunterricht an mehreren Schultypen in verschiedenen Orten.