Zuzug oder Abwanderung? Die Statistiker prophezeien: Blumberg rutscht 2014 unter die 10 000-Einwohner-Marke. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Statistiker: Blumberg schrumpft im kommenden Jahr unter die 10 000 Einwohner-Marke

Von Stefan Limberger-Andris

Blumberg. 9991 – glaubt man den Statistikern, wird Blumberg im kommenden Jahr unter die 10 000 Einwohner-Marke rutschen. Das negative Jahressaldo betrug in jüngster Vergangenheit zwischen 60 und 75 Einwohnern.

Die Eichbergstadt weist seit Jahrzehnten einen Bevölkerungsrückgang auf – seit den 70er Jahren meist im zweistelligen Bereich und in der Regel mehr als 50 Personen. In manchen Jahren waren es jedoch auch deutlich über 100 Personen. Es gab allerdings eine Phase Anfang der 90er Jahre, in der bis zu 165 Menschen im Jahr zuzogen.

Blumberg reiht sich mit dem negativen Einwohnertrend in die Reihe der meisten Kommunen des ländlichen Raumes eines. Die Ballungszentren wachsen, die Gemeinden des ländlichen Raumes schrumpfen. Bürgermeister Markus Keller hatte bereits während seiner Wahlkampftour 2009 erkannt, welche Bedeutung die kommunal beeinflussbaren Standortfaktoren haben, nach denen Familie entscheiden, wo sie wohnen möchten: Infrastruktur (Versorgung, Schule, Kindergärten, Freizeit und Verkehrsanbindung) sowie Arbeitsplätze, auch im touristischen Sektor.

Derzeit erarbeiten Gruppen im bürgerschaftlichen Engagement Inhalte zu Themenkomplexen wie "Soziales und Miteinander", "Stadtbild und Handel", "Historie und kulturelle Arbeit" sowie "Freizeit und Tourismus".

Werben um Menschen hat richtig begonnen

In dieser Kreativschmiede soll festgelegt werden, wie sich Blumberg in den nächsten 20 Jahren entwickeln könnte. Wie erfolgreich die dortige Arbeit sein wird, wird sich nach Umsetzung von Projekten in blanken statistischen Zahlen widerspiegeln: Zuwachs, Gleichstand oder Abschwung der Wohnbevölkerung. Eines erscheint unumstößlich: Die Eichbergstadt wird sich noch attraktiver als bisher machen müssen, um die Menschen an sich zu binden.

Schon einiges hat sich bewegt im Werben. In der Amtszeit von Bürgermeister Clemens Stahl verordnete sich Blumberg ein modernistisch geprägtes Stadtbild. Die Ortsteile wurden vor allem im vergangenen Jahrzehnt weiterentwickelt und durch Gemeinschaftshäuser zukunftsfähig gemacht. Baugebiete, mehr oder weniger stark nachgefragt, wurden erschlossen. Der Gemeinderat wird sich deshalb mit der Frage beschäftigen müssen, wo weitere Planungen sinnvoll sind. Das gleich gilt für neue Gewerbegebiete.

In Blumberg wurde der Fokus in den vergangenen drei Jahren stark auf den Aufbau verbesserter touristischer Strukturen gelegt, etwa der Zertifizierung des Tourismusamts, und einer schlagkräftigeren Personalausstattung forciert. Viel Geld wird weiter in die historische Wutachtalbahn fließen, eine neue rechtliche Struktur bei der Führung der Wutachtalbahn soll geschaffen werden. Ein erster Erfolg im touristischen Werben zeichnet sich auf der CMT-Messe Stuttgart ab, auf der die Ferienregion nachgefragt ist (wir berichteten).

Investitionen sollen helfen

Weitere Bausteine der Infrastrukturverbesserung sind auf dem Weg. So hat das Ratsgremium den Bau einer Seminar- und Tagungsstätte auf dem Feuerwehrgebäude noch nicht ganz ad Acta gelegt. In den vergangenen Jahren investierte die Stadt viel in die Gemeinschaftshäuser und in Schulsanierungen. Das 20 Kilometer lange DSL-Netz, das nicht zuletzt nach einem Landeszuschuss von mehr als 0,5 Mio Euro und einem Eigenanteil der Stadt von mehr als 300 000 Euro im vergangenen Jahr in Betrieb genommen wurde, setzt regionale Maßstäbe. Derzeit wird nach sinnvoll gelegenen Flächen für Gewerbegebiete gesucht und der Verwaltungskontakt in Gewerbe und Industrie intensiviert. Das "Panoramabad" wurde durch Investitionen und Spenden im Freizeitbereich aufgewertet. Langfristig wird jedoch auch hier weiter investiert werden müssen.

Auch im kleinen wurde schon viel bewegt. So wurde die Stadteinfahrt attraktiver gestaltet (Blumenbeete, Objekte auf B 27-Kreisel) und Festivitäten aufgewertet (Adventsmeile) oder neu geschaffen (Ostermarkt, Street-Art-Festival). Ein einheitliches Erscheinungsbild der städtischen Bediensteten und der Gesamtgemeinde versteht sich zudem von selbst.

Ob die Zukunftswerkstatt die Eichbergstadt letztlich vor dem prognostizierten Schrumpfungsprozess bewahren wird, kann nur die Zukunft zeigen. Am ehesten wird Maßstab sein, den Schrumpfungsprozess durch hohe Attraktivität möglichst gering zu halten.