Musikkapelle: Winterkonzert bietet breite Palette von Richard Strauss bis zu Tsunami-Gänsehaut-Stück

Keine Polka, kein schmissiger Marsch: Beim Winterkonzert der Musikkapelle Bitz hat die anspruchsvolle symphonische Blasmusik dominiert.

Bitz. Nur wenige Plätze blieben in der Festhalle leer. Traditionell zeigte die Zöglingsgruppe unter der Leitung von Britta Schmid zuerst ihr Können. Dabei setzte Nadine Schaudt mit ihrem Solo am Sopransaxofon einen ersten Glanzpunkt. Die Jugendkapelle begann frisch und forsch ihren Part mit der "Cimarron Overture". Souverän von Angelina Färber dirigiert, servierte sie mit "Let it go" aus "Frozen" einen jugendlichen Aperitif, um dann mit der bekannten Melodie "White Christmas" von Irving Berlin die Herzen der Bitzer Konzertbesucher zu erobern. Mit gewaltigen Fanfarentönen und dumpfen Paukenschlägen aus dem Werk "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauss eröffnete nach einer fröhlichen Zugabe der Jugendlichen dann das große Orchester sein Konzert.

Ein Konzerterfolg steht und fällt mit der Moderation. Plaudernd führte Katharina Bitzer mit interessanten Informationen zu den einzelnen Stücken durch den Abend.

Der musikalische Kontrast der Programmfolge entfachte einen wahren Klangrausch durch viele Facetten der Blasmusik: von der weltberühmten Ouvertüre zu Verdis Oper "Nabucco" mit ihrem furiosen Finale, über Musik aus Film und Musical, Märsche aus "Star Wars" bis hin zu dem außergewöhnlichen, weitgehend unbekannten, aber mitreißenden symphonischen Werk "The Power of the Megatsunami" von Carl Wittrock, das höchste Anforderungen an das Orchester stellte.

Spannung wird durch Posaunen aufgebaut

Der Niederländer hatte sich dabei 2004 von der Macht der Naturgewalten inspirieren lassen. Als Carl Wittrock diese Komposition fertigstellte, ahnte er noch nichts von dem schweren Tsunami, der am 26. Dezember 2004 die Region der indonesischen Insel Sumatra heimsuchte. Gezeitenwellen von zehn Meter Höhe verwüsteten die Küstenregionen vieler Länder und kostete 230 000 Menschen das Leben.

Carl Wittrock hat das Geschehen musikalisch vorweggenommen: Ein ganz normaler Tag, aber etwas liegt in der Luft. Die Bitzer Musiker verstanden es meisterlich, durch signifikante Klangfarben die Zuhörer in diese bedrückende Atmosphäre mit Gänsehautfeeling mitzunehmen.

Einen besonderen spannungsgeladenen Effekt über ein größeres Intervall hinweg erzielten die Glissandi im Posaunenteil. Immer höher rutschten stufenlos die Töne, ließen die Gewalt der hereinbrechenden riesigen Wellen nahezu körperlich spüren. Der turbulenten Phase folgte eine entspannte Ruhe. Die exzellente Leistung von Bläsern (Holz wie Blech) unter der konsequenten Stabführung von Dirigent Aleksandr Kalinin hätte durchaus mehr Beifall verdient.

Am Ende des Winterkonzerts und passend zur bevorstehenden Weihnachtszeit durften Musiker und Zuhörer mit der romantischen Melodie von "Cinderellas Dance" aus dem Weihnachtsmärchen "Drei Nüsse für Aschenbrödel" durch den verschneiten Wald reiten.

Die beiden Zugaben mit "Time to say Goodbye" und "You raise me up" trafen noch einmal genau den Nerv des Publikums.