Bürgermeister Hubert Schiele vor den drei Schleppern, zwischen denen die Gemeinderäte die Wahl hatten: Die Bauhofmitarbeiter favorisierten das mittlere der drei Fahrzeuge. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Winterdienst: Gemeinderat folgt kaufmännischen Beweggründen bei Anschaffung eines Schleppers

Die Meinung des Bauhof-Teams hat für die meisten der Bitzer Gemeinderäte keine Rolle gespielt bei der Entscheidung über einen neuen Schlepper, der auch für den Winterdienst genutzt werden soll.

Bitz. Die Wahl zwischen drei Modellen haben die Bitzer Gemeinderäte in ihrer jüngsten Sitzung gehabt, als sie über ein Nachfolger-Fahrzeug für den Unimog entscheiden sollten, der nun 30 Jahre im Dienst war – hauptsächlich im Winterdienst. Um auch im Sommer mehr Nutzungsmöglichkeiten zu haben, sollte es nun ein Schlepper sein. Die drei, die zur Wahl standen, durften sich die Räte vor der Sitzung ansehen, sie sogar selbst ausprobieren und den Vertretern der Verkäufer Fragen stellen.

Das größte Fahrzeug, ein Steyr 4125 Profi CVT für 121 499 Euro – alle Preise in der Sitzungsvorlage beinhalten auch den Umbau für den Schneepflug, den Frontlader und eine Schaufel – wollten die Räte nicht. Trotz seiner modernen Abgastechnik, dem einfachen Bedienkonzept, dem stufenlosen Doppelkupplungsgetriebe und dem Motor, der nach Angaben des Vertreters "derzeit das Non plus Ultra" sei. Der weitere Weg zur Werkstatt und die unhandliche Größe hatte wohl manche abgeschreckt.

Den längsten Vortrag über die Vorteile seines Modells hielt der Vertreter der Firma BayWa, der den Fendt 313 Vario mitgebracht hatte. Er wäre mit 128 917 Euro zwar der teuerste, den Bauhof-Mitarbeitern aber der liebste Schlepper gewesen – aus diversen Gründen: Die gute Rundumsicht, der stufenlose Antrieb – das Getriebe arbeitet ohne Kupplung zwischen hydraulischem und mechanischem Teil und regelt auch die Drehzahl des Motors selbst – und die Wendigkeit durch die Nähe des Frontladers zum Trägerfahrzeug hatten die Männer um Bauhofleiter Peter Reinauer überzeugt. Zudem arbeite das Fahrzeug geräuschreduziert, schone die Straße, weil das Gewicht des Schneepflugs beim Räumen nicht sie, sondern den Frontheber belaste, und auch die getrennten Kreisläufe für Getriebe- und Hydrauliköl seien von Vorteil, erklärte der Vertreter. Die nächste Werkstatt? "Balingen", antwortete er. Und außerdem biete BayWa einen mobilen 24-Stunden-Service: "Wir kommen auch um Mitternacht."

Lange Garantie und kurze Werkstatt-Wege

Die entscheidenden Argumente hatte nach Ansicht der Mehrheit der Räte freilich der Vertreter der ortsansässigen Firma Stelzer & Schaudt Baumaschinen, der einen Kubota 125 m für 106 543 Euro vorstellte: Auch dessen Frontkraftheber entlaste die Straße, Kundendienst sei im Ort möglich, der Dieselpartikelfilter regeneriere sich bis zu 3000 Stunden Betriebsdauer selbst, alle Instrumente seien intuitiv zu bedienen und die Werksgarantie gelte 36 Monate – ein Allrad-Fahrzeug mit sehr engem Wendekreis. Dass der Kubota keinen stufenlosen Antrieb besitzt, das "Lastschaltgetriebe sowie die ungünstige Positionierung des Schalthebels" die Winterdienstarbeit erschwerten, wie es in der Sitzungsvorlage heißt, die eingeschränkte Übersicht und die niedrige Leistungsgrenze der Hydraulik hielten Sin-Moo Choi nicht davon ab, einen Antrag auf Kauf des Kubota zu stellen, zumal der Anbieter in Bitz seine Steuern zahle und ein Preisunterschied von 22 000 Euro bestehe. Dass der Beschlussvorschlag der Gemeinde für die Anschaffung des Fendt mit vier zu zehn Stimmen bei einer Enthaltung durchfiel, überraschte Bürgermeister Hubert Schiele sichtlich. Er hatte sich für den Fendt stark gemacht – schließlich müssten die Bauhofmitarbeiter damit arbeiten. Da sei vor allem ihre Meinung wichtig. Mit zehn zu drei Stimmen bei zwei Enthaltungen folgten die Räte Chois Antrag und beschlossen außerdem den Kauf eines Streugeräts der Firma Kugelmann für 16 660. Über ein Containersystem soll in einer späteren Sitzung entschieden werden.

Sparsames Haushalten ist wichtig – auch für eine schuldenfreie Gemeinde wie Bitz. So gesehen ist die Entscheidung des Gemeinderats für den preisgünstigsten Schlepper, noch dazu von einem örtlichen Händler, nachvollziehbar. Die Argumente für das teuerste von drei Fahrzeugen, die sich mit der Meinung der Bauhofmitarbeiter deckten, zählten da nicht. Vielleicht deshalb, weil Gemeinderäte, die größtenteils nur ihre Privatautos fahren, Komfort für zweitrangig halten. Sie müssen schließlich auch nicht nachts um 2 oder 3 Uhr im eiskalten Winter mit dem nun eben weniger gut bedienbaren Schlepper Straßen räumen – und das vielleicht für die nächsten 30 Jahre. Die Bauhof-Mitarbeiter – neben den Feuerwehrleuten in Notfällen die wichtigsten Menschen im Ort – haben die Sitzung nach der Abstimmung sichtlich enttäuscht verlassen. Wer kann’s ihnen verdenken?