Günther Bitzer ist gestern ins 71. Lebensjahr gestartet und blickt auf erfüllte Jahrzehnte voller Erfolg zurück

Von Karina Eyrich

Bitz. Bei vielem, was er gemacht hat, war Günther Bitzer Pionier: Jetzt ist er 70 Jahre alt, die man ihm bei weitem nicht ansieht, und wundert sich selbst, woher er die Zeit für alle seine Aktivitäten genommen hat.

1963 war ein entscheidendes Jahr im Leben des Günther Bitzer, denn beim Deutschen Turnfest funkte es zwischen ihm und seiner Ella, und gleichzeitig trat er beim TSV Ebingen, seinem Heimatverein, die Stelle als Trainer der Jugenturnerinnen und Turnerinnen an. Seine gute Vorbereitung an den Landessportschulen Tailfingen und Ruit ermöglichte es Bitzer aber auch, sich als Sportlehrer auf eine Ausschreibung des Kultusministeriums zu bewerben – mit nur 22 Jahren beendete er diese Ausbildung als Jüngster in Baden-Württemberg, sattelte 1972 noch den Techniklehrer drauf und legte damit die Basis für 42 gute Jahre an der Ebinger Schalksburgschule, in denen er unter anderem Fachbetreuer für Sport und Technik war, Schwimmunterricht für alle Grundschulklassen durchsetzte, viele Sportgeräte selbst baute, die zum Teil heute noch im Einsatz sind, und die erste Kooperation Schule-Verein – damals mit dem TSV Ebingen – begründete, der 20 weitere seiner Schule mit diversen Vereinen und des TSV mit diversen Schulen folgten. Als Meilenstein unter ihnen sieht Bitzer die Zusammenarbeit mit dem Wintersportverein Ebingen, ermöglichte sie den Schalksburgschülern doch jährlich eine Woche Skiurlaub – zuerst den Fünft- bis Neuntklässlern, später auch den Dritt- und Viertklässlern.

"KISS" hat er mit aus der Taufe gehoben

Die Schalksburgschule war auch der Standort der Kindersportschule Albstadt "KISS" mit dem TSV als Träger, die Bitzer 1998 nach jahrelanger Vorarbeit ebenso mitbegründet hat wie den Förderverein des TSV. Dass dieser ihn im Milleniumsjahr zum Ehrenmitglied ernannt hat, hat freilich viele weitere Gründe, und einige davon waren ebenfalls Pioniertleistungen: 1969 führte Bitzer, der im selben Jahr Stellvertreter des Vorsitzenden Viktor Rall wurde, das Eltern-Kind-Turnen im Turngau Zollern-Schalksburg ein. Als Abteilungsleiter Turnen hatte er seit 1967 die Verantwortung für 1200 Mitglieder – das sind mehr als heute der Gesamtverein hat.

Neben den Turnerinnen, die er von 1963 bis 2011 betreute, hat Bitzer Handballer – von 1965 bis 2000 –, Faustballer und Leichathleten trainiert, eine Spielgemeinschaft mit dem TV Truchtelfingen und dem TB Tailfingen ins Leben gerufen, als erster auch Handballerinnen – des TSV und des TV-Bitz in Spielgemeinschaft – trainiert, war Referent für Wettkampfsport und führte vor allem die Turnerinnen zu zahlreichen Meistertiteln und Medaillen. Als Trainer hat er übrigens in 6000 Stunden pro Einheit 500 Kilogramm – insgesamt das Gewicht von 1500 Elefanten – gestemmt hat, wenn er seinen Turnerinnen Hilfe leistete.

"Liebe auf den ersten Blick"

Von den Freundschaften mit anderen Vereinen, darunter aus Berlin-Schöneberg, mit denen Bitzer und die Ebinger 1972 bei den Olympischen Spielen waren – Bitzer leitete zusammen mit Hubert Wicker das Olympia-Zeltlager in Penzerg –, ist jene zum Verein A.E.Bissy aus Albstadts französischer Partnerstadt Chambery die wichtigste für ihn.

Als "Liebe auf den ersten Blick" beschreibt Bitzer augenzwinkernd den Kontakt mit dem damaligen Präsidenten Gérard Caillet und seiner Frau Chantal, der auch deshalb so gut ist, weil Ella Bitzer die lebende Brücke über die Sprachbarriere ist. In Südfrankreich und im Elsaß aufgewachsen, war sie später mit ihren Eltern nach Ebingen gezogen, wo sie und ihr Mann am 10. Oktober 1969 heirateten. Mit ihren Söhnen Christian – geboren 1972 – und Marc, Jahrgang 1974, zogen sie 1976 ins neu gebaute Eigenheim nach Bitz, wo Günther Bitzer ebenfalls als Trainer aktiv war, und zwar beim Schulsonderturnen für Kinder mit Muskelschwäche.

Dass beide Söhne hervorragende Sportler – unter anderem im Förderkader Tennis – waren, trug neben den vielen Wettkämpfen, bei denen Bitzer seine TSV-Sportler begleitete, dazu bei, dass er kaum mal ein Wochenende frei hatte. Auch deshalb ist er besonders dankbar für die Unterstützung und das verständnis seiner Frau Ella, von der er sagt: "Sie ist das Beste, was mir je widerfahren konnte. Wo sie hinkommt, ist Harmonie." Gemeinsam mit ihr genießt Günther Bitzer, seit er im Ruhestand ist, schöne Reisen, etwa zur Schwägerin in die Karibik oder zu den großen Familientreffen mit Caillets. Zum Geburtstag wünscht sich der sechsfache Großvater, der bis zur Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg schon unzählige bedeutende Ehrungen erhalten hat, nur eines: "Dass wir so lange wie möglich zusammen glücklich sind."