(hol). Ist es überhaupt möglich, einen Krieg, den viele als die

(hol). Ist es überhaupt möglich, einen Krieg, den viele als die europäische Urkatastrophe bezeichnen und der Millionen Menschen das Leben gekostet hat, in fast comic-hafte Bilder zu fassen? Der lothringische Zeichner Philippe Delestre hat diese Frage mit "Ja" beantwortet und in seinem Buch die Erfahrungen deutscher und französischer Frontsoldaten im Ersten Weltkrieg in Aquarellzeichnungen festgehalten, die naiv anmuten. Er benutzt für die Schützengräben, Schlachtfelder und zerstörten Dörfer runde Formen und sanfte Farben, was den französischen Gegenwartsautor Philippe Claudel zu der Aussage bewogen hat, dass diese Zeichnungen die Realität des Krieges "noch obszöner, noch widernatürlicher" erscheinen lassen.

Claudel begleitet das Werk mit einem Vorwort. Zeitzeugenkommentare und literarische Zitate vermitteln eine mosaikartige Chronik der grausamen Kriegsjahre 1914 bis 1918.

Es ist kein Buch, das verherrlicht, keines, das beschönt, und keines, das Schuld zuweist. Deutsche und französische Soldaten begegnen sich auf Augenhöhe. Delestre geht es um Aussöhnung und um einen Aufruf wider den Krieg. Das Vorwort von Philippe Claudel unterstützt dieses Anliegen. Der Autor erzählt von seiner "Kriegskindheit" in den 1960er-Jahren in Lothringen, einem Landstrich, der noch heute vom Ersten Weltkrieg gezeichnet und geprägt ist.

Beide, Zeichner und Autor, mahnen zum Frieden, um den immer wieder gerungen werden müsse, wie der aktuelle Fall in der Ukraine zeigt – denn: "Der Krieg ist vorbei".

DAS BUCH

Philippe Delestre und Philippe Claudel: "Der Krieg ist vorbei", VAT Verlag André Thiele, 108 Seiten, 19,90 Euro