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Mehrheit votiert beim Bürgerentscheid für den Status quo

Am Sonntag der Bundestagswahl waren die Bitzer noch zu einer zweiten Abstimmung aufgefordert: Im Bürgerentscheid durften sie wählen, ob künftig Tempo 30 flächendeckend im Ort gelten soll – 70,6 Prozent haben sich dagegen entschieden.

Bitz. Bürgermeister Hubert Schiele hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sich Tempo 30 im ganzen Ort – mit Ausnahme der Ebinger Straße, der Truchtelfinger Straße, der Straße "Am Hungerbühl", der Tailinger Straße und der Zeppelinstraße sowie der Sandgruben- und der Hülbenstraße im Gewerbegebiet – gewünscht hätte. Entsprechend groß war am Sonntagabend seine Enttäuschung nach dem Ausgang des Bürgerentscheids.

"Dass es so deutlich ausgehen würde, überrascht mich", sagte Schiele nach der Auszählung. "Aber wir hatten schon immer eine sehr starke Autofahrer-Lobby in Bitz. Allerdings hätte ich doch erwartet, dass mehr Familien mit Kindern für Tempo 30 stimmen."

Es gab immer wieder Beschwerden über Raser gegeben, berichtet der Bürgermeister. Und schließlich wäre es der Gemeinde nicht darum gegangen, Bußgelder einzutreiben – diese wären ohnehin an die Stadt Albstadt geflossen, die als Verkehrsbehörde dafür zuständig ist, die Einhaltung des Tempolimits zu überwachen. Einzig die Sicherheit, die Lebens- und Wohnqualität sei es, die durch Einführung von 30 Kilometern pro Stunde als Höchstgeschwindigkeit hätte verbessert werden sollen.

Das Stimmergebnis freilich spricht eine deutliche Sprache: Von 3077 Abstimmungsberechtigten insgesamt haben 2343 ihr Kreuzchen gemacht. Ungültig waren 23 Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag somit bei 76,1 Prozent und damit niedriger als die der gleichzeitig stattfindenden Bundestagswahl.

Für die Einführung des Tempolimits haben sich 683 Bitzer ausgesprochen, was einem Anteil von 29,4 Prozent entspricht, für die Beibehaltung des Status quo waren 1637 Abstimmungsberechtigte an die Urnen gegangen – ein Anteil von 70,6 Prozent.

Schade: Die Bitzer Bürger haben am Sonntag mehrheitlich gegen die Einführung von Tempo 30 im Ort gestimmt. Dabei hätten sie nicht nur Pionier im Raum Albstadt sein, sondern sich auch auf die Fahnen schreiben können, dass sie die Zeichen der Zeit als erste erkannt haben. Haben nicht die Bürgerwerkstätten zu den Stadtentwicklungskonzepten in Meßstetten und Albstadt deutlich gezeigt, dass den Menschen in allen Stadtteilen die Raserei gewaltig gegen den Strich geht und dass sie es leid sind, sich von übermütigen und rücksichtslosen, manchmal auch nur gedankenlosen Autofahrern gefährden, aufwecken, nerven zu lassen? Andererseits: Hätte Bitz Tempo 30 in fast allen Ortsstraßen eingeführt, hätte die Verkehrsbehörde der Stadt Albstadt dafür sorgen müssen, dass das Limit eingehalten wird. Was ihr bekanntlich schon in Albstadt nicht mal ansatzweise gelingt.