Am Dienstag war es nun so weit: Die Frage war allerdings, ob Bisingen in der Versteigerung des Maute-Areals den Zuschlag erhält. Foto: Brenner

Zwangsversteigerung am Dienstag. Zuschlag bei 950.000 Euro. Neues Kapitel in Gemeindeentwicklung.

Euro Bisingen - Für 950.000 Euro geht das Maute-Areal an die Gemeinde Bisingen, das ist das Ergebnis der Zwangsversteigerung am Dienstag. Wenn keine Beschwerde gegen den Zuschlag eingelegt wird, schlägt Bisingen nun ein neues Kapitel in der Gemeindeentwicklung auf.

"Ich bin sehr zufrieden und erleichtert", kommtentierte Bürgermeister Roman Waizenegger das Ergebnis. Auch Bisinger Gemeinderäte, die ihm im Versteigerungstermin "den Rücken stärkten", zeigten sich glücklich. Die Entscheidung, dass die Gemeinde hier bis zur Schmerzgrenze mitsteigert, sei in nichtöffentlicher Sitzung einhellig gefallen, wurde betont. Dass der Sitzungssaal des Amtsgerichts vor Besuchern fast aus den Nähten platzte, zeigt, wie stark das Interesse an der Zukunft dieser Immobilie ist. Warum das so ist, zeigt der Blick zurück.

Bereits im Jahr 2007 stand das 1,5 Hektar große Gelände zur Versteigerung an. Für 400.000 Euro ging der Zuschlag an Jürgen Friedrich Bohnenberger, der Hotel, Wohnungen, einen Supermarkt und Arztpraxen dort erstellen wollte. Der damalige Bürgermeister Joachim Krüger hatte in der Versteigerung nicht weitergeboten. Die Gemeinde war sich sicher, über das Planungsrecht genügend Einfluss zu haben. Bohnenberger schien dann hauptsächlich Interesse am Bau eines Supermarkts zu haben, und Bisingen gelang es, seine Pläne zu stoppen. Das Ergebnis war Stillstand. Dann musste zur Sicherung der angrenzenden Bahnhofstraße ein Teilabriss zwangsweise durchgesetzt werden. Das Landratsamt forderte die Kosten von Bohnenberger ein. Mitten in der Gemeinde eine wüste Brachfläche, das regt seither viele Bisinger auf. Bohnenbergers Gläubiger, vor allem die Gemeinde und der Landkreis, strebten die Zwangsversteigerung an. Bisingen ging dabei strategisch vor. "Wir haben eine Expertengruppe gebildet und einen Fachanwalt engagiert", berichtet Roman Waizenegger. Nur so habe es gelingen können, trotz vieler "Querschüsse" des Eigentümers die Zwangsversteigerung durchzusetzen.

Am Dienstag war es nun so weit: Die Frage war allerdings, ob Bisingen in der Versteigerung den Zuschlag erhält. Sechs Bieter traten an, darunter zwei Immobilien-Entwicklungsfirmen und Willi Mayer für seine Massivhaus-Firma. Mit einem Gebot von 270.000 Euro legte die Gemeinde vor, innerhalb von zehn Minuten lagen die Gebote schon über 500.000 Euro. Bei 800.000 Euro stiegen die Bieter aus, die hier offensichtlich ein Immobilienprojekt entwickeln wollte. Die Schmerzgrenze aus wirtschaftlicher Sicht war bei ihnen wohl erreicht.

Einer bot neben der Gemeinde Bisingen allerdings munter weiter: Winfried Obermaier, Bayer und Fan von Franz-Josef Strauss, wie er betonte. Er soll Bohnenberger Grundschulden in Höhe von einer Million Euro abgekauft haben. Bürgermeister Roman Waizenegger war von dieser Entwicklung keineswegs überrascht. Beim Gebot von 905.000 Euro zogen sich Waizenegger und Obermaier kurz zu einer Beratung zurück. Dann bot Waizenegger 950.000 Euro. Und dabei blieb es. Um genau 11.13 Uhr erfolgte der Zuschlag.

Die Gemeinde habe damit nun nicht nur die Entscheidungshoheit, was mit dem Gelände künftig passiert, betonte der Bisinger Bürgermeister. Wichtig sei auch, dass sich nur durch die Übernahme durch die Gemeinde sich das komplexe Geflecht von Grundschulden beseitigen lasse. Wie komplex es ist, zeigte sich daran, dass es eine dreiviertel Stunde dauerte, bis Rechtspflegerin Katrin Kramer die Formalien vorgelesen hatte. Dieses Netzwerk würde nun aufgelöst. "So ist das Gelände dann rechtlich wieder völlig unbelastet", betonte Romand Waizenegger. Nun wird zunächst abgewartet, ob gegen das Versteigerungsergebnis Beschwerde eingelegt wird. Das wird etwa drei Wochen dauern. Und dann will der Bisinger Gemeinderat möglichst schnell beraten, wie es auf dem Gelände weitergeht.