Das Ziel sei "eine qualitativ gute Versorgung und Pflege für alle und überall", betonte Hilde Mattheis in Bisingen. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Hilde Mattheis thematisiert in Bisingen die Ärzteversorgung in ländlichen Regionen

Von Andrea Maute

Bisingen. Eine immer älter werdende Bevölkerung und damit verbundene neue medizinische Herausforderungen: Das Gesundheitssystem ist im Wandel begriffen. Auf Einladung des SPD-Ortsvereins Bisingen referierte dazu am Dienstag die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Hilde Mattheis.

Was macht eine gute medizinische Versorgung und Pflege in Stadt und Land aus und welche Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, um eine solche zu gewährleisten? – ein Thema, das nicht nur brandaktuell ist, sondern angesichts des demografischen Wandels auch hohes Zukunftspotenzial besitzt.

In Bisingen ließ Hilde Mattheis keinen Zweifel daran, dass es dabei zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen gilt. Die wichtigsten stellte sie im Rahmen ihres Vortrags am Dienstag vor.

Stress, schwierige Arbeitsbedingungen und eine unterdurchschnittliche Bezahlung – für viele Fachkräfte im Pflegebereich ist das Alltag. Die Reformierung des Pflegeberufs sei deshalb ebenso notwendig wie der Abbau der Zwei-Klassen-Medizin. Es dürfe nicht angehen, dass der einen Seite alles zuteil werde und die andere um alles kämpfen müsse, stellte Mattheis klar.

Doch nicht nur dies erfordere Handlungsbedarf. Von essenzieller Bedeutung sei die grundsätzliche Sicherstellung der ärztlichen Versorgung; ein Ziel, das im Versorgungsstärkungsgesetz verankert sei, welches am 11. Juni dieses Jahres im Bundestag verabschiedet wurde. "Wir wollen, dass die Arztsitze besser verteilt sind", betonte Hilde Mattheis – eine Forderung, die sie am Beispiel ihrer Heimatstadt Ulm untermauerte. Während man dort von einem ärztlichen Ballungsgebiet sprechen könne, sei im 20 Kilometer entfernten Nellingen das Gegenteil der Fall. "Die Bedarfsplanung muss deshalb auf andere Beine gestellt werden", erklärte die Bundestagsabgeordnete.

Das Versorgungsstärkungsgesetz sehe vor, beim Ankauf von frei werdenden Arztsitzen in überversorgten Regionen aus der Kannvorschrift eine Sollvorschrift zu machen; sprich es soll, statt der veralteten Verhältniszahlen (Einwohner je Arzt), nun der tatsächliche Versorgungsbedarf der Bevölkerung zugrunde gelegt werden.

Der gemeinsame Bundesausschuss erhalte deshalb bis Ende 2016 den Auftrag, die Planung bedarfsgerechter und insbesondere kleinräumiger zu regeln, "denn nach der jetzigen Bedarfsplanung gibt es in Baden-Württemberg rein theoretisch kein unterversorgtes Gebiet", so Mattheis.

Dennoch besteht das Problem, dass es viele junge Mediziner gar nicht in Betracht ziehen, sich in ländlichen Gebieten niederzulassen. Hier würden, wie Hilde Mattheis erläuterte, Anreize für Ärzte geschaffen, auch in unterversorgten Regionen tätig zu werden.

Von Seiten der Zuhörer wurde in diesem Zusammenhang kritisch angemerkt, dass auch der Numerus clausus viele junge Menschen vom Medizinstudium abhalte – eine weitere zu bewältigende Herausforderung.

Dies alles seien "Bausteine", erklärte Hilde Mattheis am Ende ihres Vortrags. Und sicherlich gebe es bei gewissen Punkten auch noch Umsetzungsprobleme. Letzendlich müsse jedoch alles dem Grundsatz dienen, "eine qualitativ gute Versorgung für alle sicherzustellen."

In der anschließenden Diskussionsrunde kam angesichts des hohen Zustroms an Flüchtlingen auch die Frage nach deren medizinischer Versorgung auf. Die Bundestagsabgeordnete sprach in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit einer Gesundheitskarte an. Ferner sei es wichtig, Unikliniken miteinzubeziehen und den Impfstatus zu verbessern. Auch die SPD-Landtagskandidatin Angela Godawa betonte, dass es bei dieser hohen Zahl an Zufluchtsuchenden unerlässlich sei, "andere Wege" zu gehen. Insbesondere der Einsatz der vielen ehrenamtlichen Helfer könne gar nicht hoch genug gewürdigt werden.