Jugendguide Jannik Bitzer (Zweiter von rechts) vom Bisinger Gedenkstättenverein führt Lehramtsanwärter aus Tübingen über den Geschichtslehrpfad. Seine Vereins- und Jugendguidekollegin Nadja Diemunsch (links neben Jannik) unterstützt ihn dabei. Foto: Mayer Foto: Schwarzwälder-Bote

Gedenkstättenverein: Jugendguides haben direkten Zugang zu Schülern / Lehramtsanwärter informieren sich

Lehramtsanwärter des Seminars für Didaktik und Lehrerbildung Tübingen haben sich beim Verein Gedenkstätten KZ Bisingen über das Potenzial von Jugendguides für die Geschichtsvermittlung informiert.

Bisingen. Jedes Jahr im Sommer unternehmen die angehenden Geschichtslehrer vom Seminar Tübingen eine mehrtägige Exkursion zu historischen Orten im Land. Der Zollernalbkreis-Tag mit den Gedenkstätten Haigerloch und Bisingen ist dabei ein fester Bestandteil des Programms.

Diesmal stand der Besuch beim Bisinger Gedenkstättenverein unter dem Motto "Geschichtsvermittlung durch Jugendliche". Um dieses Thema nicht theoretisch oder aus zweiter Hand zu vermitteln, standen der zweiten Vorsitzenden Ines Mayer gleich zwei Jugendguides zur Seite. Jannik Bitzer, der schon beim ersten Jugendguidekurs dabei war, übernahm die Führung auf dem Geschichtslehrpfad. Nadja Diemunsch, die gerade ihr Abitur gemacht hat und parallel dazu an der aktuellen Lehrgangsstaffel teilnahm, war ebenfalls mit von der Partie. Dabei schaute sie ihrem Vereinskollegen nicht nur über die Schulter, sondern stand den Tübinger Referendaren Rede und Antwort über ihre Ausbildung zum Jugendguide. Auch Jannik Bitzers langjährige Erfahrung war gefragt.

Wie sie von dem Angebot erfahren hätten? Ob sie Mitglieder im Verein seien? Und vor allem, mit welcher Motivation die beiden Jugendlichen sich in der Erinnerungsarbeit engagierten? Es zeigte sich, dass beide von ihrem Lehrer angesprochen wurden, weil sie durch ein besonderes Interesse an geschichtlichen Themen und kommunikative Fähigkeiten auffielen. Im Bisinger Gedenkstättenverein sind beide Mitglieder, Jannik ist als Kassier sogar seit Jahren Vorstandsmitglied.

Besonders Schulklassen buchen die Jugendguides besonders gerne

Eine Mitgliedschaft ist aber keine Bedingung dafür, um als Jugendguide bei Führungen zum Einsatz zu kommen. Tatsächlich werden die qualifizierten Jugendlichen sehr gerne von Besuchergruppen, besonders für Schulklassen gebucht, weil sie einen direkten Zugang zu den beinahe gleichaltrigen Schülern haben.

Janniks und Nadjas Jugendguidekollege Konstantin Schönleber, der im vergangenen Jahr kurz nach seinem Abitur einstieg – inzwischen studiert er Jura in Tübingen – hat im laufenden Kalenderjahr schon zwölf Führungen geleitet. Und die Motivation? "Ich finde es wichtig, dass dieser Teil unserer Geschichte und vor allem die Opfer nicht vergessen werden", sagt Jannik Bitzer. Nadja Diemunsch stimmt zu und ergänzt: "Außerdem ist das Thema an sich sehr interessant und durch die Tätigkeit als Jugendguide taucht man tief in die Materie ein."

Erst kürzlich hielt Nadja im Museum einen öffentlichen Vortrag über den einstigen Lagerkommandanten Hoffmann, sie hatte sich dafür durch etliche Leitzordner mit Prozessakten gearbeitet. Die Lehramtsanwärter aus Tübingen und ihre Fachleiterinnen Birgit Wahl-Buck und Carmen Windholz freuten sich über die persönlichen Auskünfte und die genauen Informationen zum Jugendguideangebot an der Gedenkstätte Bisingen. Als außerschulischer Lernort wird Bisingen in den kommenden Jahren wohl noch stärker gefragt sein als bisher, denn der neue Bildungsplan für die Klassenstufe 9 hält explizit zu einem Gedenkstättenbesuch an.

Bisingen eignet sich dafür in besonderer Weise, weil es verkehrsgünstig liegt und der Gedenkstättenverein ein differenziertes und über die Webseite gut abrufbares didaktisches Angebot bietet. Die Jugendguides Jannik, Konstantin und Nadja sind ein wertvoller Teil davon.