In freundlichem Ton bittet die fürstliche Forstverwaltung die Besucher im Zollerwald, Rücksicht auf Wild und Natur zu nehmen. Die Reaktionen sind teils weniger nett. Foto: Brenner

Wald um die Burg ist Betriebsgelände: Spaziergänger reagieren mit Unverständnis auf Wegelenkung.

Burg Hohenzollern - Die geänderten Regeln im Wald rund um die Burg Hohenzollern stoßen offenbar weiter auf Unverständnis. Seit die neue Wegelenkung in Kraft ist, laufen bei der Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern viele kritische und teils auch verärgerte E-Mails ein.

Weitere Hinweis-Schilder, die auf beruhigte Wege hinweisen, sind seit der vergangenen Woche kaputt gemacht worden, berichtet Raimund Friderichs, Leiter des Forstbetriebs bei der Unternehmensgruppe. Mit ihren freundlich formulierten Hinweisschildern auf stillgelegte Wege hatten die Waldbesitzer den Besuchern ans Herz legen wollen, gewisse Waldbereiche als "Wildruhezonen" zu meiden, treffen aber bisweilen auch auf Unverständnis. In E-Mails beschweren sich Waldbesucher beispielsweise darüber, dass sie nicht mehr auf den üblichen Wegen laufen dürfen, während die Waldbesitzer an selber Stelle mit großen Maschinen das Holz abfahren. Man würde Touristen und Wanderer anprangern, dass die Jäger nicht mehr richtig arbeiten könnten, während Holz-Erntemaschinen den Wald und die Fußwege "total zerstören", heißt es in einer Mail.

Dabei seien vereinzelte Fußgänger, womöglich mit Hund, tatsächlich ein viel größerer Störfaktor für das Wild, betont Friderichs. An Maschinen, Licht und Autos würden sich die Tiere gewöhnen, weshalb sie sich auch oft in Nähe der Autobahnen aufhielten, an Menschen jedoch nicht. Die Fußgänger würden außerdem vergessen, dass sie sich auf einem Betriebsgelände befinden, mahnt Raimund Friderichs. Das Betreten sei nicht verboten, aber der Wald sei kein öffentlicher Raum, von dem man erwarten könne, dass die Wege nur für die Fußgänger in tadellosem Zustand gehalten werden. Spaziergänger seien zu Gast und sollten das fremde Eigentum ihrerseits mit Respekt behandeln, findet der Betriebsleiter.

Dass Vollerntemaschinen den Wald zerstören würden, sei nicht richtig, erklärt Friderichs. Er spricht von einem "Schlachthaus-Paradoxon": Die Leute möchten zwar Holz nutzen, aber keine Maschinen im Wald sehen. Dabei sei es völlig logisch, dass man im 21. Jahrhundert nicht mehr mit der Handsäge im Wald arbeite, sondern wie auch in anderen Lebensbereichen auf moderne Maschinen zurückgreife. Die Annahme, der Wald reguliere sich von ganz alleine, sei »verklärte Naturromantik«. Es sei notwendig, den Wald alle vier bis sechs Jahre zu durchforsten, um ihn zu pflegen. Und gerade weil der Tourismus auf dem Zoller weiter gefördert wird und die Burg teilweise nachts beleuchtet ist, sei es wichtig, im Wald Bereiche zu schaffen, in denen die Auswirkungen der Burg abgemildert werden.

"Wild und Jäger gehen schon lange Kompromisse ein", meint Friderichs, nur einige Waldbesucher bleiben stur und halten sich nicht an die Schilder. Machen könne man da eigentlich nichts, so der Forstbetriebsleiter. Allerdings werden während der Baumfällarbeiten in den nächsten Wochen die abgesägten Stämme erst mal auf den stillgelegten Wegen liegenbleiben. Als stille Erinnerung, dass Besucher vielleicht die Bitten der Waldbesitzer zu Herzen nehmen und auf die offenen Wege ausweichen.