Julian Jornitz aus Wessingen begibt sich ab September für drei Jahre auf die Walz. Foto: Wahl Foto: Schwarzwälder-Bote

Julian Jornitz aus Wessingen begibt sich im September auf die Walz / Drei Jahre und einen Tag unterwegs

Von Jörg Wahl

Bisingen-Wessingen. "Ich bin dann mal weg", sagt der 20-jährige Schreinergeselle Julian Jornitz aus Wessingen und begibt sich für die nächsten drei Jahre und einen Tag auf die Walz. Dies ist die Minimalzeit für solch eine abenteuerliche Reise, erklärt er. Im September ist es soweit.

Bei der Schreinerei Barthelmes erlernte er drei Jahre lang das Schreinerhandwerk und war daraufhin noch ein Jahr lang als Geselle tätig. Am 20. September wird bei der Herberge Schützenhaus Hechingen sein weiterer Lebensweg starten. Dort wird er abgeholt und von anderen Handwerksburschen in das Vorhaben eingeführt.

Sein Wunsch auf die Walz zu gehen, um Erfahrungen zu sammeln und sich auf das Abenteuer einzulassen, kam ihm im Gespräch mit drei Freunden, die er auf einem Fest getroffen hatte. Der Plan ist: Einmal alles mitzuerleben was das Leben so bietet. Als so genannter Tippelbruder will Julian Jornitz teils mit Gleichgesinnten, teils alleine und auf sich selbst gestellt die bevorstehenden, ungeahnten Abenteuer mit all ihren Facetten hautnah erleben.

Die Regeln für die Walz sind streng: Das Mitnehmen eines Handys oder Notebooks sind untersagt. Außerdem darf sich Julian Jornitz seinem zu Hause nicht mehr als 50 Kilometer nähern.

Im zweiten Jahr darf er hinaus in die weite Welt

Im ersten Jahr der Walz wird gefordert, sich im deutschsprachigen Raum aufzuhalten. Ab dem zweiten Jahr darf sich der Geselle hinaus in die weite Welt. So besagen es die Statuten der rechtsschaffenden Freunde des Holzberufs, also der Zimmerer-, Schreiner- und Dachdeckergesellen – der ältesten Schacht, die es gibt.

Doch die Vorgaben schrecken den jungen Wessinger nicht. "So sind nun mal die Bestimmungen und Regelungen, die es einzuhalten gibt", meint Julian Jornitz lächelnd. Die schwarz-weiße Kluft trägt er bereits, mitsamt dem Zylinderähnlichen Hut, den er höchstens in einer Kirche, der Küche und während des Essens ablegen darf. Auch währen der heißen Jahreszeit muss die lange Hose getragen werden, ob in Freizeit oder beim Schaffen, so will es der Brauch.

Ob er auf sich alleine gestellt ist oder hier und da mit zwei oder drei Gleichgesinnten auf der Walz ist, wird sich zeigen. Oftmals weiß man morgens noch nicht wo man abends schläft. Mit auf den Weg nimmt Julian Jornitz sein Wanderbuch. Dies ähnelt einem Tagebuch und hier will er seinen Weg und seine Arbeitsstellen schriftlich festhalten. Außerdem wird er einen hölzernen Wanderstock und seine Gepäckrolle mit den wichtigsten Kleidungsstücken mitnehmen.

Derzeit genießt er noch die Urlaubstage

Momentan genießt Julian Jornitz noch die Urlaubstage, bevor es ernst wird. Auf Samstag, 12. September, hat er Angehörige und Freunde zum großen Abschiedsfest eingeladen, bevor er sich dann eine knappe Woche später auf die Walz begibt und neben seinen Freunden auch der Feuerwehr und der Musikkapelle Thanheim für drei Jahre Lebewohl sagt.