Anschauliche Geschichsstunde: Hans-Werner Hein erklärt die alten Werkzeuge aus der Wagnerwerkstatt. Foto: Wahl Foto: Schwarzwälder-Bote

Werkstatt des letzten Zimmerner Wagners am Wochenende zu sehen

Von Jörg Wahl

Bisingen-Zimmern. Anschauliches Zeugnis alter Handwerksgeschichte: Die Werkstatt des letzten Zimmerner Wagners ist am Wochenende, 28. und 29. August, beim Scheunenfest im Dorf zu sehen. Den Besuchern öffnet sich dabei die Tür zu einer anderen, längst vergangenen Welt. Denn die Werkstatt im Erdgeschoss des rund 300 Jahre alten Fachwerkhauses ist praktisch unverändert. Da sie sonst verschlossen ist, ist sie so etwas wie ein verschwiegenes Museum.

Aber auch das Haus, in dessen Erdgeschoss sich die Werkstatt befindet, ist eine Rarität. Das gepflegte Gebäude am Weidenbach wurde um 1710 errichtet, es zählt heute zu den prachtvollsten und mitunter ältesten erhaltenen Fachwerkhäusern der Region. Eine Augenweide ist für Kenner der Giebel mit seinen Andreaskreuzen, Rautenfeldern und geschwungenen Verstrebungen.

Zeugnis alter Handwerkskunst legt auch die Werkstatt des letzten Zimmerner Wagners Konrad Bogenschütz ab, der 1981 gestorben ist. Sein einstiger Arbeitsplatz ist originalgetreu erhalten geblieben. Selbst die alten Maschinen und Werkzeuge sind noch da. Hans-Werner Hein kennt sich aus und erzählt den Besuchern, wie eine Speichenlehre funktioniert und wie früher präzise Holzräder gebaut wurden, die tonnenschwere Lasten tragen konnten. Alwin Bogenschütz zeigt den Film, den er einst gedreht hat und der dokumentiert, wie beschwerlich, aber auch kunst- und anspruchsvoll die Arbeit eines Wagners war.

Zwar ersetzten später Motoren, die über lange Riemen die Maschinen am Laufen hielten, Kurbeltechnik und Fußantrieb. Trotzdem waren weiterhin viel körperliche Kraft und Geschick notwendig.

Aber Bogenschütz war ein Meister im Sägen, Bohren, Hobeln und Drechseln. War der Stechbeutel stumpf, schärfte er ihn wieder auf dem großen Wasserschleifstein. Sauber aufgestapelt, lagen die Rohlinge für die Felgen. Radnabe, Speichen und Felgenstücke wurden seinerzeit aus Niesholz hergestellt. Ein weiteres Markenzeichen von Konrad Bogenschütz war die Tabakpfeife, die er meistens im Mundwinkel hatte.