Vor 150 Jahren wurde die dritte Burg auf dem Zollerberg eingeweiht. Foto: Beck

Rund zehn Millionen Euro und zehn Jahre Zeit wird Renovierung der Außenanlage und Auffahrt verschlingen.

Burg Hohenzollern - Mit dem Abbau des Treppenturms im Lichthof der Burgauffahrt fiel am Mittwoch der Startschuss für die Sanierung der Burg Hohenzollern. Rund zehn Millionen Euro und zehn Jahre Zeit wird die großangelegte Renovierung der Außenanlage und der Auffahrt verschlingen.

Es ist ein nebeliger Vormittag auf der Burg Hohenzollern. Auf einem Baugerüst im oberen Lichthof der Burgauffahrt steht Hausherr Georg Friedrich Prinz von Preußen mit orangefarbenen Arbeitshandschuhen und zieht an einem Flaschenzug den ersten Stein des Treppenturms nach oben. "Das ist ein besonderer Moment, quasi das Gegenteil einer Grundsteinlegung", sagt der Prinz. Dann malt er mit weißer Farbe die Nummer "3" auf das Stück Treppengeländer. Dass die Steine nummeriert werden, ist wichtig. Jeder hat seinen eigenen Platz – wie bei einem Puzzle, das man vorsichtig auseinandernimmt, um es später wieder richtig zusammenzusetzen.

Mit dieser Aktion des Hausherrn der Burg haben die Sanierungsarbeiten an der Burg am Mittwoch offiziell begonnen. Vor 150 Jahren wurde die dritte Burg auf dem Zollerberg eingeweiht. Seit eineinhalb Jahrhunderten nagen nun der Zahn der Zeit, Wind, Wetter und Erdbeben an dem historischen Gebäude.

Außenmauern und die Auffahrtsanlage im Fokus

So bleibt es nicht aus, dass neben den laufenden kleineren und mittelgroßen Renovierungsmaßnahmen nun in den kommenden Jahren auch Reparaturarbeiten der ganz großen Kategorie anstehen. Vor allem die Außenmauer der nördlichen Bastei sowie die Auffahrtsanlage und eben der dort integrierte Treppenturm liegen im Fokus. Die Risse in den Sandsteinmauern werden immer größer.

Untersuchungen durch den Bauhistoriker Christian Kayser vom Ingenieurbüro Barthel und Maus haben ergeben, dass die Größenordnung der anstehenden Maßnahmen im zweistelligen Millionenbereich in einem Zeitraum von rund zehn Jahren liegen dürften. Einen Teil der Kosten finanziert die Burg Hohenzollern selbst, ein Teil wird durch Fördergelder des Landes und des Bundes sowie von Denkmalstiftungen übernommen.

Der Treppenturm wird durch den Balinger Steinrestaurator Frank Eger und die Fridinger Steinmetz- und Steinbildhauerwerkstatt Eduard Schnell komplett abgebaut. Die Steinelemente weisen inzwischen so starke Schäden auf, dass die Treppe zusammenzustürzen drohte. Ursache für diese Schäden seien hauptsächlich Streusalze, heißt es.

Die einzelnen Elemente der Treppe werden je nach Zustand kategorisiert, um festzustellen, welche später beim Wiederaufbau verwendet werden können, und welche restauriert oder ersetzt werden müssen. In erster Linie werden die Steinelemente entsalzt. Hierzu hat die Burg eigens ein Vollentsalzungsgerät angeschafft, das in Sigmaringen auf dem Gelände des Fürsten von Hohenzollern installiert wird.

Die Steine werden in Sigmaringen entsalzt

Die Steine werden durch ein Ionisierungsverfahren entsalzt, indem sie in eine Wasserlösung eingelegt werden, die das Salz entzieht. Diese Arbeiten, die voraussichtlich über ein Jahr andauern, werden ebenfalls durch Frank Eger und Eduard Schnell vorgenommen. Die entsalzten und renovierten Steinelemente werden anschließend bis zu ihrer Wiederverwendung auf Paletten in Sigmaringen eingelagert.

Fest steht jedenfalls, dass der Treppenturm erst wieder aufgebaut werden kann, wenn die Renovierung der Auffahrtsanlage fertiggestellt ist, die 10 bis 15 Jahre in Anspruch nehmen dürfte. Um den Treppenturm im originalen Zustand wieder aufbauen zu können, haben die Experten im Vorfeld eine fotogrammetrische Aufnahme erstellt, also eine entzerrte Aufnahme der Treppenoberfläche.

Außerdem stehen die originalen, historischen Baupläne zur Verfügung. Dass das Arbeiten mit diesen Plänen recht knifflig ist, gibt Steinmetz Eduard Schnell zu. Denn in den Plänen der Burg wird als Maßangabe der "Württemberger Fuß" verwendet. Das metrische System wurde erst 1872 gesetzlich eingeführt.

Ersatz für die maroden Steine ist gar nicht so einfach zu finden. Bei Bohrungen sei man aber bei Grosselfingen fündig geworden, erklärt Thomas Kanjar, Unternehmensleiter Immobilien bei der Unternehmensgruppe Hohenzollern in Sigmaringen. In einem Grosselfinger Waldstück habe man den Angulatensandstein gefunden, den man für die Sanierung so dringend braucht. Sollte sich herausstellen, dass die Qualität und die Menge stimmt, so könnte dort ein eigener Steinbruch entstehen, verriet der Prinz.

Ein Aufzug für die Burgbesucher?

Für den Wiederaufbau des Treppenturmes gibt es derzeit noch keinen Termin, da dieser abhängig ist von den weiteren Restaurierungsmaßnahmen der Auffahrtsanlage. Während die Auffahrt im zweiten Schritt renoviert wird, könnte ein Fahrstuhl an der Außenmauer die Besucher auf den Zollerberg bringen, erklärte der Prinz beim Pressetermin am Mittwoch. Das werde noch geprüft.

Fest steht auch noch nicht, wie man mit der Streusalzproblematik in Zukunft umgehen wird. Irgendetwas müsse man gegen das Eis im Winter tun. Eventuell sei es möglich, die Wege in Zukunft zu beheizen, um die Steine zu schonen. Diese Idee hat zumindest Prinz Georg Friedrich.