Der Katholische Kirchenchor aus Bisingen hat nicht nur eine lange Geschichte, sondern war früher auch zahlenmäßig ein stattlicher Chor, wie sich auf dieser alten Aufnahme unschwer erkennen lässt. Archivfoto: Wahl Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Erste Probe am 2. September / Bisinger Kirchenmusik mindestens seit 1867

Seit rund 150 Jahren widmen sich der Kirche und dem Glauben zugetane Sänger im katholischen Kirchenchor der Pfarrei St. Nikolaus der "musica sacra". Doch es werden weniger und der Chor sucht neue Mitglieder.

Bisingen. In all den Jahrzehnten seit Bestehen waren es eine Großzahl an Sängern, die dem Lobgesang zur Ehre Gottes und Erbauung der Gemeinde huldigten.

Nun beginnt am Freitag, 2. September, um 20 Uhr im katholischen Gemeindezentrum die erste Chorprobe für das neue Projekt. Zur Aufführung der "Missa brevis in C" von Wolfgang Amadeus Mozart sol nämlich ein Projektchor entstehen, in dem alle Liebhaber des Gesangs mitmachen können. Die seit vielen Jahren als Kirchenchorvorsitzende agierende Helga Eger hofft ähnlich wie in den Vorjahren auf regen Zulauf.

Viele Dirigenten prägen die Chorgeschichte

Die erste schriftliche Erwähnung des Kirchenchors im Jahr 1867 erfolgte anlässlich der damaligen Gründung der Cäcilienverbände. Es darf jedoch davon ausgegangen werden, dass es schon zuvor einen Chor gab, welcher sich der Kirchenmusik verschrieben hat.

Ein großer Förderer der Kirchenmusik war der erste Pfarrherr in Bisingen, Matthias Sauer. Dieser lebte mehrere Jahre in Rom und lernte dort auch die Kirchenmusik zu schätzen. Bevor er in die Zollergemeinde kam, lebte er bei den Jesuiten und beschäftigte sich dort mit Choralmusik. In Bisingen traf er auf den damaligen Lehrer Kaspar Häusel, einen versierten Dirigenten und Organisten.

Mit dieser Kombination blühte der mehrstimmige Chorgesang in der Pfarrgemeinde auf. Unter den Nachfolgern Häusels war es Hauptlehrer Philipp Brändle, der zur damaligen Zeit bereits mit 15 Sängern jedes sonntägliche Hauptamt mit vierstimmigem Gesang bereicherte.

Von 1928 bis zum ersten Jahr des Zweiten Weltkrieges war es dann Josef Knaus, der dem Chor als muskalischer Leiter vorstand. Bis 1941 übernahm Karl Failer die Leitung und von 1941 bis 1947 hatte Pfarrer Alois Oswald aus Steinhofen die Stabführung. Unterstützung erhielt dieser durch die Hilfsorganistin Paula Beck.

Die Blütezeit des katholischen Kirchenchores Bisingen begann 1947 unter der Leitung von Studienrat Paul Rodewald. Dieser junge und begabte Kirchenmusiker, der als Heimatvertriebener aus Oberschlesien kam, verstand es außerordentlich die Chormitglieder zu musikalischen Höchstleitungen anzuspornen. Unter ihm kamen die ersten Orchestermessen zur Aufführung. Drei Jahre später löste ihn der später ernannte Ehrenchorleiter Josef Kästle ab und leitete den Chor beachtliche 43 Jahre.

Unter ihm erlebte gab es Konzerten im weiten Umkreis, Auftritte bei Ständchen, Rundfunksendungen und vieles mehr. Dank seiner Tatkraft wuchs der gemischte Chor auf rund 50 Sänger an.

Für Ute Lopez-Diaz war es im Jahre 1994 nicht leicht, die Nachfolge von Josef Kästle anzutreten. Trotz allem hat sie es während ihrer achtjährigen Amtszeit mit Talent, Erfahrung und Idealismus geschafft, die große Sängerschar zusammen zu halten.

Kirchenmusiker und Musiklehrer Volker Schneider wurde nach Ulrich Krämer (2002 bis 2003) im Jahr 2003 als Chorleiter angestellt. Von 2010 bis Ende 2014 hielt schließlich Bernhard Leiz den Taktstock in Händen und beendete sein Debüt in Bisingen am Patroziniumsfest 2014 mit der Aufführung der Mozartschen Krönungsmesse.

In den vergangenen Jahren übernahmen zuerst Ann-Katrin Fecker und nach ihr Bastian Lukas aus Gernsbach die Chorleitung des Bisinger Kirchenchores. Walter Kästle (Organist) sprang zudem unzählige Male in die Bresche, wenn Not am Mann war und der Chor einen Dirigenten brauchte.

Der Chor umrahmt üblicherweise Gottesdienste mit Motetten, Kantaten, Messen und anderer Chorliteratur. Zum Patroziniumsfest und zu Ostern werden anspruchs- und kunstvolle Messen zumeist mit Orchesterbegleitung namhafter Komponisten einstudiert und aufgeführt.