Kristina Söderbaum und Heinrich George sind die Hauptdarsteller im letzten Propagandafilm des Dritten Reichs: "Kolberg" sollte in den letzten Kriegswochen den Durchhaltewillen der Bevölkerung stärken. Foto: Gedenkstättenverein Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Der Gedenkstättenverein KZ Bisingen zeigt den NS-Film "Kolberg" in der Hohenzollernhalle

"Lieber unter Trümmern begraben, als kapitulieren!", das ist die Botschaft, mit der der letzte NS-Propagandafilm "Kolberg" die deutsche Bevölkerung zum Durchhalten aufforderte. Der Verein Gedenkstätten KZ Bisingen zeigt den Film am Freitag, 27. Januar, in Bisingen.

Bisingen. Inzwischen ist es schon zur Tradition geworden, dass der Gedenkstättenverein Bisingen zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar einen Vorbehaltsfilm aus der NS-Zeit vorführt. Nach "Jud Süß", "Ich klage an" und "Hitlerjunge Quex" wird nun der Durchhaltefilm "Kolberg" mit Heinrich George und Kristina Söderbaum gezeigt. Aufgrund des großen Besucherzustroms in den vergangenen drei Jahren findet die Veranstaltung dieses Mal im kleinen Saal der Hohenzollernhalle in Bisingen statt. Beginn ist um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Im Gegensatz zum Quex-Film von 1933, dem ersten großen Propagandafilm des Dritten Reichs, ist "Kolberg" der letzte Film des NS-Regimes. Nur wenige Monate vor der sich abzeichnenden Niederlage im Zweiten Weltkrieg sollte der von Propagandaminister Goebbels in Auftrag gegebene "größte Film aller Zeiten" die deutsche Bevölkerung zum Durchhalten aufrufen.

Als historische Parallele wurde dafür die Verteidigung der pommerschen Stadt Kolberg zur Zeit der napoleonischen Kriege gewählt. Nachdem die preußische Armee am 14. Oktober 1806 bei Jena und Auerstedt von Napoleons Truppen vernichtend geschlagen worden war, bot nur noch die Festung Kolberg unter der Führung des preußischen Majors Neidhardt von Gneisenau entschlossenen Widerstand gegen die Belagerer.

Goebbels sicherte dem Regisseur Veit Harlan, der unter anderem "Jud Süß" und "Der große König" gedreht hatte, alle verfügbaren Mittel zu. Aufgabe des Films sollte es laut Goebbels sein, "am Beispiel der Stadt, die dem Film den Titel gibt, zu zeigen, dass ein in Heimat und Front geeintes Volk jeden Gegner überwindet."

Uraufführung des Films fand vor deutschen Soldaten statt

Trotz der schwierigen Versorgungslage gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der mit 8,5 Millionen Reichsmark teuerste Film der NS-Zeit unter ständiger Bedrohung durch Luftangriffe gedreht. Für die vielen, auf einem Feld zwischen Berlin und Potsdam gedrehten Massenszenen, stellte die Wehrmacht eine große Zahl an Soldaten zu Verfügung.

Bewusst fand die Uraufführung des Films am 30. Januar 1945 vor deutschen Soldaten in der eingeschlossenen Atlantikfestung La Rochelle statt. Die Filmrollen hatte man per Fallschirm über der Stadt abgeworfen. Da die meisten Kinos im Deutschen Reich zerstört und die Bevölkerung Anfang 1945 ohnehin andere Sorgen hatte, konnte der mit viel Aufwand gedrehte Film seine beabsichtigte propagandistische Wirkung nicht mehr entfalten.

Der Verein Gedenkstätten KZ Bisingen ist Veranstalter der Filmvorführung. Die Vorstandsmitglieder Susanne Weller und Karl Kleinbach werden historisch und inhaltlich in den Film einführen. Nach der Vorführung gibt es eine Gesprächs- und Diskussionsrunde.

 Der Film "Kolberg" wurde nach 1945 verboten und ist bis heute ein Vorbehaltsfilm. Er kann nur mit Zustimmung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung gezeigt werden.

 Die beiden Hauptdarsteller des Films, Kristina Söderbaum und Heinrich George, spielten bereits in Veit Harlans antisemitischem Hetzwerk "Jud Süß" 1940 gemeinsam.

 Der Film wurde 1943 bis 1944 gedreht und dauert 111 Minuten. Die Uraufführung fand am zwölften Jahrestag der nationalsozialistischen Machtergreifung, am 30. Januar 1945 statt.