Die Pferdepfleger Julia Harsch und Pietro Grandis wohnen und arbeiten an den meisten Wochenenden in einer rollenden Luxusunterkunft für Mensch und Tier. Foto: Janson Foto: Schwarzwälder-Bote

Teilnehmer des Reitturniers rollen mit außergewöhnlichen "LKW" an / Abends wird gern zusammengesessen

Von Lennart Janson

Bisingen-Steinhofen. Das Hohenzollern-Reitturnier in Steinhofen bietet nicht nur Pferdesport auf höchstem Niveau, auch einige der Fahrzeuge, mit denen die Reiter und ihre Helfer anrücken, sind echte Sehenswürdigkeiten.

Reinschauen darf natürlich niemand einfach so, aber Pflegerin Julia Harsch erzählt ein wenig, wie es dort aussieht. Sie selber ist fast jedes Wochenende auf einem Turnier im Einsatz, dann übernachtet sie auch immer in dem "LKW". So werden die riesigen Transporter von den Beteiligten ganz selbstverständlich genannt. Niemand käme auf die Idee, sie als Wohnmobile zu bezeichnen.

Und wer im Internet den Begriff "Pferdetransporter" eingibt, findet Fahrzeuge mit Platz für bis zu sechs Pferde und einem Wohnabteil, das mit Fernseher, voll ausgestattetem Bad, mehreren Schlafplätzen und Küche mit sämtlichen denkbaren Elektrogeräten ausgestattet sind.

In einigen Fahrzeugen kann der Platz im Inneren mittels "Pop-Out" sogar noch vergrößert werden. Das ist ein kastenförmiger Teil des Wohnbereiches, der an der Seite des LKW’s ausgefahren werden kann. In Steinhofen stehen einige von diesen beeindruckenden Fahrzeugen.

Die LKW nennt auch deshalb niemand Wohnmobil, weil die Bewohner sich nicht als Camper verstehen. Die Arbeit als Pferdepflegerin sei hart, berichtet Julia Harsch, aber man lerne dabei viele Menschen kennen. Sie lebt einen Großteil der Zeit im LKW, dort fühle sie sich fast mehr zuhause als in ihrer Wohnung.

Sie stört das nicht. Die Teilnehmer eines Reitturniers bilden eine familiäre Gemeinschaft. Rivalität herrscht nur bei den Wettkämpfen. Abseits davon hilft man sich und verbringt freie Zeit gerne miteinander. Obwohl jeder in seinem Transporter bestens versorgt ist, will sich keiner abkapseln.

Pferdeboxen werden mit Vorhängen und Decken ausgestattet

Trotz allem Luxus, der auch vor den Pferdeabteilen nicht Halt macht, ist die Anreise Stress für die Tiere. Die Pferdepfleger reisen oft schon am Vortag des Turniers an, um ihre Schützlinge in Boxen unterzubringen und ihnen Zeit zur Beruhigung zu geben.

Dazu versuchen die Pfleger den Pferden alles zu bieten, was die Tiere von zu Hause gewöhnt sind. Decken und Vorhänge werden in die Boxen geschleppt, um sie wohnlich zu gestalten. Es muss regelmäßig ausgemistet werden und die Pferde brauchen immer wieder Futter und Wasser. Erst um 22 Uhr beginnt die Stallruhe, dann haben Pferdepfleger Feierabend.

Es kommt zwar keine Lagerfeuerromantik auf, wenn jeder seine eigene Wohnung auf Rädern mitbringt, aber Reiter und Pferdepfleger lassen die anstrengenden Turniertage gerne in geselliger Runde ausklingen.

Es kann allerdings vorkommen, dass einem das Wetter einen Strich durch die Rechnung mach, berichtet Julia. Wenn es viel regnet, ist das Leben auf dem Platz schon beschwerlich. Die Wiese wird komplett zertrampelt. Und auch die Abreise wird komplizierter. Immer wieder kommt es vor, dass die schweren Fahrzeugen einfach im Schlamm stecken bleiben.