Christoph Michailidis verbringt als Geschäftsführer viel Zeit in seinem Unternehmen im Bisinger Gewerbegebiet. Jetzt engagiert er sich auch noch im Gemeinderat. Foto: Begemann Foto: Schwarzwälder-Bote

Christoph Michailidis möchte das Gewerbegebiet beleben / Die Neuen im Bisinger Gemeinderat (1)

Von Daniel Begemann

Bisingen. Er ist der erste Ausländer, der jemals in Bisingen in den Gemeinderat gewählt wurde: Christoph Michailidis. Mit 13 Jahren kam er aus Griechenland nach Bisingen und war schockiert vom Dorfleben. Heute sieht der Unternehmer die Gemeinde mit einem anderen Blick.

Christoph Michailidis ist ein Musterbeispiel erfolgreicher Integration. Dass er es jetzt in den Bisinger Gemeinderat geschafft hat, ist ein Erfolg, mit dem er nicht gerechnet hatte. Für ihn ist seine Wahl auch ein Zeichen dafür, wie sich Bisingen im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Er sagt: "Die Menschen sind im Laufe der vergangenen 40 Jahre immer offener geworden. Ob Intergration gelingt, hängt nicht nur von den Immigranten ab, sondern auch von den Menschen vor Ort."

Der Bisinger möchte ein Vorbild für die Migranten sein

Als er 1972 mit seinen Eltern aus der griechischen Großstadt Thessaloniki nach Bisingen kam, habe er zunächst einen Kulturschock erlitten. Seinen ersten Eindruck hat er noch immer vor Augen: "Wir sind durch den Ort gefahren und ich habe links und rechts überall Misthalden gesehen." Trotzdem fand er schnell Kontakt: "Ich war der einzige Grieche in der Schule, spielte nur mit deutschen Kindern und musste daher auch deutsch sprechen", erzählt er. Die Voraussetzungen für eine gelungene Integration waren geschaffen.

Später machte er in Bisingen eine Ausbildung als Elektroniker, spezialisierte sich auf Sicherheitstechnik und Alarmanlagen. 1984 gründete er sein eigenes Unternehmen, CM Security, das heute 70 Mitarbeiter hat und im Bisinger Industriegebiet liegt. Außerdem ist er im Fußballverein, dem FC Steinhofen, engagiert.

Als Unternehmer sieht er für Bisingen großes Zukunftspotenzial, das es auszuschöpfen gilt: "Es ist wichtig, Bewegung in das Gewerbegebiet zu bringen. Dazu müsste man ein Konzept erstellen, das zeigt, welche Vorteile Bisingen als Standort für Unternehmen bietet." Seine Rechnung ist einfach: Siedelt sich Industrie an, gibt es Arbeitsplätze. Damit bleibe Bisingen auch in Zukunft als Wohnort attraktiv. Und er ist sich sicher: "Die Voraussetzungen stimmen. Wir haben durch die Lage an der B 27 eine gute Infrastruktur. Auch zur A 81 ist es nicht weit."

Außerdem möchte er im Gemeinderat Vorbild für andere Migranten sein. Er sagt: "Ich möchte ein Zeichen dafür setzten, dass man sich auch als Ausländer engagieren kann."

Es war nicht das erste Mal, dass er zur Gemeinderatswahl antrat. Schon 1999 wurde er von den Freien Wählern gefragt, ob er kandidieren wolle. "Mir war klar, dass ich mich nur aufstellen lasse, um zu zeigen, dass ich bereit bin, mich einzusetzen." Dass es zum Einzug in den Gemeinderat nicht reichte, machte ihm daher nichts aus. Die Freien Wähler hatten ihm schon damals gefallen. "Dass sie mich gefragt haben, hat mir gezeigt, dass sie offen und tolerant sind", erzählt er. Fünf Jahre trat er wieder zur Wahl an, immer noch als einziger Ausländer. Auch 2009 ging er ins Rennen.

Dass er dieses Jahr, nach seiner vierten Kandidatur, den Sprung in den Gemeinderat geschafft hat, war eine große Überraschung für ihn. "Als ich es erfuhr, war ich anlässlich des 30. Hochzeitstags mit meiner Frau auf einer Kreuzfahrt." Für Christoph Michailidis ist es eine große Vertrauensbestätigung der Bisinger Bevölkerung.